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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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und versuchte, den ein oder anderen der Lebendigen mit seinen Krallen zu erwischen. Doch die Auserwählten stemmten sich mit aller Kraft gegen die Stahltür. Wie lange konnten sie der Urgewalt des Dämons Paroli bieten? Denn er schien über die Kraft der zwei Herzen zu verfügen. Hätten sie den Tauren nicht dabei gehabt, hätten sie den Kampf eh längst verloren geben müssen.
    „Hoppla, jetzt komm ich!“, brüllte allerdings der gewichtige Wirt im Ruhestand, nahm Anlauf und stürmte samt seinem Bierbauch auf die Tür zu. Die anderen konnten sich gerade noch rechts und links von der Tür in Sicherheit bringen, ehe Yoghi mit voller Wucht dagegen rauschte und es einen gehörigen Krach gab. Dann herrschte für einen Moment Ruhe. Auf dem Boden des Korridors, vor der gewaltsam ins Schloss gedrückten Tür, waberte irgendetwas schleimiges Grünes. Das Blut des Dämonen vermutlich. Und sein linker Arm. Abgetrennt vom Rest des bizarren Schattenwesens. War es tot? Schwitzend und zitternd kamen die Freunde unweit des Ortes des Geschehens zur Ruhe und blieben erst mal auf dem Korridor liegen. Die Asche rann weiter durch das Glas.
    „Haben wir's geschafft?“, wollte Nessy wissen.
    „Dank unserem Yoghi – ja! Und ich glaube, ich werde langsam alt“, sagte Rippenbiest in abgehackten Worten, sichtlich mitgenommen. „Früher hätte ich dem Vieh die Flügel einzeln ausgerissen.“
    „Du wirst nicht alt – du bist alt“, frotzelte Ben, der sogar noch erschöpfter war.
    Doch jäh wurde ihr Smalltalk unterbrochen, als hinter der Tür des Dämons ein lautes Klopfen und Hämmern einsetzte. Schnell bekam diese die ersten Risse. Mit der einen verbliebenen Klaue, nicht minder stark wie die verlustige, versuchte das Untier, die Tür einzuschlagen, um doch noch die Fremden zu erwischen und Brei aus ihnen zu machen. Doch bevor die an sich äußerst stabile Tür nachgeben konnte, rappelten sich die Fünf in Windeseile wieder auf und rasten den Korridor entlang, tiefer in die Hölle hinein. Und tschüss! Sie erreichten tatsächlich unbeschadet die nächste geheimnisvolle Tür ...
     
    D i e  D R I T T E  T ü r :
     
    Hinter der ersten Tür war es an sich recht ungefährlich gewesen, wenn man einmal von einzelnen Austrocknungserscheinungen nach extremem Kuchengenuss absah. Allerdings ein wenig skurril. Hinter der zweiten war's zwar brandgefährlich, aber im Grunde ja auch keine allzu große Sache: Kurz rein, Stein mitnehmen und raus. Eine Sache von Minuten. Naja, da war natürlich noch der geflügelte Dämon... Aber vor der dritten Tür grauste es den Auserwählten ungleich mehr. Zumindest den Jüngeren. Denn Yoghi mochte – was er allerdings niemals so ohne Weiteres zugegeben hätte – Heimatfilme. Trotz einzelner Bedenken gingen sie hinein und fanden sich in einem kleinen Vorführraum wieder. Ein gehörnter Teufel, ähnlich dem, der oben im schwarzen Turm hockte und auf das Scheitern der ganzen Mission hoffte, hatte gerade wieder die Wiedergabetaste am bereits qualmenden Videorecorder gedrückt, und der Heimatfilm Und ewig rauschen die Tannen begann von vorne. Zum hunderttausendsten Mal vielleicht. Wer konnte das wissen? Höchstens die acht Verstorbenen, die auf unbequemen Holzstühlen saßen, mit schweren Tauen und Stahlketten gefesselt waren, und all das ertragen mussten. Sie hatten sicher schrecklichste Verbrechen verübt, als sie noch unter den Lebendigen weilten, um diese Höchststrafe zu verdienen. Es waren Menschen. Europäer, wie es schien, die wohl auch schon zu Lebzeiten Heimatfilme kennen und vielleicht sogar hassen gelernt hatten. Bei der fünfzigsten Wiederholung spätestens hatten sie alle ihren Verstand verloren und starrten nun mit Stumpf- und Wahnsinn gleichermaßen in den Augen auf den großen Monitor an der Wand vor sich. Einer aß vor lauter Verzweiflung seine eigenen Finger auf, eine andere, eine Frau von rund siebzig Jahren, schrie fast pausenlos, man solle ihr einen Strick bringen, damit sie sich aufhängen könne. Yoghi blieb von all dem unberührt. Er mochte den Film und setzte sich auf einen der freien Stühle. Gerade erfuhr im Film die arme Marie von ihrem Arzt, der ihr einen Zettel reichte, dass sie taub geworden war. Durch die Schwindsucht, die sie im Kindesalter heimgesucht hatte. Wie sollte sie nun noch ihren Liebsten, den Hirschhuberbuben abbekommen? Wobei dieser ohnehin drauf und dran war, die reiche Gräfin Adele zu ehelichen. Was für eine Tragödie! Der ansonsten so raue Wirt drückte sich

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