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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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in der Hoffnung, Sie hätten irgend etwas für mich. Es gibt keinen Fall mehr. Er ist mir aus den Händen geglitten.«
    Darauf folgte eine längere Pause. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie haben etwas von einem Drink gesagt, und ich könnte einen gebrauchen. Können wir uns irgendwo treffen? Dann erzähle ich Ihnen alles darüber.«
    »Möchten Sie hierherkommen?« fragte Cavanaugh.
    »Mir ist jeder Platz recht.«
    »Nein, vergessen Sie das hier. Es würde sonst vielleicht jemand wegen uns aufbleiben.«
    »Schlagen Sie etwas vor.«
    Cavanaugh überlegte eine Minute, dann nannte er den Namen einer Bar auf der Irving Street, die auf halbem Weg zwischen ihnen lag. Hardy kannte sie, er würde nur zehn Minuten bis dorthin brauchen.

    Eine seltsame Wirkung hatten diese Schmerzmittel. Erst versetzten sie einen in einen todesähnlichen Zustand – man konnte sich hinterher an keine Träume, ja nicht einmal an Schlaf erinnern. Und dann war man plötzlich mit einem Schlag hellwach.
    Am schlimmsten war der Fuß, der sich anfühlte, als wäre er ständig in einer Autotür eingeklemmt. Steven hatte das im vorigen Sommer mit seinem Daumen geschafft. Schon am nächsten Tag konnte er kaum mehr glauben, was für wahnsinnige Schmerzen er gehabt hatte. Sein ganzer Körper hatte mitgelitten, er hatte Kopfschmerzen gehabt und mußte erbrechen. Den Nagel hatte er verloren.
    Aber das war gar nichts gewesen im Vergleich zu den jetzigen Schmerzen, wenn die Wirkung der Opiate nachließ. Diesen Nachmittag hatte er versucht, so durchzustehen, er wollte einfach nicht länger schlafen. Es gab zu vieles, worüber er nachdenken mußte – über Eddie und die Untersuchung.
    Aber er hatte es nicht ausgehalten. Am schlimmsten war der Fuß gewesen, aber auch sein Schlüsselbein machte sich bemerkbar, und in seinem Kopf pochte es. Er war nicht in der Lage gewesen, die Tränen zurückzuhalten, als Mom hereingekommen war. Vor lauter Schmerzen war ihm das Wasser aus seinen Augen die Wangen hinuntergelaufen.
    Die Schmerzmittel hatten den üblen Nebeneffekt, daß sie sehr durstig machen und man daher eine Menge trinken mußte. Das wiederum bedeutete, daß er wie verrückt aufs Klo mußte, und da er sich nicht rühren konnte, hieß das, seine Mutter mußte mit der Bettpfanne kommen.
    Wenn du denkst, daß man sich wegen Tränen schämen muß, dann versuch einmal eine Bettpfanne.
    An diesem Abend jedoch war Paps da. Er erledigte es so, daß es ihm so wenig unangenehm wie möglich war. Dann schenkte er ihm ein Glas Wasser aus dem Krug von seinem Nachttisch ein und setzte sich zu ihm, Hüfte an Hüfte. Er berührte Stevens Stirn dort, wo sie nicht verbunden war, richtig geschäftsmäßig. Er nickte, sich selber bestätigend.
    »Wie geht es nun meinem Jungen?«
    »Gut.« So antwortete er immer. Und jetzt würde Paps »Fein« sagen und hinaus in die Garage gehen und dort herumwerkeln.
    Aber statt dessen sagte er: »Wirklich? Geht es dir wirklich gut?« Steven blinzelte ein paarmal mit den Augen, und sein Vater fragte weiter: »Dann wärest du nämlich der einzige hier.«
    »Also, du weißt schon«, sagte Steven.
    »Nein, eben nicht. Deswegen frage ich ja.«
    An der Tür und draußen im Flur brannte ein kleines Licht, und Steven wußte, es war schon ziemlich spät. Die anderen schliefen wahrscheinlich schon alle. Der Umriß seines Vaters füllte fast sein ganzes Blickfeld aus, kein Wunder, daß er Big Ed genannt wurde.
    Steven wußte nicht, was er antworten sollte. »Ich weiß, nicht. Wohl nicht so besonders.«
    »So fühle ich mich auch. Ist das ganz allgemein?«
    Steven versuchte ein Schulterzucken und verzog vor Schmerz sein Gesicht. Es war nicht sehr ratsam, mit einem gebrochenen Schlüsselbein die Schultern zu zucken. »Also weißt du, es ist wohl vor allem wegen Eddie, und auch ein bißchen wegen Mom.«
    Big Ed legte ein Bein auf das Bett und beugte sich weiter zu ihm hin. »Weißt du«, begann er, »ich kann verflixt noch mal überhaupt nichts dazu sagen.« Er legte seine Hand schwer auf Stevens Brust und saß einfach nur da.
    »Was willst du denn sagen?«
    »Nicht einmal das kann ich sagen.«
    Na, das war ja in Ordnung, aber auf die Dauer wurde es unbequem. Weil er irgend etwas sagen mußte, bat Steven um einen Schluck Wasser.
    »Hast du arge Schmerzen?« fragte Big Ed. »Brauchst du noch ein paar Tabletten?«
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Okay, du bist der Boß.«
    Der Raum verschwamm leicht vor seinen Augen. Er lehnte sich zurück gegen das Kissen.

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