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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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habe nun aber
Schuldgefühle bekommen und wolle die Sache beilegen, indem er die
Versicherungssumme zurückzahle – unter der Bedingung, dass die Polizei nicht
involviert werde.«
    So rasch wie
möglich übernimmt Kieber den »gestohlenen« Wagen von der Polizei. Niemand ist
zu Schaden gekommen, für die Polizei hat sich damit die Sache vorerst erledigt.
Doch für Heinrich Kieber wird der Boden in Australien langsam zu heiß: Eine
Scheinehe, ein teurer, in Deutschland gestohlener und illegal nach Australien
importierter Camper und ein Versicherungsbetrug – das ist selbst für den
abgebrühten Kieber ein zu großes Risiko. Elton Martin zufolge war Kieber zu
Ohren gekommen, dass er das Fahrzeug für wenig Geld nach Neuseeland exportieren
könnte: Es kostete 1.200 Dollar, das Auto in einem Container von Sydney nach
Auckland zu verfrachten. »Das ging alles sehr schnell. Henry verabschiedete
sich nicht. Er ist völlig unangemeldet in mein Leben getreten und ebenso
plötzlich wieder verschwunden. Henry ist einfach so.«
    Am
3. Februar 1994 passiert Kieber die Passkontrolle am Flughafen von Sydney
und verlässt den geliebten australischen Boden. Qantas -Flug
353 wird ihn nach Nordamerika bringen. Irgendwann im Laufe der darauffolgenden
Wochen trifft Heinrich Kieber in Neuseeland ein, wo sein Jeep bereits auf ihn
wartet. Elton Martin erhält eine Nachricht von seiner Bekannten Bridget, die in
Auckland lebt. Dort hat sich Kieber einquartiert. »Die ersten paar Wochen
wohnte Henry bei ihr. Sie beklagte sich, er mache sie wahnsinnig, der Typ sei
am Überschnappen.«
     
    Während Heinrich Kiebers Zeit
in Australien spielen sich in seiner Heimat Liechtenstein auf dem politischen
Parkett unerhörte Dinge ab. Sie werfen ein Schlaglicht auf die spätere Affäre
Kieber und insbesondere das Vorgehen der liechtensteinischen Behörden und
Instanzen dabei. Am 28. Oktober 1992 versammeln sich vor dem
Regierungsgebäude in Vaduz rund 2 000 Bürger und begrüßen Fürst
Hans-Adam II. mit »Diktator«-Plakaten und einem gellenden Pfeifkonzert.
    Hintergrund
der einmaligen Ereignisse in dem beschaulichen Staat mit seinen ansonsten so
braven Untertanen ist die fürstliche Drohung, Regierung und Parlament
aufzulösen und Notstandsgesetze zu verhängen, sollte die Regierung an ihrem
festgelegten Termin zur Durchführung der Volksabstimmung über den Beitritt des
Fürstentums zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) festhalten. Fürst Hans-Adam
will sich mit dem Anschluss an den EWR von der Schweiz lösen und sein Land aus
dem Schlepptau des großen Nachbarn befreit wissen. Ultimativ verlangt er, die
liechtensteinische Abstimmung vor die des Zollvertragspartners Schweiz zu
legen, so dass sich seine Untertanen bei der Stimmabgabe nicht vom Ergebnis der
Eidgenossen leiten lassen.
    Angesichts
des unerwartet massiven Widerstands von Regierung, Parlament und Volk gibt der
Fürst schließlich klein bei. Der Termin bleibt. Und auch wenn das Ergebnis der
Abstimmung im Sinne des Fürsten ausfällt (Liechtenstein stimmt im Gegensatz zur
Schweiz für den Beitritt zum EWR) – als vorläufiger Sieger geht aus der
Konfrontation die Regierung mit Regierungschef Hans Brunhart und Innenminister
Herbert Wille hervor.
    Nach der
Staatskrise vom Oktober 1992 sind sich Politik und Fürst darin einig, dass die
Verfassung Liechtensteins insofern revidiert werden muss, dass die Kompetenzen
der Staatsorgane klarer geregelt werden, damit sich derartige Szenen nicht
wiederholen. Fürst Hans-Adam hat eine klare Vorstellung davon, wie er die
Verfassung geändert haben möchte, damit er künftig in jeder Krise die Zügel
fest in der Hand hält – und sich nie wieder von aufmüpfigen Untertanen
demütigen lassen muss. In den folgenden Jahren arbeitet er beharrlich an der
Umsetzung.
    Im Februar
1993 stehen in Liechtenstein Parlamentswahlen an. Im dortigen
Zweiparteiensystem stellt die Mehrheitspartei jeweils den Regierungschef, so
dass im Wahlkampf die Regierungschefkandidaten im Vordergrund stehen. Der
Regierungschef wird zwar vom 25-köpfigen Parlament gewählt, aber vom Fürsten
ernannt, erst dann kann ein gewählter Regierungschef sein Amt antreten. Als
Regierungschefkandidaten hat die Vaterländische Union mit Hans Brunhart den
bisherigen, äußerst beliebten Amtsinhaber ins Rennen geschickt.
    Angesichts
der Popularität Brunharts nominiert die
Fortschrittliche Bürgerpartei einen Verlegenheitskandidaten, den politischen
Nobody Markus Büchel. Selbst die eigene

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