Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
sich bereits getrennt und verweigern Euch weitere Gefolgschaft. Hier im Kastell sind nur noch die fünfzig Mann der Vorhut und die achtzig Leute der Besatzung.“
Zolkar war wie von Sinnen. Nackte Angst packte ihn, denn er wusste, dass es kein Entrinnen mehr gab. Er hatte sich durch seine Gier nach Deina und die Lust an der Ausübung seiner Rache leichtsinnig von wichtigeren Dingen abhalten lassen. Doch mit einem Heer von tausend Mann im Rücken hatte er geglaubt, sich das leisten zu können. Wie konnte dieses Heer geschlagen worden sein?
Einhundertdreißig Mann! Zolkar war klar, dass diese kleine Truppe einen anstürmenden Feind von solcher Übermacht nur kurze Zeit aufhalten konnte, zumal das kleine Grenzkastell für eine solche Belagerung weder ausgerüstet noch stark genug war.
Was sollte er tun? Sollte er Rowin seine Schwester als Tausch gegen sein Leben und seine Freiheit anbieten? Doch nein, das ging nicht, denn Rowin würde Deina sehen wollen, um sich zu überzeugen, dass sie wohlauf war. Würde er ihm das Mädchen jedoch so zeigen, verletzt und dem Tode näher als dem Leben, schlüge Rowin die Veste sofort in Stücke und ließe ihm mit Vergnügen die Haut abziehen.
Zunächst einmal musste er Zeit gewinnen. Deina war sein einziger Trumpf, doch sie musste zuerst wieder halbwegs auf den Beinen sein. Gelang es ihm, sie innerhalb einiger Tage soweit wiederherzustellen, dass sie aufstehen konnte, würde sein Plan vielleicht funktionieren. Konnte er Rowin mit Verhandlungen solange hinhalten, hatte er gewonnen. Die Wirkung des Trankes würde erst in einigen Tagen nachlassen, und solange der Bann auf Deina lag, würde sie nicht zulassen, dass Rowin ihm ein Haar krümmte, wenn sie ihn nur ständig vor Augen hatte. Er würde das Mädchen als Geisel mit sich nehmen, wenn Rowin ihm freien Abzug gewährte, und Deina würde ihm willig folgen, solange die Wirkung des Trankes anhielt.
Um das Schicksal seiner Leute machte er sich nicht die geringsten Gedanken. Nun, da er einen Weg gefunden hatte, um seine Haut zu retten, würde er sie rücksichtslos seinen Plänen opfern.
Während das Kastell sich zur Verteidigung bereitmachte, ging Zolkar in das Zimmer, wo die Alte Deina untergebracht hatte. Ein befriedigtes Grinsen verzog den zahnlosen Mund des Weibes und sie watschelte Zolkar eilig entgegen, als er den Raum betrat.
„Du kannst zufrieden sein, Söhnchen!“ kicherte sie. „Das Vögelchen ist nicht schwer verletzt und wird bald wieder zu deiner Verfügung stehen. Sie war zu ungeschickt, es richtig zu machen, und hat sich nur das hübsche Fell ein wenig verschandelt. Die Klinge ist schräg am Herzen vorbeigegangen. Doch es wird wohl noch etwas dauern, bis sie wieder zu sich kommt.“
„Ich will, dass sie so schnell es geht wieder aufstehen kann“, sagte Zolkar. „Hier, nimm das!“ Er zog eine kleine Büchse aus der Tasche und gab sie der Alten. „Das ist eine Salbe, die jede Wunde in kurzer Zeit verheilen lässt. Aber geh‘ sparsam damit um! Du weißt, dass mir die Macht, sie wieder herzustellen, nicht mehr zu Gebote steht. Und sieh zu, dass das Mädchen isst! In drei Tagen muss sie kräftig genug für einen Ritt sein.“
11. Die Eroberung der Veste
Am Morgen nach der Schlacht hatten Rowin und Targil den Rest der Valaminen nach Bordal geführt. Jeder Mann, der sich auf dem Pferd halten konnte, war ihnen gefolgt, denn alle brannten darauf, Zolkar endlich zu vernichten und die Prinzessin aus seiner Gewalt zu befreien.
In der Morgendämmerung waren die Späher zurückgekehrt und hatten berichtet, dass das kawarische Heer sich auf der Flucht auflöste und die einzelnen Stämme ohne Aufenthalt ihrem Gebiet zuströmten. Kurz vor dem Aufbruch war noch ein Bote von Marn gekommen der meldete, dass das Hauptheer in zwei Tagen ebenfalls Bordal erreichen würde.
Nun hielten Rowin und Targil mit ihrer Vorhut am Fuß des Hügels, auf dem die Festung lag. Voll Verlangen schaute Targil zum Turm hinüber, in dem er Deina vermutete.
„Keine Sorge, wir werden die Mauern stürmen, wenn Zolkar sich nicht ergibt“, sagte Rowin, „doch wir können die Festung nicht mit den Schwertern bezwingen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis Marn kommt. Das Heer bringt Sturmleitern und Rammböcke mit. Zolkar kann uns nicht entkommen. Mit den wenigen Leuten, die er in der Festung hat, kann er keinen Ausfall wagen.“
„Aber in all der Zeit muss Deina in seinen Händen
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