Der Deal
gesetzt, so wie Paps in der letzten Nacht. Er hatte sich schon stärker gefühlt und ein leichtes Frühstück zu sich genommen. Mit ihrer Hand war sie durch sein widerborstiges Haar gefahren und hatte ihn gefragt, woher er von Frannies Schwangerschaft wußte.
»Es ist wahr, oder?«
Sie hatte den Kopf geschüttelt. »Ich wollte sie gestern noch nicht anrufen. Sie wird es uns erzählen, wenn sie will.«
»Warum sollte sie das nicht wollen?«
Das Gesicht seiner Mutter hatte sich verfinstert, als ringe sie mit der Entscheidung, ob sie ihm eines der Geheimnisse von Erwachsenen anvertrauen sollte. Wie üblich war sie zu einem negativen Ergebnis gekommen. »Ich weiß nicht«, hatte sie gesagt. »Dafür gibt es Gründe. Es könnte einfach noch zu früh sein. Aber woher weißt du es denn?«
Darüber hatte er heute morgen nach dem Aufwachen nachgedacht. Hardy hatte es ihm gesagt, und zwar gestern. Er hatte ihm von Pater Jim und dessen Stolz erzählt. Der Pater hatte sich fast selber die Schuld an Eddies Tod gegeben, weil er Eddie zur Auseinandersetzung mit seinem Boß geraten hatte. Was natürlich Blödsinn war. Eddie wäre auf jeden Fall gegangen. Er hatte Steven am Abend davor alles darüber erzählt.
Wenn Hardy einmal in Fahrt war, dann konnte er sehr gut andere Leute nachmachen, und das hatte er mit Pater Jim auch sehr gut hingekriegt. Natürlich hatte der eine einfache Stimme, mit einer sehr gleichmäßigen Aussprache, aber er benutzte die Wörter auf eine besondere Art, deren Rhythmik Hardy genau erfaßte. Hardy hatte sehr viel über Pater Jim geredet, obwohl er für den Fall nicht wirklich wichtig war. Aber so war Pater Jim nun mal – er erregte Aufmerksamkeit.
Nun machte Hardy also den Pater nach und sagte: »Ich habe Eddie losgesandt, den Drachen zu töten. Verliere ich einen Gedanken an seine schwangere Frau, daran, ob er der Mann für diesen Auftrag ist? Nein, nicht der intelligente Jim Cavanaugh.« (Dieser Teil war ihm perfekt gelungen, und Steven hatte gelacht.) »Ich sehe nur die wertvolle Absicht dahinter.« Und weiter: »Mein Stolz hat ihn getötet.«
Und genau dort – dort hatte er das mit Frannie erfahren. Es war wie ein Teil einer anderen Geschichte gewesen, die Hardy ihm erzählt hatte, er hatte es ihm nicht ausdrücklich berichtet. Das versuchte er seiner Mutter zu erklären, die sich darüber wunderte, daß Hardy es ihr nicht erzählt hatte.
Sie legte ihre Hand an ihre Stirn und murmelte: »Mein Gott.« Er konnte sehen, daß sie jetzt anfing, sich über Frannie Gedanken zu machen, oder daß sie wieder an Eddie dachte. Ihre Augen waren blicklos geworden, sie starrten in den Hof, ins Leere.
»Mom?«
Eigentlich wollte er zu ihr sagen: »Es ist alles in Ordnung«, oder: »Ich werde euch helfen«, obwohl er wußte, daß das nicht stimmte und er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Sie sah ihn wieder an und lächelte mit dem Mund. So fragte er statt dessen, ob es noch zu früh war für eine neue Tablette.
Er mußte allein etwas unternehmen, irgend etwas, was auch immer dabei herauskam. Seine Mutter sollte sehen, daß er keinen Ärger mehr machen würde. Er mußte etwas tun. Etwas, das allen half, darüber hinwegzukommen. Etwas, damit sie ihm vielleicht verziehen, daß er davongelaufen war und sich so in dem Moment, in dem sich – natürlich – alles um Eddie drehte, in den Vordergrund gespielt hatte.
Er würde etwas auf eigene Faust unternehmen. Etwas Nützliches, Erwachsenes. Vielleicht würde ihn seine Mutter dann anerkennen, ihn lieben …
Nur ein paar Minuten später kam sie bereits wieder in sein Zimmer, aber er war schon halb im Wegdämmern und konnte ihr kaum noch antworten. Obwohl sie extra in sein Zimmer gekommen war, um ihm von dem Anruf zu erzählen.
Das hatte er in letzter Zeit an ihr bemerkt: Sie gab sich Mühe. »Steven.«
Er wollte ihr nichts vorspielen, es kostete ihn wirklich seine ganze Kraft, ein Auge zu öffnen.
»Mr. Hardy war eben am Telefon.«
Er hatte es nicht einmal läuten gehört, und es stand doch genau neben seinem Bett. »Er bestätigt es, Frannie ist schwanger.«
»Vielleicht wird das Baby wie Eddie aussehen.«
Das war als Trost gedacht, aber als er es aussprach, sah er, daß es sie verletzte. Sie lehnte am Türrahmen, dann ging sie die wenigen Schritte auf ihn zu und ließ sich wieder auf sein Bett sinken. »Ich hoffe es«, sagte sie, als zwinge sie sich zu sprechen. »Er hat auch«, sie machte eine kleine Pause, »er hat auch gesagt, daß
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