Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Sonne brannte auf die Felsen des Talkessels, in den Targil gestürzt war, und verwandelte ihn in einen Glutofen. Der Blutverlust steigerte Targils Durst zur Unerträglichkeit, und die Hitze ließ Fieberphantasien vor ihm aufsteigen.
Vor seinen Augen begannen bunte Nebel zu wallen, und dann war plötzlich Deina da! Lächelnd beugte sie sich über ihn, um ihn zu küssen, doch da wurde sie von Zolkar hoch gerissen. Sie streckte die Hände nach Targil aus, und er versuchte, sie zu ergreifen, sie festzuhalten. Doch unerbittlich wurde sie von Zolkar fortgezogen.
Targil schrie Deinas Namen, aber sie war verschwunden, und er blinzelte nur noch in die gleißende Sonne. Geblendet schloss er die Augen vor der brennenden Qual, als er plötzlich spürte, wie ein Schatten über ihn fiel. Mühsam öffnete er die Lider, und dann glaubte er wiederum, ein Fiebertraum hielte ihn gefangen: Vor ihm stand Horon, genauso, wie ihn die Steinfigur des alten Heiligtums zeigte. Doch dies war kein Abbild, keine Statue – dies war er selbst, der Herr der Götter!
Ehrfurcht und Angst erfüllten Targil, und er musste die Augen schließen, denn der Anblick des Gottes in seiner Erhabenheit war zu viel für die Augen eines Sterblichen.
Und dann hörte er Horons Stimme: „Targil, Sohn des Canar, hat dich all das, was du erlebt hast, nicht von deinen Torheiten heilen können? Hast du noch nicht begriffen, dass Hass und Eifersucht nur Unglück über dich gebracht haben? Durch deinen blinden Wunsch nach Rache hast du schwere Schuld auf dich geladen. Trotzdem wurdest du von der Strafe befreit, da jemand bereit war, sie für dich zu tragen. Und du, anstatt auf ewig dankbar zu sein, quälst dich mit gekränktem Besitzerstolz! Denn es ist nicht einmal Eifersucht, die du empfindest. Du weißt ja genau, dass Deina immer nur dich geliebt hat, auch wenn ein Zaubertrank, den er von Skora erhielt, sie unter Zolkars Herrschaft brachte. Nein, du glaubtest, dass sie dein Eigentum ist, und Zolkar hat diesen Besitz angetastet. Das ist es, was dich gequält hat, und das ist es, was dich hinaustrieb in die Nacht, deinem Untergang entgegen!
Doch nun sollst du wissen, dass das, was Deina durch Zolkar erleiden musste, dein eigener Fluch war, den sie auf sich nahm, um dich von deiner Qual zu befreien. Sie wollte ihn für dich ertragen, bis deine Schuld gesühnt war.
Doch ich habe Mitleid mit ihr und empfinde Hochachtung für die Opferbereitschaft dieser Frau. Darum habe ich beschlossen, ihr den Rest deiner Schuld zu schenken. Sie hat genug ertragen, und darum werde ich ihr auch dein Leben erhalten, damit dein Tod sie nicht erneut ins Unglück stürzt. Und auch um deinetwillen sollst du leben, denn deine Taten sind nicht vergessen. Also lebe, Targil, aber lebe in Zukunft weiser!“
Damit verschwand Horon, und Targil verlor wieder das Bewusstsein.
Er kam zu sich, als jemand einen Becher Wasser an seine aufgesprungen Lippen setzte. Es war Rowin, der seinen Kopf stützte und ihm vorsichtig die kühle Flüssigkeit einflößte. Als Rowin sah, dass Targil die Augen aufschlug, sagte er:
„Den Göttern sei Dank, die uns dich haben finden lassen, Targil! Wir wären nie auf diese Schlucht gestoßen, denn sie ist von weitem nicht zu sehen, wenn nicht zwei große Geier darüber gekreist hätten. Sie hatten dich wohl schon als baldige Mahlzeit angesehen. Kor kam am Morgen zurück ins Lager, doch er lahmte stark und konnte uns so nicht zu dir führen. Doch zum Glück haben wir dich ja jetzt gefunden! – Rollt den Stein von seinem Bein“, wies er dann seine Leute an, „aber seid vorsichtig, damit ihm der Brocken nicht doch noch den Schenkel zerquetscht!“
Die sechs Männer des Suchtrupps stemmten sich gegen den Stein und kurz darauf war Targil frei.
„Du hast mehr Glück als Verstand gehabt“, meinte Rowin, als er das Bein untersuchte. „Zwar ist die Wunde wieder aufgerissen, doch der Knochen ist nicht gebrochen. Der Arzt kann dich somit schnell wieder zusammenflicken. Aber ansonsten siehst du aus, als seiest du einem Bären in die Pranken geraten, so zerschunden wie deine Haut ist. Aber es ist schon ein Wunder, dass du diesen Sturz überhaupt überlebt hast! Die Wand fällt gut zehn Mannslängen in die Tiefe. Wir mussten lange suchen, bis wir einen Weg hier hinein fanden.“
„Ja, Horon hat ein Wunder an mir getan!“ flüsterte Targil. „Aber sag, wie geht es Deina?“
„Als wir heute Morgen aufbrachen, war sie noch nicht erwacht“,
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