Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
habt dazu eine volle Sanduhr lang Zeit.“
Der Teufel reichte Ben eine Sanduhr, die mit feiner Asche gefüllt war. Mit der Asche Verstorbener, wie die Menschen glaubten. Ben nahm sie dennoch entgegen. Doch die Asche rieselte nicht. Noch nicht.
„Und wenn wir es nicht schaffen, bringst du mich und meine Freunde um?“
„Nachdem du mir den Zugang in deine Dimension verschafft hast. Ja!“
Ben schaute seine Freunde nacheinander an. „Seid Ihr bereit, diese Gefahr einzugehen?“
„Wie immer, Kumpel“, antwortete Charly. „Und was haben wir schon zu verlieren?“
„Hab doch gesagt, ich tret dem Teufel in den Arsch. Dem Satan auch, wenn's sein muss! Oder soll ich an Langeweile im Altersheim verrecken, verdammt?“
„Meine Axt steht zu deiner Verfügung.“
„Und wenn du da unten eine Chauffeurin brauchst, bin ich dabei.“
„Aber ich setze nicht nur unser Leben aufs Spiel. Wenn es schief geht, werde ich eine ganze Welt verraten und verkaufen müssen! Glaubt Ihr nicht, ich sei wahnsinnig geworden?“
„Das warst Du schon immer!“, flachste Charly. „Außerdem schaukeln wir das Kind schon. Niemand kommt gegen Bens Bande an, Junge!“
„Oder gegen einen Wirt im Ruhestand!“, ergänzte Yoghi im Brustton der Überzeugung.
Ben war immer noch der Meinung, er sei im Eifer des Gefechts mindestens einen Schritt zu weit gegangen, aber es gab kein Zurück mehr.
„Fürst, wir sind bereit!“
Der Teufel lachte. “Es sei!“
Wie von Geisterhand öffnete sich unter den fünf Freunden eine Falltür. Eine Falltür direkt in die Hölle...
*
Kapitel 20
Fegefeuer der Heiterkeiten
I m freien Fall ging's eine mindestens Etage tiefer. Der Aufprall war zwar schmerzhaft aber niemand wurde verletzt. Es sei denn, man wollte eine Hinterteilprellung unbedingt als Verletzung bezeichnen. Aber wo waren die Fünf da bloß gelandet? Vorerst gab es keine Antwort darauf, denn es war stockfinster. Doch nach und nach wurde es heller. Die Schwärze, welche die unfreiwilligen Gäste ringsum umgab, wich einem schwachen Licht, das – wie in einem Kino nach der Filmvorführung – langsam aber stetig an Intensität gewann. Schließlich erkannten die Fünf, wo sie sich befanden: Ein Wartezimmer. In eben diesem zählten sie rund zwei Dutzend Stühle an den kahlen, gemauerten Wänden. Das Mauerwerk war brüchig und schmuddelig. Genauso wie der uralte PVC-Belag des Fußbodens. Die Decke war eine Ansammlung aus altem Putz, riesigen Spinnweben und Flecken von Feuchtigkeit und Schimmelpilz. Doch eine Luke oder ein Loch, durch das die drei Reisenden soeben in die Hölle geplumpst sein mussten, suchte man vergebens.
Keiner der Stühle sah aus wie der andere. Sie stammten aus verschiedenen Epochen und Kulturen. Es handelte sich um Fernsehsessel und Melkschemel, hölzerner Küchenstuhl und Designermöbel, ein Hocker aus dem Mittelalter und ein Plastikteil, das aus dem Zeltlager der Auserwählten hätte stammen können, und so weiter. Noch seltsamer waren die Wesen auf den Stühlen. Nur drei davon schienen zur Zeit besetzt zu sein. Scheinbar hatte niemand sonst den Drang verspürt, in die Hölle umzusiedeln, die wohl hinter der einzigen Tür wartete, die dieser hässliche Raum zu bieten hatte. Auf einem einfachen Holzstuhl saß mit stumpfsinnigem Blick ein alter Krieger à la Dschingis Khan oder Attila, dem Hunnen. Fragen mochten ihn die Neuankömmlinge nach seiner genauen Herkunft nicht unbedingt. Sie glaubten nämlich kaum, dass er sehr gesprächig war, denn er trug noch den Strick um den Hals, mit dem ihm einst seine Kriegsgegner aufgeknüpft hatten. Er schien schon seit ein paar Jahrhunderten – wenn nicht länger – auf seinen Einlass in die Hölle zu warten, dennoch wirkte er sehr geduldig für einen Toten. Nur ab und an hörte man ihn mit den Zähnen knirschen. Wut oder Zahnweh? In einer anderen Ecke hockte ein totes Monster aus Macabra. Leuchtend grüner Schleim lief dem hässlichen schwarzen Gesellen aus dem Maul. „Verdammt! Wer hat mir bloß den Haushaltsreiniger in den Kaffee geschüttet?“, murmelte er vor sich hin. „Wo doch jeder weiß, dass ich keinen Kaffee vertrage!“
Den Typen, der in einem Korbsessel der Tür am nächsten saß, kannte Ben bereits. Es war der Tod persönlich. Jener schwarze Mann mit Glatze und Sonnenbrille, mit dem Ben das Vergnügen hatte, als sie im Batarendorf weilten.
„Hallo, Ben“, sagte dieser. „Ist deine Zeit etwa schon gekommen?“ Rasch blätterte er durch
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