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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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tun kann? Sein Schwager hat sich offensichtlich umgebracht, und die Kirche sagt, daß er nicht in geweihtem Boden begraben werden darf. Nennst du das Nächstenliebe?«
    »Zur Hölle mit der Nächstenliebe! Hier geht es ums Geschäft.« Und Peter wußte plötzlich, daß er das Geschäft auf diese Art und Weise nicht mehr würde führen können. Er mußte seinen Vater hinausbekommen, der Mann sah die Realität nicht mehr.
    »Schau, Paps, wenn du diesem – wie war sein Name?«
    »McGuire.«
    »Richtig, wenn du McGuire sagst, daß es möglicherweise kein Selbstmord war, denkst du, daß das dann das Ende der Geschichte ist?«
    »Es ist möglich, daß es kein Selbstmord war.«
    »Du hast die Pulverspuren gesehen, die Wunde und alles. Er hat sich selbst erschossen.«
    »Trotzdem, es besteht die Möglichkeit, daß er es nicht getan hat …«
    »Also sagst du Cavanaugh, daß berechtigte Zweifel bestehen …«
    »Das habe ich ihm nicht gesagt. Pater Cavanaugh und ich kennen uns schon lange. Er hat mir gesagt, daß er garantiere, daß es kein Selbstmord war. Der Junge war wie ein Sohn für ihn. Und Jim Cavanaugh und ich verstehen uns.«
    »Und alles der guten alten Zeiten wegen, ja? Du betrügst die Kirche, Cavanaugh macht mit, keiner verliert dabei etwas, richtig?«
    »Ich weiß, daß du nicht einverstanden bist, aber – richtig.«
    Der Sohn schaute seinen Vater an und schüttelte den Kopf.
    Der Vater hob sein Glas und trank es aus.

    Hardy, nach seiner Schicht in der frühen Dämmerung zurück zu Hause, betrachtete ein Bild von sich und Abe Glitsky in Uniform. Für ihn war Glitskys hohe, faltenlose Stirn der einzige Teil seines Gesichts, der einem keinen Schrecken einflößte. Von dem Rest konnten kleine Kinder Alpträume bekommen – Adlernase, übergroße, eingefallene Wangen, Augen, in denen das Weiße immerwährend rot war, dünne Lippen, mit einer Narbe von der Oberlippe zur Unterlippe. Sie war die Folge eines Unfalls in seiner Jugend beim Barrenturnen, obwohl Glitsky seinen Kollegen zu erzählen pflegte, daß es eine alte Messerwunde sei.
    Abe kaute, während er telefonierte, auf Eis herum. Manchmal war es einfacher, sich mit ihm zu unterhalten, wenn man ihn nicht ansah. Hardy hörte das Eis wie Steine knirschen. Glitsky kaute noch ein paar Stückchen, und Hardy stellte sich vor, wie er einen Styroporbecher umdrehte und auf den Boden klopfte, um das letzte Eisstück abzulösen. Er kaute weiter.
    Hardy blies wieder in die Tasse Espresso auf seinem Küchentisch hinab. Er wartete und dachte, Glitsky könne ein Eisstück so lange lutschen wie ein Weingummi.
    »Ich würde nur gern den Obduktionsbericht sehen, die Akte prüfen, schauen, ob ich etwas übersehe«, sagte Hardy.
    Glitsky mußte den fast leeren Becher geschüttelt haben. »Ja, ich weiß schon, was du willst.«
    »Na los, Abe. Ich werde dafür nicht bezahlt. Es ist nur wegen der Versicherung für die Witwe. Mir wäre es lieber, wenn ihr herausfändet, daß es Mord war, und deshalb hat mich Moses gebeten, der Sache nachzugehen. Darüber hinaus habe ich kein Interesse daran.«
    »Glaubst du nicht, daß wir in der Lage sind, das selbst herauszufinden? So hört sich das nämlich an, was du sagst, und das macht mich irgendwie wütend.«
    Hardy seufzte. »Wir sind wohl ein wenig defensiv im vorgerückten Alter, wie?«
    Abe kaute noch ein paar Stückchen Eis. »Du weißt nicht, wie es hier in letzter Zeit ist.«
    »Ja, aber ich habe auch nicht um viel gebeten.«
    »Du bittest darum, jemanden bei den Ermittlungen zu umgehen. Das ist ganz schön viel.«
    »Dann tu es für mich.«
    Glitksy lachte. »Ja. Das würde gehen.«
    Hardy wußte, daß der Humor, den er da hörte, nicht mal Abes Augen erreichte.
    »Weißt du überhaupt, was wir bisher haben? Warum wartest du nicht ein, zwei Tage? Wenn es Mord ist, werden wir das wahrscheinlich auch feststellen.«
    »Das weiß ich.«
    »Schleim bloß nicht so bei mir herum.«
    Hardy hatte vergessen, daß er noch nie gut darin gewesen war, bei Glitsky etwas zu erreichen. Jetzt fiel es ihm wieder ein. »Schau, Abe«, sagte er, »ich bin kein Privatdetektiv, der euch umgehen will. Ich will nur ein paar Informationen haben, das ist alles.«
    »Mehr nicht, wie?«
    »Mehr nicht, und das ist die verdammte Wahrheit.«
    Glitsky schüttelte seinen Styroporbecher – rat-tat-tat, rattat-tat. »Griffin und ich sind nicht gerade die engsten Freunde«, sagte er. »Du wirst keine krummen Sachen machen können.«
    »Ich will ihn ja nur treffen«,

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