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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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aber das war hoffnungslos, sie wußte es.
    »Es ist mehr als schön«, rief er aus. »Hier stehe ich in meiner Depression vergraben und ziehe keinen Nutzen aus diesen wertvollen Sonnentagen. Wenngleich doch im Talmud steht, daß man für jedes erlaubte Vergnügen, an dem man sich nicht erfreut, zur Rechenschaft gezogen wird. Soll ich mich dafür zur Rechenschaft ziehen lassen?«
    Der Pater war doch wirklich ulkig. Er würde niemals für irgend etwas zur Rechenschaft gezogen werden. Sie lächelte ihn an. »Nein, Pater, selbstverständlich nicht.«
    »Wie wär’s dann, wenn wir heute zusammen picknicken fahren und damit diesen Tag feiern? Du hast genug vorbereitet im Gästezimmer. Ich bin sicher, er wird sich sehr wohlfühlen.«
    Sie versuchte ein paar Einwände, aber er überrumpelte sie. »Rose, der Mann hat drei Jahre lang in einer Lehmhütte im Westen Brasiliens gelebt. Ich denke, unser Gästezimmer ist in Ordnung.«
    »Was ist mit dem Mittagessen für die Ehrwürdigen Väter?« fragte sie, obwohl ihr ein Picknick himmlisch vorkam.
    Der Pater rollte mit seinen Augen, wie er es manchmal tat, er war zu höflich, um sie auszulachen. »Wir lassen ihnen eine Notiz da«, sagte er. »Sie werden sich schon zurechtfinden, da bin ich sicher.«
    Die Sandwiches waren fertig – Mortadella und Schweizer Käse mit Peperoni, die der Pater so mochte, auf frischen Sauerteigbrötchen. Für ihn hatte sie zwei gemacht und für sich selbst eines, auch wenn sie nicht glaubte, daß sie es ganz schaffen würde. Dann tat sie noch einige Essiggurken mit ein wenig Sauce in eine Plastiktüte, und Kartoffelsalat war auch noch im Kühlschrank. Auf dem Weg zum Park – dort wollten sie picknicken und auf den Stow Lake hinausrudern – würden sie noch kühles Bier für den Pater holen und eine Limonade für sie.
    Durch das Küchenfenster sah sie den Pater von der Garage am hinteren Ende des großen Parkplatzes kommen. Er ging immer noch mit schweren Schritten, als trage er die Sorgen der Welt auf seinen Schultern. Und in gewisser Weise, dachte sie, tat er das auch. Das Picknick würde ihm guttun, ihn etwas von den Cochrans und der Traurigkeit der letzten Wochen ablenken.
    Und sie wollte auch keine sorgenvolle Grüblerin sein. Sie konnte ihn ganz gut necken und zum Lachen bringen, und das brauchte er jetzt – ein bißchen Unbekümmertheit, ein paar Bierchen, einen Tag im Sonnenschein.
    Sie wandte sich ab, um den Korb zu packen.
    »Wie geht’s voran?«
    Herr im Himmel, er war so leise hereingekommen. Das brachte sie durcheinander.
    »Es tut mir leid, Rose. Habe ich dich erschreckt?«
    Sie war doch zu nervös, schon fast wie eine alte Frau. Aber heute wollte sie nicht so sein – das wäre nicht fair dem Pater gegenüber.
    »Es ist nichts passiert«, sagte sie. »Fällt Ihnen noch etwas ein, das wir vergessen haben könnten?«
    Er zog seine Augenbrauen in die Höhe und ging den Inhalt des Korbes durch. Dann fiel ihm etwas ein, und er schnippte mit den Fingern. »Die Notiz.«
    Rose öffnete die Schublade neben dem Spülbecken und zog ihren gelben Notizblock heraus, aber der Pater schüttelte den Kopf. »Wir nehmen richtiges Papier.« Er zwinkerte ihr zu. »Wir wollen den richtigen Eindruck auf unsere Gäste machen.« Damit verschwand er und tauchte gleich darauf wieder auf und rieb sich die Augen.
    »Rose, mir ist etwas in das Auge gekommen. Würdest du bitte schreiben? Ich diktiere dir.«
    Rose setzte sich an den Tisch und nahm das schöne weiße Blatt Papier, das der Pater ihr reichte. »Liebe Ehrwürdige Väter«, diktierte er, und sie schrieb es mit ihrer großen, runden Handschrift. »Es tut mir leid. Wir werden uns erst später wieder sehen. Rose und ich haben eine heiße Verabredung …«
    »Pater«, rief sie, vor Freude kichernd.
    »Wir werden zum Abendessen zurück sein«, fuhr er fort, »aber Sie müssen sich um Ihr Mittagessen selber kümmern. Pater Paul, ich heiße Sie in San Francisco willkommen.« Er sah ihr über die Schulter. »Perfekt, Rose. Jetzt laß mich das noch unterschreiben.«
    Er nahm den Stift und kritzelte seinen Namen rasch darunter.

    Es war eine alte Doppelgarage. In den siebziger Jahren hatte man eine Zwischenwand eingezogen, die alten, verschrammten Bänke hergerichtet und das Dach isoliert. Da die Garage von Schulkindern zum Zigarettenrauchen (und wer weiß, wozu noch) benutzt worden war, hatte man die alte Tür durch ein neues, stabiles Tor ersetzt, das mit einem Schnappschloß verriegelt wurde. Einen

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