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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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stundenlang. Wie lange mochte es schließlich geregnet haben? Zwei Stunden? Vielleicht noch mehr. Doch immer noch schauten die kleinen Menschen auf dem Hügel gebannt auf die großen Geschehnisse zu ihren Füßen. Wenn diese Schöpfungsgeschichte im Kleinformat schon stundenlangen Regen produzierte, wie lange mochte der Regen in den Frühstunden der Erde tatsächlich angedauert haben? Hunderttausende von Jahren? Wahrscheinlich noch länger. Schließlich fielen die ersten nennenswerten Sonnenstrahlen durch die letzten Wolkenfetzen zu Boden, um die weiteren Ereignisse zu erhellen. Just in diesem Augenblick hörte Ben ein Geräusch, dessen er sich nicht mehr bewusst war, seit er sich in dieser seltsamen Dimension aufhielt. Doch das Geräusch stammte nicht aus dem Tal selbst, es kam von seinem Handgelenk her. Es handelte sich um das Ticken einer Uhr. Seiner Uhr. Die Armbanduhr, die ihren Dienst seit dem Dimensionswechsel versagt hatte, tickte plötzlich wieder. Sie zeigte Null Uhr an, und der Sekundenzeiger bewegte sich unaufhaltsam von der Null weg. Irgendetwas begann. Das Leben unten in der Schlucht! Während sich die Oberfläche der Mini-Erde verschob, so wie es die Kontinente seit jeher auf dem flüssigen Erdinneren tun, entstand an einer unsichtbaren Stelle im Urozean zufälligerweise - oder gottgewollt? - das Leben. Bens Uhr zeigte Null Uhr an und begann ihre Reise im Kreis der Zeit. Um zwölf Uhr würde sie zu Ende sein.
    0.00 Uhr:
    Die ersten primitiven Lebensformen – Bakterien und Algen – schwammen unsichtbar klein für die Menschen, die das überflutete Tal beobachten, im Urozean. Nach und nach entwickelten sich komplexere Lebensformen daraus. Das alles passierte in Stunden. Doch waren es auf der jungen Erde einst hunderte von Millionen Jahren gewesen. Unendlich viele Pflanzen und wirbellose Tiere entstanden in dem gewaltigen Meer: Quallen, Würmer, erste Tintenfische und Schalentiere.
    4.00 Uhr:   
    Endlich sahen auch die Menschen auf dem Hügel das frühe Leben. Die ersten Pflanzen gruben ihre Wurzeln in trockenes Land. Ihnen folgten die Insekten, die sich ebenfalls aus der Gefangenschaft des Meeres befreien konnten. In den zurückweichenden Wassermassen hatte das Zeitalter der Fische begonnen.
    5.00 Uhr:
    Mehr und mehr Landmasse kam zum Vorschein. Aus dem einen Urozean entstanden mehrere kleinere. Feuchtgebiete trockneten im extremen Wechsel des Klimas aus und zwangen die Lungenfische zu einem folgenschweren Schritt: Dem Schritt ans Land. Nun war auch die Zeit für die Auserwählten gekommen, ihren sicheren Hügel zu verlassen und das Tal zu durchqueren. Zwar hätten sie auch die riesige Schlucht an deren Rand umgehen können, doch hätte dies unweigerlich einen immensen Umweg und in diesem Zusammenhang einen herben Zeitverlust bedeutet. Und Zeit hatten sie nicht.
    Der Abstieg hinunter verlief erwartungsgemäß mehr oder weniger problemlos. Doch je weiter sie den Abhang hinunterkletterten, desto tiefer bewegten sie sich zurück in die Vergangenheit des Lebens, wurden selbst Teil dieser Entwicklung, ohne jedoch eingreifen zu können. Schließlich hatte auch der alte Yoghi – als letzter und schwitzend – den Grund des Tals erreicht. Benommen von den unfassbaren und verwirrenden Eindrücken verharrten die Besucher einige Augenblicke lang. Sie erwartete eine unglaubliche Landschaft, wie sie niemals zuvor ein Mensch zu gesehen bekommen hatte. Sie rochen und spürten das unfassbare Alter dieser Welt. Nach wenigen Schritten erreichten sie eine paradiesische Lagune am Fuß eines Berges mitten im Tal, der noch vor Stunden ein aktiver Vulkan gewesen war. Der Saum der Lagune war bewachsen von hohen grünen Schachtelhalmen mit kleinen, in sich verdrehten Blättern und von Farnen jedweder Höhe und Ausbreitung. Was für eine grüne Pracht! Zwar gab es noch keine Blütenpflanzen, aber allein diese üppige, immergrüne Vegetation erfreute das Auge des Betrachters mehr als genug. Exotisch gewundene und duftende Bäume und Sträucher erschwerten den Menschen – weniger den ebenso erstaunten Katzen – allerdings auch das Vorankommen in dieser uralten Welt. Aber einige Kratzer und kleine Beulen am Kopf nahmen sie als Souvenir aus dem Karbonzeitalter vor 300.000.000 Jahren gerne in Kauf. Schließlich hatten sie den Binnensee, der sich hier gebildet hatte, erreicht und folgten seinem Verlauf nach Norden. Dort entdeckten sie die Schalen von Muscheln, Krebsen und längst ausgestorbenen und von der Zeit vergessenen Wesen

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