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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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hatte. Er schaute sich um und war sicher, daß es nicht wegen der Aussicht gewesen sein konnte.
    »Alles unter Kontrolle, Jeffrey?«
    Hardy schaute in das grelle Licht, aus dem die Stimme gekommen war. »Sie müssen Mister Cruz sein«, sagte er. »Tut mir leid, daß ich Ihnen noch einmal Unannehmlichkeiten bereiten muß, aber so etwas kommt bei einem gewaltsamen Tod immer vor.« Er sprach weiter. »Jeffrey war gerade dabei, mir zu zeigen, wo die Leiche gefunden wurde. Ziemlich schlimm, was?«
    Cruz legte zögernd seinen Kopf auf die Seite. Er war nicht älter als fünfunddreißig, strahlte Autorität aus und strotzte vor Gesundheit. Schwarzes, perfekt geschnittenes Haar umhüllte ein Gesicht, das einen leicht arabischen Zug hatte. Aber seine Augen, oder vielleicht seine Kontaktlinsen, waren haselnußbraun, und seine Haut war trotz der Bräunung hell. Sein Mund verzog sich vor Ekel. »Es war ziemlich schlimm«, sagte er.
    Hardy lächelte. »Die Kollegen haben dies wahrscheinlich schon gestern gefragt, aber Sie kennen die Bürokratie.«
    Cruz nickte Hardy verständnisvoll zu. Er entließ Jeffrey mit einem Blick. »Wenn ich irgendwie helfen kann«, sagte er, doch auf Hardy wirkte er nervös.
    »Jeffrey sagte, daß sie ungefähr hier gelegen hat, die Leiche. Aber es gibt jetzt überhaupt kein Anzeichen mehr dafür.«
    »Sie lag direkt hier«, sagte er. »Sie haben alles sauber gemacht, bevor wir am nächsten Morgen zur Arbeit kamen.«
    »War noch jemand im Gebäude?«
    Cruz sah ihn prüfend an, mit einem vorsichtigen Gesichtsausdruck, antwortete aber ziemlich rasch: »Nein, das glaube ich nicht. Wir ermutigen die Mitarbeiter nicht zu Überstunden. Ich weiß, daß der Parkplatz bis auf meinen Wagen leer war, als ich nach Hause fuhr.«
    »Und wann war das?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich habe es gestern dem anderen Inspektor auch gesagt – vielleicht acht oder halb neun. Es war noch hell draußen.« Auf Hardys fragenden Blick hin fügte er hinzu: »Ich war der letzte, der gegangen ist. Das bin ich immer. Chefs müssen eben immer lange arbeiten.«
    Hardy griff nach einem anderen Strohhalm. »Besteht die Möglichkeit, daß noch jemand im Gebäude war, der nicht mit dem Auto zur Arbeit gefahren ist?«
    Cruz zögerte, als ob er darauf warte, daß Hardy weitersprach. »Eine geringe Chance, würde ich sagen. Aber soviel, wie geredet wird, wäre es bestimmt inzwischen schon rum. Wenn es aber eine Hilfe ist, kann ich gerne ein Memo herumgehen lassen.«
    Hardy war aufgefallen, daß in der Ecke des Maschenzauns ein großes Loch war. »Ist das neu?«
    Wieder eine Pause. »Nein. Wir wollen das schon seit Monaten reparieren lassen. Ich nehme an, es waren ein paar Kinder, die zum Kanal wollten. So brauchten sie nicht den langen Umweg zu machen.«
    Hardy schrieb sich alles pflichtgemäß auf und dachte: Was für Kinder?
    Der Kies und der Asphalt waren vor kurzem sorgfältig geharkt worden. Jeder Hinweis auf einen Kampf war verschwunden. Hardy ging zur Seite des Gebäudes und schaute die spiegelnde Oberfläche entlang. Er hockte sich hin, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen, ging dann mit der Hand auf dem Glas am Gebäude entlang zur Seitentür. Er wandte sich an Cruz. »Wir werden versuchen, Sie nicht wieder zu belästigen.«
    Cruz’ erstes Lächeln enthüllte perfekte Zähne, zu perfekt, um echt zu sein. Er streckte seine Hand aus. »Wenn ich noch irgendwie behilflich sein kann …«
    Hardy fragte: »Haben Sie Ed zufälligerweise gekannt?«
    Die Pause endete abrupt. »Wen?«
    »Ed Cochran, den Mann, der gestorben ist.«
    »Nein«, sagte Cruz nun unverzüglich. »Nein, ich fürchte nicht. Hätte ich ihn kennen sollen?«
    Als Hardy wieder an seinem Wagen war, schaute er sich um und sah, daß Cruz zu dem Loch im Zaun zurückgegangen war und dort, die Hände in den Taschen, kopfschüttelnd stand.

    Hardy war nur zum Cruz-Gebäude gefahren, um den Tatort bei Tageslicht zu sehen. Und innerhalb weniger Minuten hatte er den Direktor der Firma vor sich gehabt. Kein Wunder, dachte er, daß seine Fragen so ziellos gewesen waren.
    Bei Blanche , einem hinfälligen Café am Kanal, das gleichzeitig auch eine Kunstgalerie war, spendete der Campari-Schirm zwar Schatten, schützte aber nicht gegen das blendende Licht, das vom Kanal heraufkam. Hardy trank einen Clubsoda, wandte sich dabei nicht von dem grellen Kanal ab und dachte über diesen Cruz nach – seine zwanghafte Sorge um seinen Parkplatz und seine offensichtliche Lüge, Ed Cochran

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