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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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1997
     
    »August 1995: Nach mehrjährigem
Lebensaufenthalt in Australien/Neuseeland reise ich nach Spanien, um mich endlich
persönlich um die Darlehensschuld von Herr Mariano M. zu kümmern.« [17]
    Dazu macht
sich Kieber auf in die spanische Gemeinde Sitges , die
eine halbe Autostunde westlich von Barcelona liegt und mit Port Ginesta den größten Yachthafen Kataloniens beherbergt. Dort
in der Marina liegt die 23-Meter-Yacht Analia ,
auf der Mariano M. lebt. Mariano M. steht bei Heinrich Kieber mit einer
sechsstelligen Summe in der Kreide, seit die beiden zwei Jahre zuvor von den
Spaniern Jesus und José auf der Autobahnraststätte betrogen wurden.
    Der
dreißigjährige Kieber, der sich in Spanien weiterhin konsequent als der Sohn
der milliardenschweren Industriellenfamilie Hilti aus Liechtenstein ausgibt,
zieht zum fast doppelt so alten Mariano M. auf die altehrwürdige Yacht aus dem
Jahr 1925, die der spanische Immobilienhändler zum Verkauf ausgeschrieben hat.
Kieber hat mit dem Einsatz von 245.000 Franken bei dem getürkten
Geldwechselgeschäft in der Schweiz seinen Ruf als vermögenden Mann bei Mariano
wiederherstellen können. Warum sich ein millionenschwerer Industriellensohn auf
dubiose Deals auf einer Raststätte mit Geldkoffern und Pumpgun einlassen sollte, diese Frage stellt sich Mariano M. offenbar nicht. Gier
frisst Hirn, dieses Sprichwort gilt wohl auch in diesem Fall.
    Auf dem
Segelschiff erhält Kieber Besuch von Kai R., seinem besten Freund aus der Zeit
an der Schweizerschule, in dessen Familie der Liechtensteiner damals
freundschaftlich aufgenommen worden war. Kai R. hat keinen Grund, am familiären
Hintergrund von Heinrich Kieber-Hilti zu zweifeln: Heinrich ist für ihn nach
wie vor der Sohn des unermesslich reichen Unternehmers. Der Anblick der Yacht
bestärkt ihn im Glauben daran.
    Und nun wird
Kieber tatsächlich zum Yachtbesitzer. Mariano M. schlägt ihm ein Verfahren zur
Begleichung seiner Schulden vor: »Um Kieber die Bezahlung seiner Zürcher
Investitionen zu garantieren, verkaufte ich ihm das Aktienpaket der AG, welche
als Besitzerin der Yacht fungierte. Dies auf das Versprechen hin, dass ich nach
getätigtem Verkauf der Yacht den Restbetrag abzüglich der zehn Millionen
Peseten, die ich ihm schuldete, erhalten würde.«
    Mariano M.s
Unternehmen Maritima Sotileza S. L. gehört vom 13. Oktober 1995 an Kieber. Bedeutendster
Aktivposten der Firma: die Yacht Analia , die rund eine Million
Mark wert ist. Da trifft es sich gut, dass Heinrich Kieber in Barcelona seinem
alten Klassenkameraden Sebastian Hermann begegnet, bei dem er vor vielen Jahren
zum Omelettenessen eingeladen war: »Wir haben uns
rein zufällig wiedergetroffen. Ich habe damals als Berater für einen
Automobilkonzern gearbeitet. Heinrich wollte das Schiff verkaufen, und ich habe
ihn in Kontakt gebracht mit einigen Unternehmern, die ich kannte. Mit einem
verstand sich Heinrich sehr gut. Aber der Verkauf ist nicht zustande gekommen,
weil die Papiere von dem Schiff nie aufgetaucht sind.«
    Parallel zu
seinem Leben in Barcelona führt Kieber in Liechtenstein ein zweites Leben. Ein
Leben mit anderen, neuen Freunden und Bekannten. Darunter ist auch die hübsche
Katharina Hofer*, die Kieber zum ersten Mal auf einem Fest trifft: »Das muss im
Herbst 1995 gewesen sein. Seine witzige und spritzige Art faszinierte mich, wie
er in hohem Tempo mit ausgeprägter Gestik und Mimik sprach, so dass man nur
immer die Hälfte mitkriegte. Er sagte dann irgendwann, er habe da irgendeinen
Engpass, ob er nicht für eine Zeit lang bei mir unterkommen könne. Er werde
sowieso nur zwei-, dreimal die Woche anwesend sein. Und so bezog er das Zimmer.
Er kochte und scheute sich auch nicht, den Abwasch zu erledigen. Wir
verbrachten viele lustige, richtig witzige Abende in meiner Wohnung.«
    Katharina
ist eine zierliche Frau, etwa so alt wie der inzwischen 31-jährige Heinrich
Kieber. Über die Monate hinweg, in denen er in ihrer Wohnung aus und ein geht,
für ein paar Tage verschwindet und dann wieder auftaucht, entsteht eine
halbherzige Beziehung zwischen den beiden. »Obwohl er dauernd so viel redete,
gab er kaum etwas von sich preis. Er hat sich immer gewunden. Und wenn ich
etwas hinterfragte, redete er einfach noch schneller. Man konnte ihn nie
festnageln. Einzig wenn er über seine Zeit im Kinderheim sprach, spürte man
etwas mehr von ihm.«
    Wenn Kieber
sich nicht im Fürstentum aufhält, ist er in Barcelona: »Praktisch den ganzen
Winter lebte ich

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