Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Schritte zurückverfolgen und erneut entscheiden, wie und wo es weitergehen sollte. Langsam wurde es Abend und noch immer hatten die Abenteurer nicht den geringsten Hinweis auf eine Art Ausgang entdeckt, der sie möglicherweise weiter auf ihrem Weg zu Lisa und schließlich zum Unsterblichen bringen würde.
„Sagt mal, Boys!“, meinte der Wirt nach etlichen Stunden. „Waren wir hier nicht schon mal? Ich glaube, wir sind im Kreis gelaufen.“
Längst wussten die Menschen, der Taure und der Wirt nicht einmal mehr, an welcher Stelle sie den Irrgarten überhaupt betreten hatten.
„Kann sein, kann auch nicht sein“, antwortete Ben ausweichend und hatte im gleichen Augenblick wieder einmal eine Idee. Er nahm ein Schweizer Taschenmesser aus seinem Rucksack und kratzte mühsam in beide Steinwände zu seiner Rechten und Linken ein Kreuz in die Felsoberfläche. Kleine Quarzkristalle wichen widerstrebend der Stahlklinge und fielen blitzend in der untergehenden Sonne zu Boden.
„Nicht gerade tief, aber erkennbar!“, meinte Ben schließlich recht zufrieden. „So wissen wir wenigstens, wo wir schon waren und können diese Wege getrost vergessen, um woanders nach dem Ausgang aus diesem Wahnsinn zu suchen.“
Gesagt, getan. Die Fünf setzten ihre Wanderung durch die riesigen Steinwände hindurch fort. Zwar wussten sie jetzt meist, wo sie bereits gewesen waren und mieden fortan diese Gänge, aber der Irrgarten schien unendlich verwinkelt zu sein, denn immer wieder gab es neue Wege, neue Entscheidungsmöglichkeiten und neue Sackgassen. Nur keinen Ausgang! So groß hatte das Ding von draußen eigentlich gar nicht ausgesehen. Genauso wie die Sonne am Himmel sanken Mut und Hoffnung der Gefangenen in diesem eintönigen Labyrinth ohne Ausweg. Schließlich war es stockfinster geworden. An Weitergehen war nicht zu denken. Keiner von ihnen konnte noch erkennen, ob bereits ein Kreuz in eine Wand gekratzt worden war oder nicht. Zuletzt waren nicht einmal mehr die einzelnen Mauern zu unterscheiden, als ob selbst der Mond ihnen übel gesinnt wäre und ihnen sein Licht in dieser auswegslosen Lage vorenthalten wollte. Es hatte keinen Sinn. Wären sie weitergegangen, hätten sie fürchten müssen, sich die Köpfe an den massiven Wänden an- oder gar einzuschlagen. Und außerdem war es nicht nur eine Sache der Unmöglichkeit – sie wollten auch einfach nicht mehr weiter. Es war irgendwie alles zuviel gewesen in den letzten Tagen: Der Weg zur Mitte der Mitte, das Wiedersehen mit Yoghi, die Besuche bei Königin und Fürst, der Aufenthalt in der Hölle und nun dieser sinnlose Marsch. Menschen wie Katzen waren rechtschaffen müde und kraftlos. So legten sie sich zwischen die kahlen Steinwände auf den vom Sonnenschein des vergangenen Tages erwärmten Boden und schliefen rasch ein. Die Katzen kuschelten sich auf dem umfangreichen Bauch des Wirts zusammen. Es wurde für alle ein traumloser Schlaf der Erschöpfung. Und nicht einmal in dieser Nacht im sommerlichen Nichts sank die Temperatur unter zwanzig Grad, so dass die Fünf bis zum Eintreffen der ersten neuerlichen Sonnenstrahlen am Morgen danach wenigstens ungestört durchschlafen konnten. Dennoch wachten die Fünf kurz nacheinander mit schmerzenden Gliedern auf. Zwar war es durchaus recht warm gewesen in der Nacht, aber auch sehr unbequem auf dem harten Steinboden. Nur nach und nach kam wieder Leben in die geplagten Reisenden.
„Und jetzt?“, fragte Charly nach dem inzwischen üblichen Frühstück aus Saft und Vollkornriegeln.
„Keinen Schimmer, Kumpel!“, tat Ben seine ehrliche Ansicht kund.
„Habt ihr denn für diesen Fall kein verdammtes Gedicht?“, fragte Yoghi, der keine Lust hatte, auch noch diesen Tag mit endlosem Marschieren durch Sackgassen, Einbahnstraßen und anderweitigen, falschen Wegen zu vergeuden.
„Hat Meister Athrawon, der alte Freund des Reim-dich-oder-stirb nicht mal was dazu gesagt?“, erinnerte sich Nessy vage, die Gedichte von Tag zu Tag mehr verabscheute.
„Ja klar!“, meinte Ben, und seine Miene hellte sich passend zur Sonne auf. „Wo ist der Zettel mit dem Gedicht schon wieder hin?“
Ben fand schließlich seinen Notizblock und suchte in den Ratschlägen des alten Gelehrten nach dem entsprechenden Hinweis.
„Hört zu! Hier sagt er etwas zu diesem irren Irrgarten: Im Zentrum des Landes – im Labyrinth, weiß den Ausgang alleine ein kleines Kind. Was soll das wohl bedeuten, Freunde?“
„Tolle Sache das“, maulte Nessy. „Hat denn einer
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