Der Dämonen-Gnom
zugeben, das ist es.«
»Kann sein.«
»Also?«
»Wie willst du mich umbringen lassen?«
Der Gnom löste seine verschränkten Arme. Er deutete nach rechts und auch nach links. »Sie sind gekommen. Sie haben meine alten Messer mitgebracht. Sie werden diese Klingen auf dich schleudern und dich durchbohren. Sie werden ihr weißes Feuer der Macht abstrahlen und dich vernichten. Du hast sicherlich Cäsar gesehen?«
»Ja.«
»Dann weißt du, was dir bevorsteht!« Ich lächelte, was ihn irritierte.
»Willst du gern in den Tod steigen? Willst du das?«
»Nein!«
»Sondern?«
Ich holte tief Luft. »Suko!« rief ich laut, so daß er es auch hören mußte.
»Ich bin hier!«
Dieser kurze Dialog hatte den Gnom irritiert. Er drehte sich, er suchte meinen Freund, und ich wies mit der ausgetreckten Hand schräg in die Höhe. »Da oben ist er nicht.«
»Nicht mehr lange!« hörten wir die Antwort.
Im nächsten Augenblick huschte ein Schatten heran. Er fiel aus der Decke, und es war Suko, denn er hielt mit beiden Händen eine Schwungleine umklammert. Wäre er nur mit einem Lendenschurz bekleidet gewesen, hätte er gut einen chinesischen Tarzan abgegeben, das war er auf keinen Fall, er verließ sich auf die Leine und deren geschickte Konstruktion. Sie senkte sich auf dem Weg immer tiefer, so daß sich Suko vorkommen mußte wie an einem Fallschirm hängend.
Im schrägen Winkel glitt er der Manege entgegen. Er würde genau in der Mitte landen.
Alles lief schnell ab, trotzdem langsam genug, um es verfolgen zu können.
Mein Freund lachte auf, als er, noch über dem Boden schwebend, die Leine losließ.
Er fiel. Mit den nach vorn gestreckten Beinen und den Hacken zuerst landete er sicher im weichen Sand der Manege, ohne sich etwas zu prellen oder zu brechen. Er lief noch zwei Schritte, drehte sich dann und zog die Dämonenpeitsche hervor, deren Riemen bereits ausgefahren waren.
Mit all diesen Veränderungen hatte Pablo nicht gerechnet. Der böse Clown verlor die Übersicht. Mit seinen kleinen Armen durchwirbelte er die Luft, als suchte er dort nach irgendwelchen Stangen, um sich festzuhalten.
Er stand in der Zange.
Seine vier Helfer ebenfalls, denn sie mußten sich plötzlich auf zwei Personen konzentrieren.
Ich sah auch, daß Suko eine zweite Waffe gezogen hatte, deren Wirkung nur Insidern bekannt war. In der linken Hand hielt er seinen Stab, mit dem er für fünf Sekunden die Zeit anhalten konnte, wenn er ein bestimmtes Wort rief.
Das tat er jetzt.
»Topar!«
Und die Zeit blieb für alle diejenigen stehen, die das Wort gehört hatten, mich eingeschlossen…
Sieg oder Niederlage!
Ich konnte nichts mehr tun, denn gleichzeitig mit dem Einfrieren der Zeit war es mir nicht möglich, mich zu bewegen.
Ich war starr wie eine Statue aus Eis. Nur Suko war in der Manege so normal wie sonst, das hoffte ich zumindest.
Aber ich konnte schauen, beobachten. Und ich konzentrierte mich voll und ganz auf meinen Freund, dem für seine Aktion nur fünf Sekunden blieben.
Es lag für mich auf der Hand, was mein Freund vorhatte. Er würde versuchen, innerhalb dieser Zeitspanne den vier Gestalten die Messer abzunehmen, denn sie stellten die eigentliche Gefahr dar.
Auch der Gnom schaffte es nicht, sich zu bewegen. Er stand vor mir, glich einer kleinen Statue, wenn ich ihn mir anschaute. Die Augen hatte er verdreht. Durch die Schminke wirkten sie noch größer, und die runden Pupillen waren der Decke zugewendet, als würde von dort die alles entscheidende Hilfe kommen.
Aber sie kam nicht.
Suko handelte. Er hatte zugegriffen. Er und auch ich rechneten damit, daß er die Messer an sich reißen konnte, aber schon beim ersten Zufassen kam ich mir vor, als würde mir das Herz stehenbleiben.
Suko hatte zwar zugefaßt, aber ins Leere gegriffen. Er mußte den Schock überwinden, was auch länger dauerte, dann kümmerte er sich um den zweiten Geist.
Mein Freund erlebte das gleiche. Auch hier griff er zu, allerdings ins Leere. Wahrscheinlich würde ihm die bittere Erkenntnis ebenso aufkommen wie mir.
Es gab die vier Töter, und es gab sie trotzdem nicht. Sie waren magische Projektionen, die nur gehorchten, wenn sich der Dämonen-Gnom um sie kümmerte.
Damit hatten wir nicht rechnen können, denn die Waffen hatten schließlich einen Menschen getötet.
Suko sprang auf den dritten zu. Er wollte nicht aufgeben, aber die Zeit war vorbei.
Wieder konnte ich mich bewegen, der Gnom ebenfalls, und ich sah Sukos wütendes Gesicht dicht vor mir.
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