Der Deal
oder auch nicht. Aber was hätte Glitsky davon, wenn er – Griffin – auf Mord setzte, also in die Richtung ging, in die Glitsky wies?
Wußte er etwas? Wer war der Mann, den er zum Tatort mitgebracht hatte?
Giometti, sauber rasiert, öffnete lächelnd die Tür. Er hatte eine Thermoskanne mit wahrscheinlich frischem Kaffee dabei und eine Papiertüte voller Leckereien.
»Wollen Sie ein Teilchen, Carl?« sagte er.
»Irgend etwas sagt mir, daß Cochran es selbst getan haben könnte«, erwiderte er und nahm ein Teilchen.
»Aber mit der Pistole ist zweimal geschossen worden.«
»Ja, ich weiß. Das erste Mal könnte vor drei Wochen, zwei Monaten oder sogar einem Jahr gewesen sein.«
»Und die Ehefrau sagt …«
»Ehefrauen wissen gar nicht, was ihre Ehemänner für irgend etwas empfinden.«
Er konnte sehen, daß Giometti etwas sagen wollte und sich dagegen entschied. Er kaute sein Teilchen. »Weshalb haben Sie Ihre Meinung geändert?« fragte er schließlich.
Zur Hölle, er würde ihm nicht alles sagen. Die Leute redeten, sogar Partner. Es sprach sich herum. Es wäre gut für Glitskys Karriere, wenn er es vermasselte. Und Glitsky bedrängte ihn – gut, zwar nur etwas, aber immerhin –, zu entscheiden, daß es Mord war. Und er war sicher, daß Glitsky etwas wußte, was er nicht wußte, etwas, das in diese Richtung führte.
Kombiniere, Carl, sagte er zu sich selbst. Du mußt nur absolut sichergehen, daß du nicht hinters Licht geführt wirst.
»Instinkt«, sagte Griffin.
Die feinen Äderchen auf Charles Gings Nase sahen aus wie eine Landkarte, und sein Atem roch nach Gin. Sein Sohn kam ihm nicht oft so nah, daß er ihn roch, aber jetzt, da er sich über den hellen Schreibtisch im Büro seines Vaters beugte, war es nahezu überwältigend.
Er beugte sich wütend hinüber. Sein eigenes Gesicht war glatt, als ob er sich noch nicht rasieren würde. Seine Augen waren hellblau, sein Haar hellbraun. Er war tadellos gekleidet, trug einen italienischen Anzug.
Was er klarmachen wollte, war dies: »Ich verstehe das nicht. Absolut nicht. Du glaubst, daß du das Richtige tust, daß du der nette Kerl bist und allen einen Gefallen tust. Aber das ist Blödsinn, Mann. Du spielst mit meiner Zukunft. Und greife bitte nicht wieder nach der verdammten Flasche.«
Ging wurde in seinem gepolsterten Stuhl immer kleiner. »Ich mag den Ton nicht, in dem du mit mir sprichst, Peter.«
»Zur Hölle mit meinem Ton! Hör zu, was ich sage, ja? Wenn wir von der katholischen Kirche angeschwärzt werden, bin ich persönlich ruiniert. Verstehst du das?«
»Natürlich wird das nicht passieren.«
Peter schlug auf den Tisch. »Doch, das wird passieren. Siehst du es nicht? Die Zeiten haben sich geändert. Sie ändern sich nicht, sie haben sich geändert. Vergangenheit. Wenn du nicht ehrlich spielst und es herauskommt, bist du raus. Dir macht es nichts aus, weil du sowieso am Ende bist. Und mir? Ich habe darauf verzichtet, Arzt zu werden, um diesen Laden zu bekommen, ein sauberes Geschäft damit zu machen, die Leute unter die Erde zu bringen, und nun riskierst du alles – wofür? Um irgendeinem Arschloch, das eine Bar besitzt, einen Gefallen zu tun? Jesus, das ist unglaublich.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Der ältere Mann wollte den Anruf annehmen, aber sein Sohn hielt seine Hand auf den Hörer.
»Laß es den Anrufbeantworter annehmen, ja? Es ist nach Büroschluß.« Er sah zu seiner Hand hinunter, die über der seines Vaters lag. »Mensch, Paps.«
Das Gerät klickte. Sie hörten die Frau auf dem Rekorder, wieder eine Stimme, die mit der Beherrschung rang und wegen einer Bestattung anrief. Peter nahm es fast schon nicht mehr wahr. Er dachte zum hundertsten Mal, daß er vielleicht einen Fehler gemacht hatte, als er sich entschlossen hatte, das Geschäft zu übernehmen. Der ewige Anblick der Trauer machten seinen Vater immer noch betroffen. Und sieh nur, was aus ihm geworden ist. Wenn er schließlich sterben würde, würde er bereits konserviert sein. Entweder das, oder er würde, wenn sie ihn einäschern ließen, wie eine Tankstelle in die Luft gehen.
Charles griff erneut nach der Flasche, und Peter ließ ihn – holte sogar ein paar Eiswürfel aus dem Kühlschrank. Sie würden den Drink ein wenig verdünnen, vielleicht half das. Dann setzte er sich.
Nach dem ersten Schluck seufzte sein Vater. »Was soll ich deiner Meinung nach tun, Pete? Soll ich dem Mann, den ich zufälligerweise kenne, sagen, daß ich nichts für ihn
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