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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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sagte die schöne Majestät leise.
     
    Der Schwarze Turm, vor dem die Fünf jetzt standen, hatte sich seinen Namen redlich verdient. Er befand sich keine fünf Minuten entfernt vom weißen Schloss, auf der anderen Seite des Platzes vom Heiligen Stein. Er reichte an die fünfzig Meter hoch, gemauert, mit Zinnen und Erkern – und war kohlrabenschwarz. Zwei oder drei kleine Erker schienen wie Vogelnester an das Mauerwerk geklatscht worden zu sein. Wer mochte der finstere Baumeister gewesen sein, dem so etwas Unschönes eingefallen war? Er war vermutlich längst verstorben, denn der Turm schien mindestens Hunderte von Jahren alt zu sein. Die Steine des Mauerwerks waren bereits rissig geworden und bröckelten in großen und kleinen Stücken aus der runden Wand. Obenauf fand sich ein Dach, mehr als notdürftig mit zerschlissenen schwarzen Dachschindeln bedeckt, die eventuellem Regen – so selten er auch war im Nichts – wohl kaum ernsthaften Widerstand beim Eindringen leisten würden. Rund um den zylinderförmigen Turm sah man seine Zinnen und seine Spitze, die in die Wolken zu reichen schien; dort flogen schwarze, kreischende Vögel. Krähen? Oder sogar Fledermäuse? Am helllichten Tag? Von unten aus waren sie nicht eindeutig zu bestimmen. Vielleicht war es mal wieder eine eigene Nichtsspezies. Der Turm stand auf einem finsteren Hügel, den es zu erklimmen galt, um die Ebenholzpforte zu erreichen. Der Hügel war erbärmlich spärlich bedeckt mit ein paar Handvoll völlig verbrannter und toter schwarzer Fichten und Tannen, die sich südlich des Hügels bis in den toten Wald fortsetzten, den die Menschen auf ihrer Reise durch das Zentrum gesehen hatten. Die schwarzen Vögel am trüben Himmel schienen die Gäste zu verspotten, als sie durch die staubige Asche den Hügel hoch zum hohen Portal des Turmes vordrangen. Ben beschloss, die Katzen diesmal nicht mit hineinzunehmen, da er dem Herren des Gebäudes nicht traute. Womöglich aß er Katzen ja zum Mittagessen, wofür langsam wieder einmal die Zeit wäre. Denn die Sonne stand hoch wie nie zuvor und danach an diesem Tag am Himmel. Doch ihre Strahlen vermochten kaum die Nebelschwaden zu durchdringen, die den finsteren Turm umwaberten. Die beiden Katzen schienen instinktiv verstanden zu haben, denn kaum hatte Ben seine Befürchtungen laut ausgesprochen, preschten sie davon und verschwanden im düsteren Unterholz des Hügels. Ben nahm sich den schweren metallenen Ring unter dem Teufelskopf am Tor vor und klopfte an. Ob man ihnen wohl aufmachte? Scheinbar nicht, denn mehrfach wiederholte er die Prozedur, und niemand machte irgendwelche Anstalten zu öffnen. Er blickte sich, unsicher, was zu tun sei, zu seinen Freunden um, als es dann doch noch geschah: Das Portal wurde geöffnet, und düsterer Rauch trat aus dem Spalt. Schließlich erschien ein übelriechendes Schattenwesen im Torrahmen und machte ein blödes Gesicht. Er war nur gut eineinhalb Meter groß, doch ungemein kräftig. Die Kreatur wirkte im Ganzen ein wenig windschief, denn die rechte Körperhälfte war eindeutig einige Zentimeter kürzer geraten als ihr Pendant auf der linken. Er hatte einen Buckel, wie man ihn beim Glöckner von Notre Dame oder bei Graf Draculas stumpfsinnigen Butler Ygor vermutet hätte. Doch handelte es sich wohl nicht um einen Menschen. Auch trug er keinerlei Kleidung, sondern ein spärliches und mottenbewohntes braunschwarzes Fell. Außer im Gesicht; das wurde lediglich von einem zweitklassig sprießenden Vollbartansatz gerahmt. An den Seiten des kugelrunden Kopfes, unter dem kaum eine Andeutung von Hals zu sehen war, reckten sich zwei beinahe menschenähnliche Ohren unübersehbar nach rechts und links. Er besaß eine Nase, die an die eines Wildschweinebers erinnerte, einen Mund, welcher der Nase in puncto Hässlichkeit um nichts nachstand und tiefschwarze, nahezu blinde Knopfaugen über dem Rüssel. Sein Kopf war bis auf ein paar düstere Stoppeln kahl, doch hatte er anstatt einer lockigen Haarpracht zwei Auswüchse an den Seiten des Schädels, die an die Kleinausgaben von Hirschgeweihen erinnerten. Alles in allem ein wenig schöner Anblick. Fast hätte Charly über diese hässliche Gestalt gelacht, aber er wusste gerade noch sich zu benehmen. Ben fürchtete sich eher ein wenig vor dem Buckligen. Doch womöglich war jener Typ in der Tür nichts anderes als eine einsame Kreatur, von Natur aus freundlich, dem wegen seiner Gestalt und seiner Behinderung jedoch nichts anderes übrig geblieben

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