Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
am Ufer. Und sie trafen die Lungenfische wieder, die sie vor Minuten noch aus dem Wasser hatten kriechen sehen. Aus ihnen waren in der (Millionen Jahre währenden) Zwischenzeit die ersten Amphibien geworden, die auf der Jagd nach Libellen waren. Von den Menschen nahmen sie indes keine Notiz. In der sumpfigen Landschaft, zwischen umgestürzten Bäumen, aus denen irgendwann in Millionen Jahren einmal die von den Menschen hochgeschätzte Kohle werden sollte, und urtümlichen Farnwedeln huschten ein paar Individuen an den Menschen vorbei. Eines davon war ein Amphibium, an die sechzig Zentimeter lang und steingrau. Es besaß noch einen sehr fischähnlichen Körper und einen langen Schwanz. Als Diplovertobron bezeichnen heutige Paläontologen das Tier in den Lehrbüchern. Gerade hatte eine seltsame Art von Salamander eine üppige Libelle auf einem grünlich bemoosten Baumstamm erwischt. Das kleine Tierchen – kaum größer als seine Beute – besaß einen leuchtend roten Bauch und einen schwarzen schuppigen Rücken. Es hatte Schwimmhäute zwischen den Zehen. Nun machte es sich daran, die Libelle zu zerpflücken, um sie anschließend in der warmen Sonne zu verspeisen.
„Mahlzeit!“, rief Charly ihr übermütig zu.
Schmeckt sicherlich ziemlich übel das Vieh, dachte sich derweil die Kuhkatze. Eine anständige Portion Whiskas wäre mir im Moment lieber.
Die Fünf gingen weiter am See entlang und versuchten, sumpfigem Gelände, umgestürzten Bäumen und seltsamen Tieren, die ihnen allzu groß und gefährlich erscheinen, aus dem Wege zu gehen. Die Welt um sie herum veränderte sich beinahe unmerklich. Sie wurde jünger. Oder älter; kam drauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
7.00 Uhr:
Charly versuchte, die äußeren Bedingungen in eine geistige Zeitskala einzuordnen. Immerhin hatte er ja in seinem Leben schon zahlreiche Bücher über Dinosaurier und die Urzeit an sich verschlungen. Er vermutete daher, dass sie sich augenblicklich mitten im Perm befanden. Dem letzten Abschnitt des sogenannten Erdaltertums. Wie viele Jahre Studiums und Lesens hätten sich die Herren Professoren an den Universitäten wohl schenken können, hätten sie statt dessen alles vor Ort studieren dürfen? Im See sahen die Fünf nun, wie sich die ersten großen Meeresreptilien tummelten. Und auch am Land mussten sich die meisten Amphibien zurückziehen, um der nächsten beherrschenden Lebensform den Raum zum Existieren zu überlassen. Es begannen die Jahrmillionen der Reptilien. Auch die Pflanzenwelt hatte sich unmerklich verändert. Die Bäume und Farne gerieten nun höher. Riesenschachtelhalme und Baumfarne waren entstanden, in deren Schatten die Menschen ihren stundenlangen Marsch fortsetzten. Es war trocken und heiß in diesem Wald am Rande des Sees, der sich weiter ins Landesinnere ostwärts zurückzog, während andere Landstriche des riesigen Tals vom Meer erneut überspült wurden. Überall huschten längst vom Antlitz der Erde verschwundene und vergessene Insekten, Amphibien und die fortschrittlicheren Reptilien durch die Urwelt. Die Amphibien jagten die Insekten. Die Reptilien die Amphibien. Der uralte Lebenskreislauf war bereits in vollem Gange. Doch ein eher unscheinbares Reptil mit braunem Bauch und silbrig-blauem Rücken zog Bens ganze Aufmerksamkeit auf sich. Es war rund sechzig Zentimeter lang und besaß Ähnlichkeit mit einem kleinen Krokodil. Mit furchtlosen, aber sehr aufmerksamen gelben Augen beobachtete es seinerseits Ben. Es war ganz sicher ein Fleischfresser mit seinen etlichen kleinen, aber nadelscharfen Zähnen. Dennoch ging Ben ohne zu zögern neben dem Reptil in die Knie und berührte es vorsichtig über den Nasenlöchern. Das mutige Tierchen zuckte kurz zurück, begann dann jedoch die Aufmerksamkeit, die dieser seltsame schuppenlose Zweibeiner ihm schenkte, zu genießen. Ben fühlte die kalte, schuppige Haut des Tieres mit seinen knöchernen Dornen und Knötchen unter seinen Fingern. Dann schaute er seine Freunde an.
„Cool, was?“
„Cool?“, echote Charly. „Wisst ihr , was das hier für ein Tier ist?“
„Na, eine olle Urkröte halt. Oder nicht?“, flachste Nessy.
„Soll ich sie erschlagen?“, fragte Rippenbiest.
„Soll ich sie kochen?“, schlug der Wirt ernsthaft vor.
Charly überging großzügig den Schwachsinn, den seine Begleiter da verzapften.
„Ich vermute, das hier ist das Reptil, das die Wissenschaftler Euparkeria nennen. Zumindest entspricht es mehr oder weniger den Bildern
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