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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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einem  vermutlich irgendwann einmal folgenden Meeresboden entgegenstürzten, schauten sie sich um. Nichts als Wasser. Kein Fisch, kein Aal oder wer weiß was. Nur sie selbst mit wehenden Haaren und unvorstellbar viel Wasser. Wie sollte das weitergehen? Alle rechneten mit ihrem baldigen Tod. Wenn schon offenbar nicht  durch Ertrinken, dann halt durch etwas anderes Fürchterliches, was diese Unterwasserreise ohne U-Boot für sie reserviert haben mochte. Und schließlich, nachdem sie schon meinten, sie seien seit Stunden und Tagen auf dem Weg in immer dunklere Meerestiefen, bekamen sie den ersten Teil der für sie inszenierten Vorführung präsentiert. Im Wasser, quasi überall um sie herum, bildeten sich aus dem undefinierbaren Blau schemenhaft Landschaften und Figuren. Undeutlich erkannten sie Länder und Ereignisse an sich vorbei rauschen. Szenen von Kriegen, die Alexander der Große geführt hatte, wie ein Saurier den anderen fraß, wie die ersten Vulkane ihr Inneres verächtlich auf die junge Erde spien, dann wieder Szenen aus der letzten Eiszeit, sterbende Mammuts, frierende Urmenschen. Aber auch Szenen, die nie passiert waren, sondern erst noch passieren sollten: Verschwommen erahnten sie wie eine Unterwasser-Fata-Morgana den Start einer silbrigen, bemannten Raumfähre zum Uranus. Dann explodierte weit entfernt von ihnen unter Wasser eine imaginäre Sonne. Vielleicht die eigene in Milliarden von Jahren. Sie erlebten als stumme Beobachter den letzten Krieg der Menschheit mit, die sich mit Atomwaffen allesamt selbst vernichteten, gegen die heutige Waffen und Bomben wie Silvesterkracher erschienen. Sie sahen in das Gesicht des letzten Menschen, das sie verschwommen durch das Salzwasser anzuschauen und um Hilfe zu bitten schien. Aber sie selbst konnten in diesem Moment jede Hilfe gut gebrauchen. Doch dann verschwand auch dieser kurze Augenblick und das Bild des Sterbenden wich einer Landschaft, die sich aus dem Salzwasser zu bilden schien. Es war die Erde nach dem letzten Vernichtungsschlag. Nur noch resistente Insekten und unterirdisch den letzten Krieg abwartende Ratten lebten auf der Erde und beherrschten sie nun. Nach der Apokalypse. Dann entschwand auch diese düstere Szenerie in den Fluten. Später erahnten sie einen Zeitausschnitt in noch fernerer Zukunft, in der eine neue Evolution begonnen hatte und Pflanzen und Tiere ein neues Aussehen angenommen hatten, dass den immer weiter in die Tiefe sinkenden mehr als fremd vorkam. Wer wusste, vielleicht würde es in allerfernster Zukunft sogar einen neuen – besseren – Menschen geben, bevor die sterbende Sonne alles in sich verschlingen und irgendwo im All ein anderer kleiner Planet erstes Leben erzeugen würde. Dann mischten sich wieder ganz andere Szenen in den Wirbel aus Wasser, fahlem Licht und Halluzinationen aus Raum und Zeit. Weitere Kriege und uralte Städte sowohl der Erde wie auch des Nichts und Flugzeuge, die geräusch- und abgasfrei durch einen imaginären Himmel flogen. Aber sie bekamen keine der gewesenen und wartenden Zeiten zu fassen, die im Zeitfluss des Uhrwerks genau wie sie gefangen zu sein schienen. Zu schnell rasten sie immer weiter in die Tiefe. In immer noch dunkler werdendes Blau. Gefangen in allen Zeiten, bis ans Ende ihrer Tage. Langsam fühlten sie, wie ihre Körper im kälter werdenden Wasser taub wurden. Längst war ihre Haut weiß geworden und aufgeweicht. Ihre Kleidung drohte zu sich auflösenden Fetzen zu werden und selbst ihre Sinne zu eisigem Wasser. Sie flossen mit der Zeit und waren bald von der Schwärze tiefster Tiefen umgeben. Doch ein Grund des Meeres war beim besten Willen nicht auszumachen. Und das war ja auch kein Wunder, denn dieses war ein Meer der Zeit. Und wie die Zeit selbst unendlich. Die Katzen und Menschen jedoch nicht.
    Hoffentlich ist es bald soweit, und wir sind alle tot, dachte sich Ben und schloss die Augen. Er sah sie alle schon als Skelette durch den Farbenrausch der Zeiten immer weiter in die Tiefe entschwinden. Vergessen von allen, die sie je gekannt hatten. Dann würde nichts mehr von ihnen übrig sein. Ihre toten Seelen für immer Gefangene der Zeit. Schlimmer noch, als in die Einmachgläser des Teufels gesteckt zu werden. So ergab Ben sich schließlich in sein Schicksal. Genauso wie Yoghi, der Wirt, Charly Nessy und Lisa. Sogar der bärenstarke Rippenbiest hatte es endlich aufgegeben, gegen den Sog in die Tiefe anzukämpfen. Scheinbar auch die Katzen, denn sie schwebten mit ausdruckslosen Augen und

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