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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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mal einen Schritt weit waren sie vom Haus der Zeit entfernt, als sie hinter sich ein seltsames Geräusch hörten. Es kam von dem hellblauen Ziffernblatt. Ein plätscherndes Geräusch – wie die Brandung des Meeres! Wie benommen drehten sie sich wieder um und befanden sich gleich ganz im Banne dieses Hauses. Sie sahen sich das Ziffernblatt noch einmal genauer an. Und tatsächlich – es war immer noch blau. Aber plötzlich war es das Blau des Wassers. Des Meeres. Das Ziffernblatt schien flüssig geworden zu sein und schlug Wellen in seiner Kreisform, den Gesetzen der Schwerkraft trotzend. Als hätte  man  einen  Miniozean auf seine Kante gestellt. Und kein Tropfen Wasser fiel hinaus und auf das Gras. Es war total verrückt! Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Die roten Zeiger lösten sich wie Striche aus Wasserfarbe gänzlich in dem Blau der Oberfläche auf. Ebenso die Ziffern, die scheinbar in dem Wasser versanken, bis nur noch eine flüssige, blaue Masse einen Kreis auf der Fassade des weißen Hauses bildete. Längst hatten die Menschen jeden Gedanken an Flucht vor dem Unbegreiflichen verloren. Die Wasser der Zeit hatten Besitz von ihnen ergriffen. Von ihren Herzen, ihren Seelen und noch mehr. Und die Verwandlung des einstigen Ziffernblattes ging unaufhaltsam weiter. Erst langsam, dann immer schneller drehte sich das Wasser in einem Strudel um sich selbst. Es wurde nach innen in das Uhrwerk gesogen. Ein schlürfendes Geräusch wurde lauter und lauter. Auch die Menschen verspürten einen Sog, der sie erfasste und ins Innere der Maschinerie zerren wollte, doch sie stemmten sich mit aller Macht erfolgreich dagegen an. Allerdings hatte das Ziffernblatt noch stärkere Geschütze aufzufahren. Wie eine Fontäne bildete sich aus der Mitte der lebendigen Wasserfläche eine Hand mit fünf Fingern. Eine riesige Klaue aus blauem salzigem Wasser. Die Hand schoss aus dem Strudel hervor und zog einen langen Arm – ebenso aus Meereswasser – wie ein Komet seinen Schweif nach sich. Angst ergriff Besitz von den Auserwählten. Dann ergriff sie etwas anders: Die nasse Hand nämlich. Alle Sechs waren wie gelähmt vor Furcht. Oder handelte es sich um eine Art von Hypnose? Auf jeden Fall konnten sie sich nicht wehren, als die gigantische Hand sie alle zusammen packte und ihre Faust um Mensch und Tier schloss. In Bruchteilen von Sekunden schnellte die Faust zurück in ihren nassen Ursprungsort und nahm die Lebewesen mit sich auf ihrem Weg in das Wasser des Ziffernblattes. Mit der flüssigen – aber dennoch unglaublich kräftigen – Faust entschwanden sie dort, wo sie gerade noch gestanden hatten, und gelangten stattdessen in den Strudel.
    Vor dem Haus war nun alles wieder so wie zuvor: Das Gras wehte leicht im Wind. Die Berge waren so fern wie eh und je, das weiße Haus stand quadratisch mitten auf der Wiese und wies an seiner Front wieder die Uhr auf, wie sie vor ihrer Verwandlung ausgesehen hatte. Das große blaue Zifferblatt bestand wieder aus bemaltem Metall, ebenso die Zeiger und die schwarzen Ziffern von 1 bis 12. So als wäre nie etwas anderes gewesen. Nur ein kleiner Unterschied blieb – die Besucher mit ihren kleinen Begleitern waren weg. Wortwörtlich vom Erdboden verschwunden. Aber wohin?
    Sie hatten die Augen geschlossen. Das erste, was sie wunderte, war die Tatsache, dass sie atmen konnten. Obwohl sie sich unter Wasser befanden. Zumindest fühlte es sich so an. Überall Wasser um sie herum. Einer nach dem anderen öffnete in dem nassen Element die Augen. Und sie hatten sich nicht getäuscht. Tatsächlich sanken sie wie tote Medusen immer weiter hinab ins Wasser. Doch irgendetwas war hier anders. Erstens konnten sie tatsächlich atmen, obwohl sie spürten, wie das Wasser an ihren Kleidern zerrte. Und zweitens nahm trotz rasant zunehmender Wassertiefe der Druck um sie herum nicht zu. Nur reden konnten sie nicht. Denn dabei hätten sie unvermeidlich Wasser geschluckt. Und auf ein paar Liter Salzwasser konnten sie gut und gerne verzichten. Alles in allem – eine total verkehrte, nasse Welt. Nebeneinander schwebten sie in die Tiefe des blauen Ozeans. Haare und Kleidung waren im Rausch des Wassers nach oben gerichtet. Die  Menschen, der Wirt und der Taure hielten sich an den Händen, um nicht den Kontakt zu verlieren. Und wie durch ein Wunder wurden auch die Katzen nicht von ihnen fortgetragen in den Strömungen tief im Inneren des Uhrwerkozeans. Während sie im freien Flug durch die immer dunkler werdenden blauen Fluten

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