Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Aber auch das machte ihn nicht unbedingt glücklicher. Als er zu den anderen zurückkehrte, sah er Lisa und Ben sich ernsthaft unterhalten.
Ich hab keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll!“, meinte Ben gerade.
„Eine gute Frage!“, sagte Lisa. „Wir haben nichts als unsere schäbigen Klamotten am Leib, Hunger, Durst, einen schwerverletzten Charly und unsere beinahe unlösbare Praxisaufgabe.“
„Scheiße, verdammte!“, war das Einzige, was dem verwirrten Wirt dazu noch einfiel.
Also machten sie sich wieder auf den Weg. Wie schon am Vortag nahm Rippenbiest den inzwischen wieder im Halbbewusstsein phantasierenden Charly auf seine Schulter. Nessy bildete die Nachhut der frustrierten Gruppe. So marschierten sie weiter gen Norden, den Bunten Bergen entgegen, aber keinen Zentimeter schien deren Anblick im Laufe der Stunden näher zu rücken. Sie gingen auf feinem, gelbweißen Sand zwischen unzähligen runden Seifenblasen voller seltsamer Einfälle hindurch. Immer mehr Traumburgen, nie geschriebene Gedichte, sonderbare Cocktails und was auch immer säumten in den blassblauen Kugeln ihren Weg. Am späten Nachmittag ließen sie diese endlich hinter sich. Bald waren alle Seifenblasen ihren Blicken entschwunden, und es gab nur noch sie, den Sand, die Sonne und das ferne Gebirge. Charly hatte sich zwischenzeitlich ein wenig aufgerappelt und ging mehr oder weniger auf eigenen Füßen zwischen Rippenbiest und Yoghi, die ihn beiderseits stützten. Doch sonst gab es leider kein Zeichen der Besserung. Sein Blick wirkte immer noch glasig, seine Gesichtsfarbe entsprach der eines Toten. Ab und zu konnte er wenigstens einen klaren Gedanken fassen, wenn es ihm auch schwerfiel, sie vernünftig zu artikulieren.
„Durst“, flüsterte er. „Brauche Wasser, Freunde. Wasser!“
Zwar vernahmen sie seine kaum hörbare Stimme, aber sie konnten ihm nicht helfen. Genauso wenig, wie sich selbst. Es war kein Wasser mehr da. Lisa streichelte ihm liebevoll über den Kopf, um ihn zu trösten, obwohl sie genausogut Trost hätte brauchen können wie er. Schweigend, unterbrochen nur von Charlys zaghaft vorgebrachten Phantastereien und geäußerten Ängsten, setzten sie ihren Weg fort, bis die Sonne langsam wieder ihren Platz am Himmel verließ, um dem Mond sein neuerliches Gastspiel zwischen den Sternen zu gestatten. Bald wollten sie sich einen Platz für eine weitere Übernachtung suchen. Während nun Nessy voranging, merkte sie plötzlich, dass unter ihren Füßen etwas nicht stimmte. Die kaputten Schuhe sanken nicht, wie zuletzt gewohnt, ein wenig in dem feinen Sand ein, sondern schienen auf etwas Hartem aufzusetzen, das sich dicht unter dem Sand verbarg. Aber was? Dann bemerkten auch die anderen die Veränderung.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Ben. „Haben die hier etwa Zementboden unter dem Sand?“
Um eine Antwort zu erhalten, scharrte er mit dem Fuß den Sand beiseite und erkannte, was sich dort befand. Nämlich Asphalt.
„Da brat mir einer einen Storch!,“ staunte Yoghi nicht schlecht beim Anblick der Straße, die unter dem Sand versteckt war.
In kürzester Zeit hatten sie die ganze Breite der Straße mit Händen und Füßen freigelegt. Sie war beinahe so breit wie eine Autobahn, hatte aber nur zwei Spuren, durch einen unterbrochenen, weißen Mittelstrich voneinander getrennt. Sollte hier etwa mal eine Schnellstraße oder gar eine richtige Stadt gewesen sein? Sie folgten also dem weiteren Straßenverlauf, immer noch die Bunten Berge vor Augen. Und tatsächlich spürten sie nicht nur weiterhin den ungewohnten Asphalt unter ihren Füßen, sondern erkannten auch bald, dass die Straße im Laufe des Abends vollständig zutage getreten und der Sand gewichen war. Vor sich sahen sie eine breite Fahrbahn gen Norden und in weiterer Entfernung eine Kreuzung. Rippenbiest glaubte, an der Kreuzung einen Wegweiser zu erkennen, war sich aber ob der Entfernung nicht sicher.
„Das wäre doch was – ein Wegweiser. Der würde uns schon weiterhelfen“, vermutete er.
„Vielleicht steht da drauf, wo es Wasser gibt“, murmelte Charly kraftlos.
„Ich denke, wenigstens bis zu der Kreuzung sollten wir heute noch gehen“, schlug Nessy vor. „Dann können wir ja Pause machen und morgen dem Wegweiser folgen. Wenn es denn einer ist.“
„So machen wir es“, entgegnete Ben und lächelte endlich wieder einmal.
„Wir könnten ja per Anhalter fahren“, flachste Nessy und reckte demonstrativ den Daumen in die Höhe.
„Glaube
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