Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
Technikern über den Daleth-Antrieb hielt.
    Und dann die Passagiere. Er hatte die Liste gesehen und mußte sich, wenn er ehrlich war, eingestehen, daß dies der wahre Grund war, warum er lieber im Maschinenraum blieb. Auf der langen Liste der Wissenschaftler hatte er keinen einzigen Freund gefunden; zum größten Teil handelte es sich um zweitklassige Leute – nein, das war nicht fair: nicht zweitklassig, sondern Leute aus der zweiten Reihe, im wesentlichen Assistenten der bekannteren Wissenschaftler. Als wagten es die Universitäten nicht, ihre Spitzenkräfte diesem unorthodoxen Unternehmen anzuvertrauen. Es war ja auch gleichgültig. Die jungen Männer konnten vielleicht besser beobachten als die alten Herren, und die Informationen und das Zahlenmaterial, die sie mit nach Hause bringen würden, dürften schon dafür sorgen, daß sich beim nächsten Flug die Prominenz um die Plätze balgte. Es galt, einen Anfang zu machen; darauf kam es an.
    Was die anderen, die Herren Politiker, betraf, so wußte er mit ihnen wenig anzufangen. Nur wenige Namen hatte er schon einmal gehört oder gelesen. Aber er war ja auch kein Kenner der politischen Szene. Zum größten Teil handelte es sich wahrscheinlich um konsularische Vertreter und ähnliche Leute, die die Wassertemperatur ausprobieren mußten, damit ihre Vorgesetzten beim nächstenmal getrost hineinspringen konnten.
    Aber einen Politiker kannte er. Und er mußte der Tatsache ins Auge sehen: deshalb blieb er den Passagierräumen fern. Aber was nützte ihm das? General Avri Gev war an Bord, und er würde früher oder später doch mit ihm sprechen müssen. Arnie sah auf die Uhr. Warum nicht gleich? Nach dem guten Essen waren jetzt sicher alle zufrieden und in bester Stimmung, und vielleicht traf er auch Avri bei guter Laune an. Aber im gleichen Augenblick wußte er, daß das eigentlich unmöglich war. Die Reise zum Mars dauerte nicht einmal zwei Tage, und er konnte diese Zeit nicht ständig in einem Versteck zubringen.
    Nachdem er sich noch einmal mit den Technikern über einige Details unterhalten hatte – ja, es war alles in Ordnung, und sie würden ihn anrufen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte –, ging er in seine Kabine, um sein Jackett zu holen, und dann zum luftdichten Schott, das zu den Passagierräumen führte.
    »Erstklassiger Flug«, sagte der Raumsoldat und salutierte. Er war ein alter Sergeant, den man offenbar mitsamt seinen Streifen und Orden von der Armee zu der neuen Einheit versetzt hatte. Er blickte auf seinen Fernsehschirm, der den leeren Korridor auf der anderen Seite zeigte, und drückte auf den Knopf, der die Tür öffnete. Überall an Bord der Holger Danske befanden sich diese luftdichten Schotte, aber hier war das einzige, das von keiner Seite mit der Hand geöffnet werden konnte. Arnie nickte, trat hindurch und stieß schon an der ersten Ecke auf General Gev, der auf ihn gewartet hatte.
    »Ich hatte gehofft, daß Sie herauskommen würden«, sagte Gev. »Wenn nicht, hätte ich Sie anrufen lassen.«
    »Guten Abend, Avri.«
    »Würden Sie mit in meine Kabine kommen? Ich habe da etwas schottischen Whisky, den ich Ihnen anbieten möchte.«
    »Ich bin kein großer Trinker, und ich …«
    »Kommen Sie trotzdem. Mr. Sakana hat ihn mir gegeben.«
    Arnie starrte ihn an und versuchte, in dem reglosen, sonnengebräunten Gesicht zu lesen, was der General meinte. Sie hatten englisch miteinander gesprochen, und er kannte keinen Herrn dieses Namens. Sakana war das hebräische Wort für Gefahr.
    »Nun ja – wenn Sie darauf bestehen.«
    Gev ging voraus, ließ Arnie an sich vorbei in die Kabine treten und verriegelte die Tür.
    »Was soll das?« fragte Arnie.
    »Einen Augenblick. Zuerst die Gastfreundschaft. Setzen Sie sich doch bitte – ja, dort auf den Stuhl.«
    Der Raum war wie alle Kabinen luxuriös eingerichtet. Das Bullauge, dessen Metallschutzschild sich nach Passieren des Van-Allen-Gürtels automatisch geöffnet hatte, zeigte die Sterne. Ein handgeknüpfter Ryateppich lag auf dem Boden. Die Wände waren mit Teakholz getäfelt und mit Sikker-Hansen-Drucken geschmückt. Das Mobiliar war von modernem skandinavischem Design.
    »Und Farbfernsehen in jeder Kabine«, sagte Gev und deutete auf den großen Bildschirm, auf dem eine stumme Kampfszene aus dem neuen Film »Von Atlanta zur See« ablief. Er nahm eine Flasche von der Bar.
    »Ja, sehr praktisch«, sagte Arnie. »Abgesehen davon, daß wir über Videobänder Unterhaltungssendungen ausstrahlen, sind die

Weitere Kostenlose Bücher