Der Daleth-Effekt
jemand die Melodie dazu pfeift …«
An Nils’ Ellbogen surrte das Telefon, und er schaltete es automatisch ein.
Das entsetzte Gesicht eines Mannes erschien auf dem Schirm; helles Blut strömte ihm über die Stirn.
»Hilfe!« schrie er.
Dann ertönte ein lautes Krachen, und der Schirm wurde schwarz.
22.
»Woher kam der Anruf?« brüllte Nils und griff nach dem Telefon. »Hat jemand den Mann erkannt?«
Als er wählen wollte, legte ihm Gev die Hand auf den Arm; zugleich hob der Sergeant seine Pistole und richtete sie auf den Rücken des Generals.
»Moment noch«, sagte Gev. »Denken Sie erst einen Augenblick nach. Es ist etwas passiert – das haben Sie selbst gesehen, und Sie sind gezwungen, zu handeln. Aber Sie müssen zuerst Ihre Verteidigung organisieren, wenn Sie überhaupt so etwas haben. Dann müssen Sie feststellen, welche Sektion bedroht ist. Ich habe überall im Schiff luftdichte Schotte gesehen. Kann man die von hier aus schließen?«
»Ja …«
»Dann sollten Sie das sofort tun. Damit beeinträchtigen Sie zunächst einmal die Bewegungsfreiheit Ihrer Gegner.«
Nils zögerte.
»Das ist eine gute Idee«, sagte der Sergeant.
Nils nickte. »Alle Innenschotte schließen«, befahl er.
Der Instrumenten-Offizier entfernte eine Plastikhaube über einigen Schaltern und legte sie herum.
»Aber die Türen können nach wie vor an Ort und Stelle von Hand geöffnet werden.«
»Im Notfall kann ich auch die Handkontrollen blockieren«, sagte der Instrumenten-Offizier.
»Wir haben einen Notfall«, sagte Nils. »Los, tun Sie es.«
Gev trat an die Wand neben der Tür, um nicht im Wege zu sein. Der Sergeant senkte die Pistole.
»Ich wollte mich nicht ungebührlich einmischen, Kapitän«, sagte Gev. »Ich habe nur eine gewisse Erfahrung in solchen Dingen.«
»Ich bin froh, daß wir Sie hier haben«, sagte Nils. »Ihre Erfahrung kommt uns jetzt sehr zugute.« Er rief den Maschinenraum an, und einer der Techniker nahm den Hörer auf.
»Ein Defekt, Kapitän. Die Ausgänge lassen sich nicht …«
»Es ist Alarm gegeben – irgend etwas stimmt nicht an Bord, aber wir wissen noch nicht, was los ist. Bleiben Sie von den Türen weg. Es kommt ja ohnehin niemand herein. Und wenn etwas Ungewöhnliches passiert, machen Sie sofort Meldung!«
»Moment. Ich glaube, ich habe das Gesicht des Mannes, der vorhin anrief, schon einmal gesehen«, sagte ein Funker zögernd. »Es war ein Koch oder so – jedenfalls hat er irgend etwas mit der Küche zu tun.«
»Wollen mal sehen.« Nils wählte die Nummer der Küche, kam aber nicht durch. »Da sind sie also. Aber was wollen sie in der Küche?«
»Sich vielleicht Waffen besorgen«, sagte Gev. »Messer, Beile – da gibt’s genug Auswahl. Oder der Vorstoß hat einen anderen Grund. Könnte ich mal einen Plan des Schiffes sehen?«
Nils wandte sich an Arnie. »Sagen Sie mir rundheraus: Ist der Mann auf unserer Seite?«
Arnie nickte langsam. »Ich glaube, er ist es jetzt.«
»Gut, Sergeant. Gehen Sie wieder auf Ihren Posten. Neergaard, holen Sie mir die Deckpläne.«
Die Pläne wurden auf dem Tisch entrollt, und Gev deutete mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle. »Hier, was heißt das – køkken? «
»Küche.«
»Habe ich mir gedacht. Sehen Sie, man kommt vom Speisesaal ohne weiteres in die Küche, die außerdem unmittelbar an den Maschinenraum grenzt. Das ist doch hier der Maschinenraum, nicht wahr?«
Nils nickte.
»Dann werden sie sich nicht mit den Türen abgeben, sondern die Wand durchschweißen. Gibt es eine Möglichkeit, schnell in den Maschinenraum zu gelangen, um den Leuten dort Verstärkung …?«
Das Telefon surrte, und das Gesicht des Ingenieurs erschien auf dem Schirm. »Ein Schweißgerät oder so etwas, Kapitän! Man versucht, ein Loch in die Wand zu brennen. Was sollen wir tun?«
»Was hat er gesagt?« fragte Gev, der zwar den besorgten Unterton der Meldung gehört, nicht aber das rasch hervorgestoßene Dänisch verstanden hatte. Arnie erklärte es ihm. Gev berührte Nils am Arm. »Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen eine Arbeitsbank oder einen Tisch gegen die Wand lehnen – alles, was irgendwie schwer ist. Das Durchstoßen soll nach Möglichkeit erschwert werden.«
Als Nils den Befehl erteil hatte, blickte er sich verstört um. »Aber wir können sie doch unmöglich aufhalten …«
»Und was ist mit Verstärkung?«
Nils lächelte humorlos. »Wir haben nur eine Waffe an Bord – und die hat der Sergeant …«
»Schicken Sie ihn in den
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