Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
schaute noch einmal auf die Notiz, und das Mosaik schien sich zusammenzufügen.
„Natürlich. Die Statue ist aus Stein und in ihrer Schatulle ist der dritte Stein. Aber warum hat der ältere Herr in seinem Gedicht von lebendem Stein geredet? Könnt ihr Euch einen Reim darauf machen?“
„Nö“, meinte Nessy. „Und bleib mir fürs erste mit Reimen jedweder Art vom Leib!“
„Also gut. Holen wir uns die Steine“, schlug Ben vor und stand auf. Genau wie die anderen, denen schon langsam ihre Hinterteile zu heiß wurden auf dem warmen Boden der Hölle.
„He, will denn keiner hören, was ich so alles hinter den Türen zu sehen bekommen habe?“, moserte Nessy.
„Darauf kommen wir zurück, wenn wir die Steine doch nicht finden“, antwortete Ben.
„Falls die Zeit dann noch reicht“, ergänzte der Taure.
„Schade“, meinte Nessy. „In einem Zimmer wurde Fußball gespielt.“
„Wer wurde denn da drin bestraft?“, wollte Ben wissen.
„Irgendwelche Engländer“, behauptete Nessy. „Verlieren pausenlos im Elfmeterschießen...“
„Wo fangen wir an mit unserer Suche?“, wechselte Yoghi das Thema. „Vielleicht gibt’s ja doch einen der Steine in dem Zimmer mit den Wetttrinkern...“
„Vergiss es“, ermahnte Ben seinen dicken Freund. „Wir sind hier, um ein Rätsel zu lösen und nicht, um Spaß zu haben.“
„Na, vielleicht lässt sich ja beides verbinden“, meinte der durstige Wirt immerhin noch.
Die Fünf beschlossen also, der im Gedicht genannten Reihenfolge nachzugehen. So öffneten sie zuerst die Tür, hinter der Charly seine verstorbenen Großeltern gesehen hatte, und gingen hinein.
*
Kapitel 21
Vier Türen
D i e E R S T E T ü r :
Ach, Opa. Schau doch, wer da ist! Unser kleines Enkelchen. Und seine Spielkameraden hat er auch mitgebracht. Sogar eine kleine Freundin ist dabei. Ist das nicht niedlich?“
Scheinbar war Oma gar nicht aufgefallen, dass sie keine kleinen Kinder mehr vor sich hatte, sondern drei Teenager, einen riesigen Stiermann und einen alten, verschwitzten Gastwirt. Aber man sollte ja nicht zuviel erwarten. Schließlich war sie seit bald zehn Jahren tot. Und ihr Mann, von ihr nur Opa genannt, hatte es schon ein Jahr vorher erwischt.
Und was den Gästen zuvor nicht aufgefallen war: Hier in diesem Raum war alles ein wenig zu groß geraten. Die Möbel, die Großeltern, die Wände. Es schien, als wären die Fünf auf die Größe von Schulanfängern geschrumpft worden. Und genauso sahen die Großeltern sie offensichtlich auch. Für die Beiden existierte das heutige Äußere der Besucher gar nicht. Wie auch immer – die Abenteurer waren also bei Opa und Oma gelandet. Plötzlich schien kurz vor der Jahrtausendwende zu sein, und sie waren auf dem alten Bauernhof vor der Stadt gelandet, wo Charly damals seine Ferien verbracht hatte.
„Na, dann setzt euch hübsch den Tisch, ihr Buben und Mädchen. Hände gewaschen? Ihr kommt gerade richtig. Der Kuchen ist gleich fertig. Wie heißen denn deine neuen Spielkameraden, Karl-Heinz?“
Charly hatte diesen offiziellen Namen schon immer gehasst, nannte seiner Großmutter jedoch die Namen seiner Begleiter. Zähneknirschend beschloss er, das Spiel mitzuspielen. Mühsam kletterten die Fünf daraufhin auf die viel zu hohen Stühle und setzten sich an den Tisch. Sie konnten dabei kaum über die Tischkante schauen. Alles war ein paar Nummer zu groß für sie. Sogar das Backblech auf der Tischplatte schien für sie die Größe eines Fußballfeldes zu besitzen.
Nessy trat unter dem Tisch nach Charly. „Was soll der Humbug? Willst du das durchziehen?“, flüsterte sie.
„Was soll ich denn machen? Das sind meine toten Großeltern. Keine Ahnung, warum die in der Hölle gelandet sind. Außerdem kriegen wir auf diese Weise ja vielleicht den bescheuerten Stein ohne viel Aufwand in die Hände. Wart's nur ab.“
„Und, wie war es in der Schule?“, fragte die Oma mit leiernder Stimme. „Habt ihr eure Zeugnisse mitgebracht? Ihr wisst ja, für jedes Sehr gut gibt euch der Opa einen Groschen. Stimmt's, Opa?“
Der brummte nur. Scheinbar als Zustimmung.
„Nein, Oma, die haben wir leider vergessen“, sagte Charly, der seine Schulzeugnisse vor gar nicht allzu langer Zeit verbrannt hat. Nie hatte er von Opa einen Groschen bekommen. Genauso wenig, wie je ein Sehr gut auf dem Zeugnis bekommen hatte.
„Das ist aber schade. Ihr ward aber schön fleißig und brav, gell?“
Alle Fünf nickten
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