Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2
Sätze nach dem SPO-Schema gebaut, doch das ist
nicht zwingend. Es geht auch anders. Statt »Ich vertrage Pa-
prika nicht« kann man auch sagen: ›Paprika vertrage ich
nicht. ‹ Das Subjekt kann ohne weiteres seinen Platz mit dem
Objekt tauschen. Im Englischen geht das nicht, da steht das
Subjekt immer vor dem Prädikat, sowohl im Hauptsatz als
auch im Nebensatz.« − »Vergiss nicht Yoda aus ›Krieg der
Sterne‹!«, wirft Henry ein. »Bei dem stand das Objekt immer
am Satzanfang: »Auf die Macht zu hören du erst lernen
mußt!‹«
»Dann handelt es sich womöglich um einen Anglizismus«,
mutmaßt Maren, »wir übernehmen doch ständig Dinge aus
dem Englischen. Vielleicht ist diese Verdrehung hinter ›weil‹
ja auch so eine Übernahme. Kennst du den Song ›Because
you loved me‹? Der heißt ja nicht ›Because you me loved‹.« −
»Und wie würdest du diesen Titel ins Deutsche übersetzen?«,
frage ich.»»Weil du mich liebtest« oder »Weil du liebtest
mich‹?« Maren überlegt kurz und sagt: »»Weil du mich
liebtest«. Das klingt irgendwie ... rhythmischer. Bei »Weil du
liebtest mich ‹ hakt es in der Mitte.«Ich stimme Maren zu:
»Sprache ist immer auch eine Frage von Melodie und Rhyth-
mus. Es geht also nicht allein um richtig oder falsch, sondern
auch um den Klang, genauer gesagt um den Wohlklang. Für
meine Ohren hört es sich schöner an, wenn hinter ›weil‹ ein
Nebensatz folgt. Aber das muss jeder für sich selbst entschei-
den.« − »Ich sage nur: Rettet den Nebensatz!«, sagt Henry,
»weil...«, er macht eine Pause und holt tief Luft,«... es wirk-
lich schade wäre, wenn er verloren ginge!«
»Können wir nicht mal das Thema wechseln?«, fragt Phi-
lipp, »weil das Grammatikgerede macht mich langsam mü-
de!« Henry und Maren blicken ihn gleichermaßen strafend
an. Philipp knurrt: »Also schön: weil mich das Grammatik-
gerede langsam müde macht!«
Das Rätsel des Steinhuder Meeres
Frage eines Lesers aus Hessen: Wieso wird das Steinhuder
Meer eigentlich Steinhuder Meer genannt? Es hat doch kein
Salzwasser. Und es schwimmen auch keine Wale darin. Es ist
nicht mal besonders groß. Wie kommt’s? Die Niedersachsen
müssten doch wissen, was ein Meer ist, schließlich haben sie
die Nordsee! Wie war eine solche Verwechslung nur
möglich?
Antwort des Zwiebelfischs: Die Frage, warum das Steinhuder
Meer Steinhuder Meer heißt, ist ganz schnell beantwortet:
Weil’s bei Steinhude liegt, warum wohl sonst?
Doch Scherz beiseite: Die Bezeichnung»Meer«ist im nord-
westdeutschen und niederländischen Raum häufiger für ste-
hende Gewässer anzutreffen. Bei Oldenburg gibt es das Zwi-
schenahner Meer und bei Emden das Große Meer. Dieses
Meer geht zurück auf das mittelniederdeutsche Wort mere,
das Binnenseen bezeichnete. Im Niederländischen wimmelt es
noch heute von Meeren, denn was bei uns ein See ist, das ist
in Holland»een meer«. Dafür spricht man im Niederländi-
schen von »de zee«, wenn wir vom »Meer« sprechen.
So wie sich das Wort»See«in zwei Richtungen entwickelte
(der See = Binnengewässer/die See = Meer), so hat auch das
Wort »Meer« zwei Richtungen eingeschlagen. Dass das Meer
von den Germanen als stehendes Gewässer angesehen wurde,
spiegelt sich heute außerdem noch in den Wörtern Moor und
Marsch, die beide mit dem Wort »Meer« verwandt sind.
Auch die als Maare bekannten Kraterseen in der Schwä-
bischen Alb und in der Eifel (zum Beispiel Randecker Maar,
Dauner Maar) gehen auf das Wort »Meer« zurück − ganz
genau auf das dem Vulgärlateinischen entlehnte Wort
»mara«, eine Ableitung des lateinischen Wortes »mare«.
Nach oben hinauf und von oben herunter
»Holladi-ho!«, klingt es von den Bergen hinab. Oder klingt es herab?
Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus. Oder schallt es heraus?
Erfahren Sie am Beispiel einer nie gezeigten Folge der Kultserie
»Heidi«, wie schwer sich manche Menschen mit dem Hin und Her in
der deutschen Sprache tun.
Heidis Welt sind die Berge, das wissen wir alle, denn das ha-
ben uns Gitti und Erika oft genug um die Ohren gejodelt.
Die beliebte japanische Zeichentrickserie hat Generationen
von Fernsehzuschauern beglückt. Und so ist die Geschichte
des kleinen Mädchens, das bei seinem Großvater auf der Alm
aufwächst, bis heute lebendig geblieben und einem großen
Publikum ans Herz gewachsen. Eine Folge allerdings
bekamen wir nie zu sehen, da sie nie
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