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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Bestimmungswörter erhalten in manchen Zusammensetzungen ein Fugen-s, andere nicht: Dies ist dann der Fall, wenn es gilt, zwei Bedeutungen voneinander abzugrenzen.
Mordsspaß, Mordshunger, Mordsgaudi haben ein Fugen-s; Mordanschlag, Mordopfer und Mordprozess nicht. Das Fugen-s dient hier zur Unterscheidung zwischen dem verstärkenden Präfix und der Bluttat.
Zusammensetzungen mit »Schiff« erhalten ein Fugen-s, wenn »Schiff« im engeren Sinne als »Schiffskörper« gemeint ist: Schiffsschraube, Schiffsrumpf, Schiffsmannschaft. Kein Fugen-s steht bei Zusammensetzungen, wenn »Schiff« im weiteren Sinne für »Seefahrt« steht: schiffbar, Schiffbruch, Schifffahrt.
Ein Dreieck ist immer ein Dreieck, ob in der Geometrie, im Möbelbau oder im Beziehungsleben. Das Dreieckstuch ist genauso dreieckig wie ein Dreieckstisch oder eine Dreiecksgeschichte. Das Weglassen des Fugen-s gaukelt eine mögliche Bedeutungsunterscheidung vor, die es aber nicht gibt.

Das kuriose Arsenal des Krieges
    Womit, glauben Sie, sind die Waffendepots der Terror-Organisationen gefüllt? Mit Propellergeschossen und Kanonenwatte! US-Soldaten laufen derweil mit Colts und tragbaren Radios durch die Wüste. Das geht nicht mit rechten Dingen zu? Stimmt: Durch Übersetzungsfehler verkommt moderne Waffentechnik gelegentlich zum Scherzartikel.
    Sehr oft war in der Vergangenheit von manipulierten Geheimdienstinformationen die Rede, aus denen sich die US-Regierung eine Rechtfertigung für ihren Krieg gegen Saddam Hussein zusammengebogen haben soll. Die amerikanische Öffentlichkeit fühlte sich getäuscht und desinformiert. Darüber können wir eigentlich nur milde lächeln. Denn Verwirrung der Öffentlichkeit durch abenteuerliche Informationen gehört im deutschsprachigen Raum zum täglichen Geschäft.
    So gewährte eine Agenturmeldung Einblick in den bedauerlich rückständigen Fuhrpark der irakischen Armee. Da war von großen Summen Bargeldes die Rede, die mit Hilfe von »Traktoren« aus der irakischen Nationalbank abtransportiert wurden. Man sah es buchstäblich vor sich: wie Saddams Getreue Säcke voller Geld auf einen Anhänger werfen und mit mörderischen 25 Kilometern in der Stunde Richtung Grenze davonknattern. Eine Recherche ergab dann allerdings, dass es sich in Wahrheit um »tractor trailers« handelte, also Sattelzüge, die nicht ganz fachgerecht ins Deutsche übersetzt worden waren.
    Ein anderer Artikel beschrieb den Alltag der Alliierten im Irak. In einer Aufzählung der vielen Gefahren, die im Hinterhalt lauern, hieß es: »Propellerbetriebene Granaten werden auf Konvois abgeschossen.« Das klingt etwas rätselhaft. Was hat man sich unter einer »propellerbetriebenen Granate« vorzustellen? Eine fliegende Bombe, die sich knatternd durch die Luft schraubt? Kein Wunder, dass die Iraker gegen die Amerikaner keine Chance hatten, wenn sie derart anachronistische Geschosse verwenden. Das Ganze klingt eher nach einem »Yps«-Gimmick als nach einem gefährlichen Projektil. So als würde sich der Erfinder der legendären Plastikdreingaben jetzt als Waffenlieferant im Orient betätigen. Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass Deutschland bedenkliche Produkte in den Irak exportiert. Oder hat womöglich nur jemand den Begriff »Rocket Propelled Grenade«, kurz RPG, falsch übersetzt? Dann hätten wir es nämlich mit einer Panzerfaust zu tun, und schon sähe die Sache anders aus.
    Die viel beschworene technische Überlegenheit der Amerikaner will allerdings auch nicht so recht einleuchten, wenn man lesen muss, dass die Soldaten über »tragbare Radios« miteinander in Verbindung stehen. Diese Radios hätten auf dem Weg von Kuwait quer durch die Wüste den Dienst versagt, da sich die Batterien auf Grund der Hitze zu schnell erschöpften. Wieso gibt man den Soldaten auch tragbare Radios mit, wundert sich der Leser. Erst später dämmert ihm, dass da im Originaltext wohl »mobile radios« gestanden hatte und jemand nicht darauf gekommen war, dies mit »Funkgeräten« zu übersetzen.
    Auch die gern zitierten »smoking guns« sind nur unzureichend mit »rauchenden Colts« wiedergegeben; das englische »gun« bedeutet nämlich sehr viel mehr als nur Pistole oder Gewehr, es heißt genauso Kanone, Geschütz. In Anlehnung an die Western-Serie mit dem deutschen Titel »Rauchende Colts« lassen deutschsprachige Medien die US-Amerikaner auch heute noch mit Revolvern herumballern; das Mündungsfeuer der modernen Artillerie wird zur Wildwest-Schießerei

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