Der Dämonen-Gnom
Eltern, die auch schon einen gewaltigen Götzen anbeteten.«
»Baphomet.«
»Oh – du kennst ihn?«
»Hin und wieder hatte ich mit ihm zu tun.«
»Wie schön, wie schön.« Er grinste breit. »Meine Eltern haben mich gezeugt, und sie taten es ihm zu Ehren. Sie liebten Baphomet, seinetwegen gingen sie in das Höllenfeuer, um sich verbrennen zu lassen. Aber nur die Körper verbrannten, die Seelen lebten weiter, und sie suchten einen Ort, um sich verstecken zu können.«
»Haben sie den gefunden? Sind es die Körper der vier Totengeister, oder wo stecken sie?«
»Nein, nicht dort. Sie kehrten wieder zu mir zurück. Erst heute habe ich es von meinen Freunden erfahren. Ich wußte nicht, daß sie die ganze Zeit über bei mir waren, denn sie haben in meinen Messern gesteckt, sie haben mich immer begleitet, und sie haben eingegriffen, als sie es für richtig hielten. Das war genau der Zeitpunkt, als ich die Messer warf, denn auf der Scheibe drehten sich die vier Menschen, die großen Diener des Baphomet.«
»Moment mal, das ist…«
»Was ist?«
»Sie haben sie auf einmal getötet?«
»Nein, der Reihe nach. Ich wollte sie nicht töten, man meldete sich aus dem Publikum und ließ sich an die Scheibe binden. Damals wußte ich noch nicht, daß der Geist meiner Eltern die Klingen führte. Er hat es getan, es war einfach wunderbar, wie Sie sich denken können, obwohl ich einen Schock erlitt und die Sparte wechselte. Vier Tote hatten mir gereicht. Ich wurde Clown, um zu vergessen.«
»Man hat Sie nicht eingesperrt?«
»Warum? Unglücksfälle waren es.« Er grinste wieder. »Aber ich merkte schon bald, daß etwas nicht stimmen konnte, denn es meldete sich bei mir trotz des Berufswechsels kein schlechtes Gewissen. Ich war eben anders als die normal gewachsenen Menschen. Ich spürte etwas in mir, das eine Knospe war, das sich aber durchaus zu einer mächtigen Pflanze entwickeln würde. Sie hat sich entwickelt. Sie wurde zu einer Pflanze, und sie blühte voll auf.«
»Sonst noch was?«
»Jetzt bin ich da, wo ich sein wollte, denn nicht nur die vier Toten sind als Geister zurückgekehrt, auch meine Eltern habe ich gesehen. Ich sah sie im Feuer tanzen und verbrennen, aber sie haben sich wohl dabei gefühlt.«
»Wer waren die vier genau?«
»Templer, wie ich von ihnen erfuhr. Sie dienten dem großen Baphomet, der ihnen klarmachen konnte, daß sie als Menschen nicht viel wert waren, weil sie trotz seiner Hilfe keine Macht hatten. Erst später, eben als Totengeister würden sie der wahren Bestimmung zugeführt werden, und daran hat sich nichts geändert.«
»Und sie haben die Messer?«
»Ja, mit dem Geist meiner Eltern. Unbesiegbar. Laß dir das Wort auf der Zunge zergehen – unbesiegbar.«
Ich nickte, dann schielte ich auf die Mündung der Waffe, die mich anstarrte. Der Gnom hatte recht gehabt, er brauchte nur den Finger zu krümmen, dann war es vorbei.
Aber er schoß nicht, er ließ sich Zeit, denn er hatte seinen Plan und würde ihn auch eiskalt durchziehen, das stand fest. Nicht nur wir allein sollten die Opfer sein, er wollte die große Schau haben, und er wollte andere Menschen damit hineinziehen.
Gnade konnte von einer Person wie dem Gnom nicht erwartet werden.
Er zog sein grausames Spiel durch, dabei war es ihm egal, ob andere Menschen starben oder nicht.
»Jetzt denkst du nach, wie?«
»Stimmt.«
Wieder grinste er. »Was immer du auch denken magst, es hat alles keinen Sinn. Für dich gibt es keinen Ausweg, kein Schlupfloch. Du hängst fest, verstehst du? Ich habe das Netz zusammen mit meinen Freunden gelegt. Ich bin die Spinne, du die Fliege. Auch wenn du sie nicht siehst, denk immer daran, daß die Geister der Toten anders reagieren als wir Menschen. Sie sind mächtiger, für sie gibt es keine Hindernisse, keine Materie im physikalischen Sinne.«
»Ich weiß es.«
»Dann weißt du auch, daß du verlieren mußt. Ich habe dich aufgeklärt, da du sowieso nicht gewinnen kannst. Und jetzt werde ich dich wegschicken, denn ich muß mich auf meinen Auftritt vorbereiten. Einen Rat möchte ich dir noch geben. Schau ihn dir an, schau ihn dir gut an, denn heute ist die letzte Vorstellung. Heute wird sich vieles verändern, und ich freue mich bereits auf die Ehrengäste.«
Was sollte ich in einer derartigen Situation tun? Suko um Hilfe rufen?
Versuchen, mich zur Seite zu werfen, um einer Kugel zu entgehen und dann meine eigene Waffe ziehen?
Das hätte nichts verändert. Die andere Seite war immer schneller als
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