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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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elektrischen Türöffner hatten sie nie eingebaut. Cavanaugh hatte lachend gescherzt, daß er sich Jesus mit so einem Ding nicht vorstellen könne.
    Aber nun hing das alte Garagentor, das völlig dicht war, wenn es fest genug geschlossen wurde, ziemlich schief in den Angeln, und es schlug oft, durch sein eigenes Gewicht nach unten gezogen, wieder zu, nachdem man es geöffnet hatte, weil die Federn ausgeleiert waren.
    Der Pater und Rose schlenderten über den Parkplatz. Von der anderen Seite des Schulgebäudes war das Lachen von Kindern zu hören. Es war gerade Pause und einer der letzten Schultage. Der Pater warf Rose ein leicht schuldbewußtes Lächeln zu, wie ein Kind, das die Schule schwänzt. Er trug den Korb und öffnete die Autotür für Rose.
    »Puh!« stöhnte er und wedelte sich mit der Hand etwas Luft zu. »Ein bißchen stickig hier drinnen, nicht wahr?«
    Er ging um das Auto herum und setzte sich auf den Fahrersitz. »Da wollen wir doch ein bißchen Luft hineinlassen.« Mit dem automatischen Fensteröffner ließ er alle Autofenster herunter. »Sehr gut«, sagte er und schenkte seiner Haushälterin ein Lächeln. »Fertig?«
    Er ließ den Motor an.
    »Oh, schau dir das doch mal an!« Er drehte sich halb auf seinem Sitz um.
    »Was ist los, Pater?«
    »Schau doch mal, wie das Tor durchhängt.«
    »Oh, das tut es immer.«
    »Ich weiß, aber ich würde es ungern auf das Autodach herunterkommen sehen, während wir hinausfahren.«
    Er zog die Schlüssel aus dem Zündschloß, und ließ den Motor weiter laufen. »Ich will nur auf Nummer sicher gehen.«
    Er ging nach draußen hinter das Auto und zog am Tor, das krachend zufiel. Im Inneren hallte das surrende Geräusch der Federn nach. Er hob das Tor leicht an und schlug es mehrmals hintereinander zu. Während das Geräusch der Federn laut von den Wänden hallte, warf er den Riegel um, der das Tor verschloß, dann zog er mehrmals prüfend daran.
    »Rose!« rief er.
    »Ja, Pater?«
    »Das Tor scheint zu klemmen. Geht es dir gut?«
    »Ja, mir geht es gut.«
    »In Ordnung. Bleib schön ruhig. Ich hole jetzt die Schlüssel aus dem Pfarrhaus und bin gleich wieder zurück.«
    Er drehte sich um und ging langsam über den Parkplatz. Die Pause war zu Ende, die Kinder saßen wieder in ihren Klassenzimmern.

    Der Pater hatte gesagt, sie solle ruhig bleiben, und sie wollte sich heute nicht wie ein übles, altes Weib benehmen, das hatte sie sich vorgenommen. Nicht heute, wo der Pater so dringend ein bißchen Freiheit von seinen Sorgen und Pflichten benötigte.
    Trotzdem fürchtete sie sich etwas hier in der dunklen Garage, in der der Motor des Wagens lief. Aber sie würde ruhig bleiben. Sie konnte sowieso nichts tun, außer warten, bis der Pater in wenigen Minuten wieder zurück sein würde. Die Schlüssel für das Garagentor hingen am Hintereingang des Pfarrhauses. Er mußte bald wieder da sein.
    Nun, es scheint doch etwas länger zu dauern, aber nur, weil ich nervös bin, dachte sie. Sie sprach sich selber laut Mut zu. »Jetzt beruhige dich, Rose. Der Pater hat gesagt, ich soll ruhig bleiben …«
    Sie zwang sich, tief zu atmen. Ja, das war schon besser. Lange, tiefe Atemzüge. Sie wurde so ruhig, daß es schon fast dämlich war, denn eigentlich sollte sie doch ein bißchen beunruhigt sein. Aber es gab ja nichts, worüber sie sich aufregen konnte. Der Pater würde jeden Augenblick auftauchen, und dann würden sie zum Picknick fahren. Es würde ein wundervoller Tag werden, wie sie ihn beide so nötig hatten.
    Dann fielen ihr die Augen zu.

    Er hatte wirklich keine andere Wahl. Jetzt, da die anderen Verdächtigen ausfielen, konnte er nicht das Risiko eingehen, daß sie irgend jemandem gegenüber den Montagabend erwähnte. Sie war die einzige, die ihn mit Eddies Tod in Verbindung bringen konnte, und nun oder – er sah auf seine Uhr – sicher in zehn Minuten … In der Küche nahm er die von ihr geschriebene Notiz und riß das Papier vorsichtig auseinander, so daß es nach ihrem Namen endete. Er brachte noch einen Trennstrich nach dem Wort »wieder« ein, das am Ende einer Zeile stand. Jetzt lautete die Notiz:
    Liebe Ehrwürdige Väter. Es tut mir leid. Wir werden uns erst später wiedersehen. Rose.

    Das würde gehen.
    In der Bibliothek legte er die Notiz auf Pater Dietricks Stuhl. Im Badezimmer hielt er ein Streichholz an den Rest der Notiz und hielt es solange wie möglich in seinen Fingern, während das gute Papier zu schwarzer Asche verbrannte. Als die Flamme sich seinen

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