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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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abhalten,
    weiterhin von höchstqualifiziertesten Bewerbern, meist-besuchtesten Veranstaltungen und bestangezogensten Filmstars zu sprechen. So bejubelte ein Plattenkritiker in der »Süddeutschen Zeitung« das neue Album eines Rap-Sängers als »eines der schnellstverkauftesten der Popgeschichte«.

    Hübsch ist in diesem Zusammenhang auch der
    Kommentar Heiner Geißlers zur Garderobe seiner Parteivorsitzenden Angela Merkel: »Am besten« sei das klassische unauffällige Kostüm, sagte er, »noch besser der Hosenanzug«. Komparativ als Steigerung des Superlativs, das ist nicht unbedingt logisch, in diesem Fall aber immerhin originell.

    Der Erfinder des »brutalstmöglichen« Superlativs überraschte abermals mit einer eigenwilligen Steigerung, die es prompt in den »Hohlspiegel« schaffte: Wer ein Beschäftigungsangebot ablehne, so Roland Koch, müsse mit Sanktionen »bis hin zur vollständigen Streichung«
    der Sozialhilfe rechnen. »Bei fortgesetzter Weigerung wird die Sozialhilfe noch stärker gekürzt. «

    Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust bereicherte die deutsche Sprache um einen neuen Superlativ: Den Justizsenator Roger Kusch bezeichnete er als einen seiner »langjährigsten« Freunde. Welch ein Prädikat! Glücklich, wer engste, beste, vertrauteste, wertvollste oder älteste Freunde hat. Dem fällt die angemessene Wortwahl sicherlich leichter.

    Wer mit Hochstapelei nichts im Sinn hat, wird es begrüßen, wenn nicht alles bis ins Unermesslichste gesteigert wird. Manchmal dient es einer Sache mehr, wenn man auf Komparativ und Superlativ verzichtet und einfach auf dem Teppich bleibt. Den nennen die Grammatikaner übrigens »Positiv«.
    Ebenfalls ein Wort, das man nicht zu steigern
    braucht. Denn wie viel positiver als positiv wäre das positivste Ergebnis bei einem Schwangerschaftstest?

    Stop making sense!

    Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Sprachraum eine Phrase breit gemacht, die auf die alte Frage nach dem Sinn eine neue Antwort zu geben scheint. Mit ihr feiert die Minderheitensprache Denglisch ungeahnte Triumphe, grammatischer Unsinn »macht« plötzlich Sinn.

    »Früher war alles besser«, sagen ältere Menschen gern. »Früher war alles schlechter«, pflegt der Großvater der Opodeldoks zu sagen. Wie auch immer man die Vergangenheit bewertet, sicher ist: Früher war einiges anders. Früher sagte man zum Beispiel noch: »Das ist sinnvoll.« Dieser Ausdruck scheint inzwischen
    vollständig verschwunden. Neuerdings hört man nur noch »Das macht Sinn«, in der Negation »Das macht keinen Sinn« oder, im besten Kauderdeutsch: »Das macht nicht wirklich Sinn ... «.

    Herkunftsland dieser Sprachmutation ist wieder einmal »Marlboro Country«, das Land, wo angeblich alles möglich ist, solange der Strom nicht ausfällt. »That makes sense «mag völlig korrektes Englisch sein, aber
    »Das macht Sinn« ist alles andere als gutes Deutsch.
    Irgendwer hat es irgendwann zum ersten Mal verkehrt ins Deutsche übersetzt, vielleicht war es sogar derselbe, dem wir die unaussprechlichen » Frühstückszerealien« zu verdanken haben und das schulterklopfende »Er hat einen guten Job gemacht« (»He did a good job «), welches die bis dahin gültige Feststellung »Er hat seine Sache gut gemacht« abgelöst zu haben scheint. Wie auch immer, jedenfalls hat der Erfinder damit einen grandiosen Hit gelandet, um den ihn jede Plattenfirma beneiden würde.
    Denn » macht Sinn« läuft auf allen Kanälen, dudelt aus sämtlichen Radios, schillert durch Hunderte Illustrierte, hallt aus den Schluchten des Zeitgeistmassivs und verliert sich in den tiefsten Niederungen unserer
    Spaßgesellschaft.

    Es gibt Menschen, die finden die Phrase »schick«, weil »irgendwie total easy und aktuell mega angesagt«.
    Diese Menschen haben ihr Sprachgefühl vor vielen Jahren im Babyhort irgendeiner Shopping-Mall
    abgegeben und »voll im Endstress« vergessen, es hinterher wieder abzuholen.
    Es gibt andere, denen kommt die Phrase wie gerufen, weil sie modern und hemdsärmelig-zupackend zugleich klingt: »Das macht Sinn« ist prima geeignet, um über ein mangelndes Profil oder fehlende Sachkompetenz
    hinwegzutäuschen und von politischen Missständen abzulenken. Da wird von »machen« gesprochen und gleichzeitig Sinn gestiftet! Das ist der Stoff, aus dem große politische Reden geschrieben werden: »Ich sag mal, das macht Sinn, das ist so in Ordnung ...«

    Die breite Masse der »macht Sinn«-Sager denkt sich nichts dabei,

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