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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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des Staatsoberhauptes gibt.
    Diesem
Urteil zum Trotz: Es gibt in Liechtenstein bis heute keine Beschwerdestelle
gegen – willkürliche – Entscheide des Fürsten. Viele Jahre später wird Heinrich
Kieber von dieser nahezu unbeschränkten Stellung des liechtensteinischen
Staatsoberhaupts enorm profitieren.
     
    Zurück ins Jahr 1994: Von
Auckland zieht Heinrich Kieber weiter auf die Südinsel von Neuseeland, in die
Kleinstadt Nelson, wo er am Nelson Aviation College
wieder Theorie büffelt und bei einer Fluglehrerin namens Penny McKay Stunden
nimmt: »Henry war sehr umgänglich, sehr aufmerksam und intelligent«, erinnert
sich diese. »Aber dann gab es da einige merkwürdige Vorfälle. Er teilte sich
eine Wohnung mit einem Studenten. Aus der Wohnung verschwand Geld, und Henry
bemühte sich sehr darum, den Fokus auf den anderen Studenten zu richten. Zuerst
waren wir geneigt, Heinrich zu glauben. Später, nach einigen weiteren Vorfällen
und aufgrund dessen, wie sich Henry benahm, kamen wir zum Schluss, dass Henry
der Täter gewesen sein könnte.«
    Noch bevor
der Verdacht konkret wird, kehrt Kieber mit seinem Nissan King Cab gegen Ende
des Jahres auf die Nordinsel von Neuseeland zurück, in den Ballungsraum
Hastings/Napier. Im Westen der beiden Städte liegt die Air Academy Hastings. Hier nimmt Kieber Anfang 1995 wieder Flugunterricht. Er will die
nötigen Prüfungen ablegen, um endlich in den Besitz des lange ersehnten
Pilotenscheins zu gelangen.
    Dann
allerdings macht ihm ein »schrecklicher Unfall« einen Strich durch die
Rechnung: »Zwei Wochen vor meinem dreißigsten Geburtstag (30.3.1965) und auch
zwei Wochen vor meiner schwierigsten Pilotenprüfung (Instrumentenflug) in der
Flugschule nahe Napier: Um dem Lernstress zu entfliehen, bin ich in den nahen
Naturpark (Wald) gefahren, habe dort gelesen, und weil es kalt war, auch Tee
gekocht. Eine Schlechtwetterfront hat sich am Radio angekündigt und ich
entschied, wieder zur Schule zu fahren und nicht im Reservat zu übernachten. So
etwa um 23 Uhr, kurz vor der Parkausfahrt, habe ich dicken schwarzen Rauch im
Wagen bemerkt (die Reifen meines mitgeführten Velos brannten schon). Der kleine
Gaskocher hat Feuer gefangen und der Rauch war so dicht, dass ich nichts sehen
konnte, und obwohl ich das Fahrerfenster hinunterkurbelte, um zu sehen, wohin
ich steuerte, war die Kollision mit einem dicken Baum unausweichlich. Ich war
(zum Glück) nicht angeschnallt, stieß heftig mit dem Kopf an die
Windschutzscheibe. Stieg aus und nahm mit der rechten Hand den kleinen
Feuerlöscher und sprühte in den Wagen. Wäre ich angeschnallt gewesen, hätte ich
keine Zeit mehr gehabt, der nachfolgenden Explosion des Gases (es stellte sich
heraus, dass das Feuer die Gummileitungen verbrannte und am Schluss das Gas vom
Tank frei unter hohem Druck entweichte und sofort
sich entzündete). Alles flog in die Luft, und ich kam voll in die heiße
Druckwelle: verbrannte (leichten Grades, aber vollständig) meine Augenwimpern,
Schnauzhaare und Scheitel und die dünnen Hautstellen an der rechten Hand und
Teile am rechten Schenkel. Ich war so geschockt (und zudem verlor ich durch die
Druckwelle meine Brille), dass ich so lange im Park herumirrte, bis mich um
zirka vier Uhr früh ein erschrockener Lastwagenfahrer (mit Baumstämmen beladen)
aufgriff. Die Versicherung bezahlte nach Prüfung nur einen Bruchteil dessen,
was der Wagen wert war. Ich habe dann die Instrumenten-Flugprüfung erst viele
Wochen später machen können und musste bis zur Verheilung der Wunden untätig in
der Flugschule herumsitzen.« [16]
    So zumindest
schildert es Heinrich Kieber. Die State Insurance Company zahlt Kieber
66.787,12 neuseeländische Dollar für den Totalschaden am Wagen. Auch sonst
meint es das Jahr 1995 gut mit Kieber: Er kann die neuseeländische
Berufspilotenlizenz mit der Nummer 42 179 in Empfang nehmen.
    Doch auch in
Neuseeland holt ihn die Realität schneller ein als gedacht. Dass bei dem Unfall
im Naturpark nicht alles mit rechten Dingen zuging, spricht sich herum. »Dieser
Kieber«, überlegt Justine Fisher von der Air Academy Hastings, »der war doch an einem Betrug beteiligt,
bei dem er ein Auto abfackelte, um nachher die Versicherungssumme kassieren zu
können, nicht?« Jedenfalls hat es der rastlose Kieber eilig, aus Hastings
wegzukommen. Am 23. Mai 1995 fliegt Kieber von Neuseeland nach Singapur.
Dann verliert sich seine Spur für einige Zeit.
     

3. Sein Geld, seine Wohnung, seine
Yacht ‒ 1995 bis

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