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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Narbe auf Abes zusammengepreßten Lippen. »Hey, Abe, was ist los? Wir haben den Richtigen für den Mord an Linda Polk gefaßt. Jeden Tag erwischen wir einen, und am Ende des Jahres sind uns nur zweihundert entkommen.«
    Glitsky verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte. »Was ist mit Cruz? Und der Cochran-Sache?«
    Anwalt schüttelte den Kopf. »Das ist ein zweifelhafter Selbstmord, kein Mord.«
    »Verdammt, das ist es nicht!«
    Anwalt streckte beruhigend die Hand aus. »Hey, du bringst die Beweise her, und ich übernehme die Verantwortung, aber diese Akte hier habe ich vor zwanzig Minuten zum ersten Mal gesehen. Ich habe das Zeug nicht erfunden, ihr zwei habt mir erzählt, worum es dabei geht, erinnerst du dich?« Er schlug die Akte irgendwo auf, überflog sie eine Sekunde lang und schloß sie dann wieder. »Ich sehe hier nichts Aufregendes, Abe. Wenn es woanders ist, schaffst du es mir herbei, ja? Ansonsten …«
    »Cruz gibt zu, daß er dort war.«
    Anwalt bestätigte das. »Und deswegen, weil du ein guter Polizist bist und nett gefragt hast, sind wir der Sache nachgegangen, obwohl es keine offizielle Mordanklage gibt, nicht wahr?«
    Abe reagierte nicht.
    Anwalt starrte den Sergeant an. Vielleicht arbeitete er zu schwer. Er tat ihm leid. »Der Kellner hat uns die Geschichte mit dem Abendessen bestätigt. Der kleine Freund von Cruz – ich habe den Jungen beiseitegenommen, Abe … Nachdem er etwas Vertrauen gefaßt hatte, hat er uns ein noch besseres Alibi geliefert. Er ist Cruz den ganzen Abend gefolgt, weil er dachte, der wäre sauer auf ihn. Cochran war ihm völlig egal, er wollte nur nicht, daß Cruz ihm die Verfolgung übelnahm.« Walt machte eine Pause und kratzte sich am Kopf. »Und außerdem gibt es kein Anzeichen von physischer Gewalt. Wir können ihn durch nichts belasten.«
    »Das perfekte Verbrechen, wie?«
    »Möglicherweise, aber ich bin eher der Meinung, er war es nicht.«
    »Er hatte ein Motiv …«
    »Alphonse auch, und er hat es auch nicht getan, es sei denn, du mißtraust den Aussagen von vier oder fünf Officern, die mit ihm Basketball gespielt haben. Und die wollen ganz sicher einen niedlichen, aufgeweckten Bürger wie Alphonse decken.« Anwalt seufzte. »Und wo wir gerade dabei sind – der letzte Tarverdächtige mit einem Motiv war es auch nicht.«
    Glitsky sah ihn fragend an, und Anwalt erklärte: »Polk. Seine Frau hat in der Nacht eine Party gegeben. Zwanzig, dreißig Leute. Polk war die ganze Zeit dort.«
    »Ich habe ihn nicht einmal in Erwägung gezogen.«
    Anwalt nickte. »Ich weiß. Du warst eifrig hinter den erstbesten Verdächtigen her. Ich bin ganz unvoreingenommen da rangegangen, und Polk ist mir ins Auge gestochen.«
    »Aber das war nichts.«
    »Nein.«
    Glitsky kam herüber und setzte sich auf Willis’ Stuhl.
    »Wieso liegt dir diese Sache so am Herzen?« fragte Anwalt.
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wird mein Gerechtigkeitssinn noch ab und zu erschüttert.«
    »Du solltest meinen Job haben. Da gibt es keine Gerechtigkeit, man dreht sie nur durch die Mühlen und reicht sie dann weiter.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wieso hängst du also an dem Fall?«
    Er zögerte einen Augenblick. »Hier haben wir einen Mord vor uns, Anwalt. Ich bin von der Mordkommission.«
    »So einfach?«
    Glitsky schien sich dieselbe Frage zu stellen. Seine Lippen bewegten sich, wurden verkniffen, lockerten sich wieder, preßten sich aufeinander. »Ja«, sagte er, indem er aufstand, »so einfach ist das.«

    Die Kinder schliefen schon. Er lag ohne Schuhe auf der Wohnzimmercouch, mit dem Kopf im Schoß seiner Frau, die ihm die Schläfen massierte. Der Fernseher in der Ecke lief, aber der Ton war ausgestellt, es war die einzige Lichtquelle in dem Raum.
    »Ich hab’ mich in die Nesseln gesetzt. Frazelli hat mir, nicht gerade freundlich, vorgeschlagen, daß ich einfach die Finger davonlassen soll. Es ist Griffins Fall.«
    »Aber ich dachte, du hättest …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt nicht mehr. Das war, als Frazelli dachte, es gebe neue Beweise.«
    »Aber warum mußt du dich jetzt zurückziehen?«
    »Meine Liebe, weil ich innerhalb von zwölf Stunden nicht einen, nicht zwei, sondern drei mögliche Tatverdächtige im selben Mordfall angebracht habe. Das fördert meine Glaubwürdigkeit ungemein. Vor allem, da zwei davon es ganz sicher nicht waren, und es gibt keinen Beweis dafür, daß der dritte es getan hat.«
    »Bist du sicher, daß es ein Mord war?« Sie

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