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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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einer
rüstigen 79-jährigen Witwe, die ein Zimmer in ihrem Haus in der Osborne Road in Manly vermietet, um ihre Rente aufzubessern: »Ich
fragte ihn, aus welchem Land er komme. Er antwortete, dass er aus Liechtenstein
sei. Er war sehr erstaunt, als ich sagte, dass ich das kleine Land kenne. Denn
die wenigsten haben jemals davon gehört. Ich zeigte ihm das Zimmer, das ihm
sehr gefiel.«
    Der
freundliche junge Mann aus Liechtenstein zieht bei Margaret Thompson ein. Die
Abende verbringt Kieber oft am Küchentisch, wo er Aviatik büffelt. »Henry ist
mit dem Fahrrad zum Flughafen gefahren. Ich fand das immer ein wenig komisch –
mit dem Fahrrad zum Flughafen! Ich fragte mich, womit er sich wohl
beschäftigte. Ich hoffte, dass das keine Drogengeschichten waren, denn er hatte
immer hohe Telefonrechnungen – Ferngespräche in die Schweiz, nach Liechtenstein
und, ich glaube, nach Frankreich. Da war oft von Geld die Rede, und er stritt
mit den Personen in der Leitung.«
    Eines Tages
kündigt Kieber an, er werde für eine Woche verreisen, nach Melbourne. Vorher
werde er aber noch seine Telefonrechnung bezahlen, versichert er seiner
Vermieterin. »Das waren rund 670 Dollar. Als ich am nächsten Morgen aufstand,
war Henry bereits verschwunden. Auf der Telefonrechnung stand ›bezahlt‹, obwohl
ich kein Geld erhalten hatte. Er selbst hatte die Bezahlung meiner Rechnung
quittiert!«
    Als Heinrich
aus Melbourne zurückkehrt, stellt Margaret Thompson ihren Untermieter zur Rede:
»Henry, du hast kein Geld für die Rechnung dagelassen!« Der entgegnet: »Oh, das
habe ich doch!« – »Er bestand darauf, die Rechnung beglichen zu haben. Er
dachte, indem er eine Woche verschwindet, könnte er mich reinlegen: Die alte
Frau vergisst das zwischenzeitlich. Aber es ist die alte Frau, die sagt: ›Du
ziehst bis zum Ende der Woche aus!‹«
    Der
28-jährige Kieber tritt verbal nochmals nach, wie sich seine Landlady erinnert: »Er sagte mir noch: ›Ich habe 60.000
Dollar auf der Bank, ich kann meine Rechnungen zahlen.‹ Aber es spielt keine Rolle,
wie viel Geld ein Halunke bereits hat, er will immer mehr.«
    Kieber
hinterlässt Margaret Thompson einen kurzen Brief:
     
    »Liebe Frau Thompson
    Es ist wirklich schwierig, was Neues zu finden. Vor allem etwas so Schönes
wie Ihres. Ich möchte fragen, ob eine Woche mehr hier in Ihrer Wohnung möglich
wäre.
    Danke + Sorry
    Henry«
     
    Dann wird Kieber zwei Straßen
weiter doch noch fündig, wie er Margaret Thompson freudestrahlend mitteilt: »Er
habe der jungen Frau mit der Wohnung einen Blumenstrauß überreicht, erzählte
Henry, und ihr einen Brief geschrieben. Das sei ein ganz tolles Mädchen, die
über dem Laden in der Darley Road wohnt.« Doch ruft
die junge Frau bei Margaret Thompson an und holt Erkundigungen über Kieber ein:
»Henry wollte von mir wissen, was ich der jungen Frau gesagt habe. Ich zu ihm:
›Die Wahrheit, dass du mir eine Menge Geld schuldest.‹ Henry wurde wütend und
sagte: ›Oh, was haben Sie da bloß wieder angerichtet!‹«
    Schließlich
findet Kieber eine andere Bleibe und zieht bei Margaret Thompson aus, ohne
seine Schulden beglichen zu haben.
     
    Kurz vor Weihnachten 1993 tritt
die australische Polizei mit Kieber in Verbindung. Die Beamten haben eine
vermeintlich erfreuliche Nachricht für Kieber: Der gestohlene Nissan Navara King Cab ist auf einem Campingplatz in der Nähe von
Melbourne gesichtet worden. Kieber gerät in Panik. Er meldet sich bei seinem
Freund Elton Martin und beichtet ihm seinen Versicherungsbetrug: »Er hatte
jemanden vor Ort bezahlt, der sich um den Wagen kümmerte. Für Henry war es
natürlich das Dümmste, was passieren konnte, dass der Wagen wieder auftauchte.
Sobald nämlich Versicherung und Polizei anfangen würden, das Puzzle
zusammenzusetzen, würde sich ihnen ein sehr interessantes Bild ergeben. Was
Henry mir damals allerdings nicht beichtete, war, dass er den Wagen in
Deutschland gestohlen hatte.«
    Heinrich
Kieber sucht Rat bei einem Anwalt namens Paul Macken. Der erinnert sich vage an
ihn und seinen Fall: »Das Ganze schien mir damals sehr bizarr. Im Übrigen kann
ich mich nicht entsinnen, je mein Honorar erhalten zu haben.« Dem
Tagebuchschreiber Elton Martin ist der Fall präsent: »Wie ich das verstanden
habe, gestand er der Versicherung, dass er den Versicherungsanspruch zu Unrecht
geltend gemacht habe. Hintergrund seines Betrugs sei die seiner Meinung nach
ungerechtfertigte Forderung des australischen Zolls gewesen. Er

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