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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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unpolitisch wie jede andere. Es wurde ein ordentliches (manchmal mehr als ordentliches) Gläschen gezapft, und mit den Ortsansässigen – sowohl mit den Männern als auch mit den Frauen – wurde ein beachtliches Geschäft erzielt. Hardy arbeitete tagsüber hier, dienstags bis samstags, von zwei bis acht, seit mehr als sieben Jahren.
    An jedem Abend, den Hardy gearbeitet hatte, war Moses McGuire nach ihm gekommen und hatte mit ihm von sechs bis zum Geschäftsschluß um zwei und dann, bis er die Kasse abgerechnet und aufgeräumt hatte, gearbeitet. Manchmal trank er noch einen Schluck nach Dienstschluß. Sonntags und montags machte Lynne Leish eine Doppelschicht. Sie war um die Dreißig und eine Schönheit mit kohlrabenschwarzem Haar, einer Taille von fünfundvierzig Zentimetern, aber mindestens den doppelten Maßen zu beiden Seiten. Sie brachte ihre eigenen Leute mit. Sie war eine gute Barmixerin, ein richtiger Profi. Und das war genau das, was Moses McGuire haben wollte.
    Es war noch nicht Mittag. Meistens öffnete Hardy die Bar und bereitete alles in zehn bis fünfzehn Minuten vor. Ihm war aber eingefallen, daß sie gestern abend nicht wie gewöhnlich aufgeräumt hatten, und deshalb, dachte er, würde er runtergehen und etwas Zeit totschlagen.
    Er wischte also die Theke ab, schälte sorgfältig die Zitronen mit einem Eiszerkleinerer, schnitt Limonen, prüfte die Fässer und füllte die hintere Bar auf. Er zapfte sich ein halbes Guinness und schlug die Sahne für den verhaßten sogenannten Irish Coffee, für den er Stan Delaplane, die Buena Vista -Bar und den Dubliner Flughafen verfluchte.
    Vorn standen noch einige Flaschen und Gläser, die bei dem schnellen Abgang am Vorabend stehen geblieben waren. Einige der Tische waren nicht abgewischt.
    Die Kasse. Sie war nicht abgerechnet worden. Er füllte sein Halbliterglas noch einmal zur Hälfte.
    Jemand klopfte, als er gerade das Geld zählte. Durch die Tür sah er, daß es der pensionierte Lehrer war, ein Stammgast namens Tommy, der es eigentlich besser wissen sollte.
    »Zwei Uhr!« schrie Hardy und hielt zwei Finger hoch.
    Tommy nickte und schleppte sich am vorderen Fenster vorbei davon.
    Hardy rechnete weiter ab. Er schaute auf seine Uhr. Zwölf Uhr zwanzig.
    »Mach langsam«, ermahnte er sich selbst.
    Aber er tat es nicht. Nach weiteren fünf Minuten war er fertig und bereit aufzuschließen.
    Er setzte sich auf den Hocker hinter der Bar, die Zeit lastete tonnenschwer auf seinen Schultern und wollte nicht verstreichen. Er wollte keine Zeit zum Nachdenken haben. Wollte nicht an die ungewohnte Unruhe in seinem Inneren denken. An Ehrgeiz, daran, was aus der Liebe geworden war. Und bestimmt wollte er nicht an den lächerlichen Idealisten Eddie Cochran und seine Frau Frannie denken. Er wollte nicht daran denken, daß es womöglich wichtig war, ihr irgendwie zu helfen – sie vielleicht davor zu bewahren, das zu verlieren, was er verloren hatte.
    In der Innentasche seines Matrosenmantels, der am Haken am Ende der Theke hing, waren seine Dartpfeile. Das Lederetui, mit Samt ausgeschlagen, wirkte auf ihn wie ein Rosenkranz, als er es sanft rieb und von einer Hand in die andere legte. Schließlich öffnete er es auf der Theke.
    Die drei zwanzig Gramm schweren Schönheiten aus Wolfram lagen in ihren Vertiefungen, warteten auf ihre Flights, die hellblauen Kunststoffverzierungen an den Pfeilen, die Hardy selbst angefertigt hatte und durch die wiederum die Metallstücke genau flogen. Vorsichtig leerte er das Etui und brachte die Flights an den Dartpfeilen an.
    Drüben am Board warf er einige Runden, ohne wirklich zu zielen. Er warf einfach nur. Drei Pfeile. Ging zum Board rüber und nahm sie ab. Ging zur Linie zurück. Warf sie erneut. Manchmal hielt er für einen Schluck Guinness an der Theke an. Es war ihm egal, wohin sie trafen, obwohl Hardy mit allen Pfeilen das Feld, das von der Eins und der Fünf – mit der Zwanzig in der Mitte – umgeben war, traf, selbst ohne richtig zu zielen.
    Hardy allein in der Bar, beim Dartwerfen.

    Hardy stand hinter der Theke und betrachtete das gefurchte Gesicht seines Freundes, die häufig gebrochene Nase, den Bart des Bergmannes. McGuires Augen waren blutunterlaufen. Moses hatte seinen Dr. phil. in Philosophie in Berkeley, Kalifornien, gemacht, als seine Zurückstellung abgelaufen war. Eingezogen zu werden hatte er nicht als eine solche Tragödie angesehen, wie viele andere es getan hatten – er war ein Philosoph und glaubte, daß der Krieg zu

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