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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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fertig gestellt wurde.
    Unsere Mitarbeiter haben in jahrelanger akribischer Recher-
    chearbeit dieser unfertigen Folge nachgespürt und sie tat-
    sächlich gefunden. Es handelt sich um die Folge 46: Clara ist
    bei Heidi zu Besuch, und ihre Gouvernante, das gestrenge
    Fräulein Rottenmeier, gibt penibel Acht, dass Clara sich
    nicht zu viel zumutet. Wir sind überaus glücklich, Ihnen
    heute exklusiv die Eingangsszene dieser nie gezeigten Folge
    wiedergeben zu dürfen:

    Fräulein Rottenmeier: Guten Morgen, Adelheid, warum bist
    du denn heute schon so früh auf?
    Heidi: Guten Morgen, Fräulein Rottenmeier. Der Geißen-
    peter und ich wollen heute mit der Clara ins Tal!
    Fräulein Rottenmeier (kreischt entsetzt): Clara? Ins Tal? Das
    kommt überhaupt nicht in Frage! Das kann ich unmöglich
    erlauben! Der Weg ist viel zu gefährlich! Wie soll Clara in
    ihrem Rollstuhl...

    Heidi: Der Peter wird die Clara tragen! Und er kennt einen
    sicheren Weg über die Wiesen, der ins Tal herabführt!
    Fräulein Rottenmeier (streng): Es heißt ins Tal hinab, Adelheid!
    Heidi: Herab, hinab, ist das nicht dasselbe?
    Fräulein Rottenmeier: Nein, es ist nicht dasselbe. Es
    kommt auf die Richtung und die Perspektive an. Wenn du
    von hier oben nach dort unten gehst, dann gehst du − von dir
    aus gesehen − hinab. Wer dich unten im Tal kommen sieht,
    der sieht dich herabsteigen. Für dich ist es hin, für ihn ist es
    her.
    Heidi: Gut, Fräulein Rottenmeier, ich will es mir merken!
    Es klopft.
    Heidi (erfreut): Oh, das wird der Geißenpeter sein!
    Sie springt auf, läuft zur Tür und öffnet.
    Heidi: Grüezi, Peter! Komm nur hinein!
    Geißenpeter (schüchtern): Hat denn dein Besuch nichts
    dagegen?
    Fräulein Rottenmeier: Nein, hat er nicht, Geißenpeter. Er hat
    nur etwas dagegen, dass unsere Adelheid die Adverbien
    durcheinander wirft. Adelheid, du musst zu Peter sagen:
    Komm herein!
    Heidi: Aber haben Sie nicht eben gesagt, für mich sei es hin
    und für ihn her?
    Fräulein Rottenmeier: Wenn du den Peter aufforderst, in
    unsere Stube zu treten, dann bittest du ihn herein, nicht
    hinein.
    Geißenpeter: Also, darf ich dann jetzt herein?
    Fräulein Rottenmeier: Ja, begreift ihr denn gar nichts? Du
    musst fragen: Darf ich hinein, denn für dich ist es hin, wenn
    du zu uns herkommst! Das kann doch nicht so schwer sein!
    Geißenpeter (kratzt sich am Kopf): Also, ich glaub, das ist zu
    hoch für mich. (Er wendet sich wieder Heidi zu) Wo ist
    die Clara? Will sie nicht mit uns kommen?

    Fräulein Rottenmeier (bestimmt): Clara wird nirgendwo-
    hin mitkommen. Sie ist viel zu schwach. Eine derartige An-
    strengung würde ihr nur schaden.
    Geißenpeter: Dann gehen wir halt allein! Wir können ihr ja
    etwas aus dem Dorf mitbringen!
    Heidi (zu Fräulein Rottenmeier): Sollen wir für Sie und für
    Clara etwas aus dem Dorf mit hinaufbringen?
    Fräulein Rottenmeier: Du meinst, ob du uns etwas mit
    heraufbringen kannst, Adelheid! (Zu sich selbst gesprochen)
    Ich habe ja sofort erkannt, dass dieses Kind kein Umgang für
    unsere Clara ist. Es hat den Verstand einer Berggeiß!
    Heidi: Wieso heißt es nun auf einmal wieder herauf? Ich
    dachte, aus meiner Sicht...
    Fräulein Rottenmeier: Du sollst nicht denken, sondern ,
    zuhören! Wenn du für Clara und mich etwas mitbringst,
    dann bringst du es zu uns herauf, nicht hinauf.
    In diesem Moment betritt der Großvater die Stube.
    Alm-Öhi : Guten Morgen! Was macht denn der Peter so früh
    schon hier?
    Heidi: Guten Morgen, Großvater! Peter und ich wollten
    heute mit der Clara ins Tal, aber Fräulein Rottenmeier ist da-
    gegen. Sie sagt, es wäre zu anstrengend für Clara. Obwohl
    der Peter sie doch tragen will.
    Alm-Öhi : Was, der Peter will Fräulein Rottenmeier tragen?
    Heidi (lacht): Nein, nicht Fräulein Rottenmeier, sondern Clara!
    Alm-Öhi: Herab mag’s vielleicht noch gehen, aber habt ihr
    euch auch überlegt, wie ihr wieder hinaufkommen wollt?
    Bergan trägt es sich viel schwerer!
    Fräulein Rottenmeier (schrill): Hinab, wenn ich bitten dürfte!
    Und herauf! Also von Ihnen hat die Adelheid das! Nun, das
    hätte ich mir ja gleich denken können!
    An dieser Stelle tritt Clara durch die Tür. Alle starren sie wie
    vom Donner gerührt an.

    Heidi: Clara! Du kannst ja auf einmal wieder gehen! Wie ist
    das nur möglich?
    Alm-Öhi: Ein Wunder ist geschehen!
    Geißenpeter: Prima! Dann können wir ja doch noch alle ins
    Tal her... äh... hin... also, nach unten ins Tal gehen!
    Fräulein Rottenmeier: Das verstehe

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