Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
nicht aus! Vielleicht hat er Deina schon getötet!“ klagte Targil.
Rowin schüttelte langsam den Kopf . „Nein, er wird sie nicht töten“, dachte er. „Er wird sie nicht einmal töten, wenn er keine Aussicht mehr hat, uns zu entkommen. Er wird sie uns überlassen, damit wir sehen, was er mit ihr gemacht hat. Aber wenn ich Targil das sage, verliert er den Verstand! Dann rennt er jetzt sofort los, und wenn wir Morgen zur Festung kommen, wird er dort ans Tor genagelt sein – wie sein Freund Kadim, der Statthalter von Menhag, am Tor seiner Stadt. Es war nur gut, dass Targil nicht hörte, wie mir Marn davon berichtete.“ Laut sagte er: „Niemand kann wissen, was geschieht! Doch solltest du stets daran denken, dass Deina unter Horons Schutz steht.“
10. Deinas Verhängnis
Man hatte Deina zur Festung Bordal gebracht, wo sie in dasselbe Turmzimmer eingesperrt wurde, in dem noch bis vor wenigen Tagen Rowin festgehalten worden war. Die Kawaren schienen genau zu wissen, wen sie da gefangen hatten. Das konnte nur bedeuten, dass Zolkar eine sehr genaue Beschreibung von ihr an seine Leute gegeben hatte und eine sehr bestimmte Anweisung, was zu geschehen hatte, falls man die flüchtige Prinzessin irgendwo aufgriff.
So wurde sie zwar nicht gerade sanft behandelt, aber keiner der Männer wagte es, sich an ihr zu vergreifen. Zolkar hatte Anspruch auf sie erhoben, und keiner seiner Krieger hätte sich getraut, seine Hand nach dem Eigentum ihres unerbittlichen Herrschers auszustrecken. So saß Deina in dem kleinen Turmgemach, und die Furcht vor dem Kommenden lastete schwer auf ihrer Seele. Sie hatte nur die eine Hoffnung, dass wenigstens Targil und Rowin hatten entkommen können.
Man hatte noch nichts von Rowins Flucht erfahren, und somit wusste keiner in der Veste, wer die beiden anderen Flüchtlinge gewesen waren. Die Kawaren, die Deina ergriffen hatten, waren die Vorhut von Zolkars Heer gewesen, das in eiliger Flucht vor dem nachrückenden Valaminenheer die Grenzen Kawarias zu erreichen trachtete. Aus den Gesprächen der Krieger hatte Deina erfahren, dass Zolkar bei Torlond von Fürst Marn gestellt worden war. Als Zolkar bemerkte, dass die Schlacht für ihn wohl böse enden würde, hatte er den Befehl zum Rückzug gegeben. Marn, dessen eilig aufgestelltes Heer auf eine lange Verfolgung nicht eingestellt war, musste erst die nötigen Vorbereitungen treffen, um einen Vergeltungsschlag gegen Zolkar führen zu können.
So hoffte Deina, dass Targil und Rowin bald auf Marn stießen und somit in Sicherheit waren. Ihr war auch durchaus klar, dass die Männer nicht anders hatten handeln können, als sie in den Händen der Feinde zurückzulassen. Alles andere wäre sinnlos gewesen, da die Übermacht der Verfolger zu groß gewesen war. So aber konnten sie wenigstens versuchen, Deina später zu befreien.
Zwar wusste sie genau, dass Targil und Rowin alles daran setzen würden, um sie zu retten, doch sie befürchtete, dass es zu spät sein würde. Wahrscheinlich würde Zolkar Bordal erreichen, noch ehe die beiden Marn gefunden hatten.
Was aber dieses Ungeheuer mit ihr anstellen würde, wusste Deina nur zu genau! Skora hatte ihr ja sehr genau beschrieben, was ihr Schicksal sein würde. Und sie erinnerte sich genau an den Schwur, den sie Horon geleistet hatte. So würde also der Fluch, den er auf ihre Bitten von Targil nahm, nun auf sie übergehen.
Völlig vernichtet sank Deina auf den nackten Steinboden ihres Gefängnisses nieder.
„Herr der Götter!“ rief sie flehend. „Du hast meinen Wunsch erfüllt und Targil von seinem Bann befreit. Ich weiß, dass ich den Preis dafür nun zahlen muss, wie ich es selbst gewählt habe. Doch ich flehe dich an, gib mir die Kraft, das Schreckliche zu ertragen! Stärke meine Seele, dass ich nicht ende wie die Unglücklichen, deren entsetzliche Schreie in den Dämonensümpfen widerhallten!“
Sie verstummte, und ein namenloses Grauen flog wie ein Schatten über ihr Herz.
*****
Zwei Tage später öffnete sich die Tür zu Deinas Kerker und zwei Wachen traten ein. Sie ergriffen das völlig apathische Mädchen bei den Armen und brachten sie in die große Halle des Kastells.
Auf einem erhöhten Sessel saß Zolkar und schaute mit triumphierendem Lächeln seiner schönen Beute entgegen.
„Sei mir willkommen, Prinzessin Deina!“ höhnte er. „Du hast mich lange warten lassen, ehe du meiner Einladung Folge geleistet hast.“ Mit gierigen
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