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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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herunter, was er sah – Bier, Scotch, Tequila, Gin. Das Tier im Mann!
    Und da war niemand, der diesen Partylöwen Hardy nach Hause fuhr, außer der stillen kleinen – rothaarigen – sehr viel jüngeren Schwester seines Chefs Moses.
    Sie saßen dann vor seinem Haus, und die Party war vorbei – wirklich vorbei –, und er hatte genug getankt, um zu vergessen, daß sein eigener ganzer Kinderkram der Vergangenheit angehörte, daß ihm das alles gleichgültig war. Er hatte sich nicht an sie rangemacht, sondern ihr sein Herz ausgeschüttet. Schließlich war er umgekippt, wie er annahm, ohne sie überhaupt geküßt oder es versucht zu haben, und war im kalten Morgengrauen mit seinen Armen um ihre Hüfte und seinem Kopf in ihrem Schoß auf dem Vordersitz seines alten Fords aufgewacht.
    Und bevor er sie dann an ihrem Wohnheim absetzte, sagte sie: »Ich hoffe, ich begegne jemandem wie dir, Dismas, bevor das Leben ihn fertigmacht. Ich würde ihn auf der Stelle heiraten.«

    Das tat sie.
    Sein Name war Eddie Cochran, und nach ungefähr drei Verabredungen kam sie mit ihm ins Shamrock . Sie nahm Hardy beiseite und flüsterte: »Erinnerst du dich, was ich gesagt habe?« Als ob sie in ihrem Leben noch nichts anderes zu ihm gesagt hätte!
    Aber er hatte gewußt, was sie meinte.

    Eines Sonntagnachmittags waren sie bei einer Grillparty in Moses’ Wohnung, oben auf dem Dach, mit Blick über Haight-Ashbury.
    »Was?« hatte Hardy gefragt. »Jetzt ist es aber genug!«
    »Die große Verbrüderung«, sagte Frannie zu Hardy.
    Es wäre untypisch für Eddie gewesen, es zu erwähnen. Er hielt keine Predigten – sondern handelte einfach. »He, es ist nur für einen Tag in der Woche, Diz«, hatte Eddie zu seiner Verteidigung gesagt. »Gib Ruhe. Vielleicht tust du zur Abwechslung mal was Gutes. Könnte jedenfalls nicht schaden.«
    Das könnte es sicher, dachte Hardy. Es könnte dir schaden, du Dummkopf. Wahrscheinlich wird dir dein »kleiner Bruder« einen Teil aus deinem Herzen schneiden. Aber er versuchte nicht, mit Eddie zu diskutieren – man konnte mit Eddie sowieso nicht gut diskutieren.
    Aber Hardy hatte gesagt: »Du glaubst, du kannst wirklich etwas verändern, nicht wahr?«
    Er lächelte wieder das Zweihundert-Watt-Lächeln, das nicht aufgesetzt war. »Ich bezweifle es.«
    Was Hardy nur betroffen machte, war die Tatsache, daß Eddie es unter dem Strich nicht bezweifelte. Er glaubte, daß alles, was er tat, wichtig war, daß er persönlich wirklich etwas verändern konnte. Das erinnerte Hardy an die Art, wie er selbst mal gewesen zu sein glaubte. Wie Eddie. Vor langer Zeit.

    Rose stand auf der obersten Stufe der Treppe vor der Hintertür des Pfarrhauses. Pater Dietrick überquerte den Parkplatz, mit gesenktem Kopf. Er hatte gerade Pater Cavanaugh die Nachricht überbracht.
    Gott segne die beiden, aber es würde ein schwieriger Monat werden. Juni war immer ein schwieriger Monat in San Francisco. Es war so, als ob Gott sein Versprechen im Frühling gegeben und es dann zurückgenommen hätte. Heute morgen hatte Rose gedacht, daß es schön und sonnig bleiben würde, aber der Nebel senkte sich schon wieder auf sie herab.
    Sie wischte ihre Hände an der Schürze ab. Ihr fragender Blick traf sich mit dem des jungen Priesters. Er seufzte. »Nicht allzu gut«, sagte er. »Er ist gegangen.«
    Obwohl er nicht mal dreißig war, schritt er den Hügel wie ein alter Mann hinauf. Rose folgte ihm ins Haus.
    »Er ist einfach gegangen?«
    Er saß mit vor sich gefalteten Händen am Küchentisch. Rose brachte ihm eine Tasse Kaffee mit drei Löffeln Zucker und einem Schuß Sahne.
    »Sie kennen ja Pater Cavanaugh«, sagte er und nahm einen Schluck Kaffee. »Es gab keine bessere Art, es ihm mitzuteilen. Er stand da und legte gerade seine Meßgewänder ab. Ich wollte ihn dazu bringen, sich hinzusetzen, aber sobald ich ihn darum bat, wußte er, daß etwas passiert war …«
    »Ich bin sicher, daß sie das Beste getan haben, Pater.«
    Pater Dietrick seufzte. »Für einen Moment war es so, als ob ich ihn geschlagen hätte. Dann schaute er auf seine Hände hinunter, auf die Meßgewänder, und riß einfach den Chorrock ab.«
    Rose machte sich gedanklich einen Vermerk, den Chorrock abzuholen. Sie würde ihn wieder zusammennähen, und niemand würde es merken. Sie zog einen Stuhl zu Pater Dietrick hinüber und erlaubte sich, seine Hand zu tätscheln. »Sie wissen, wie er ist, Pater. Er regt sich auf, und es ist so, als ob der Priester in ihm für einen Moment

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