Der Deal
ist gut?« Alphonse ließ seine Beine baumeln und klopfte mit den Absätzen gegen die Vorderseite des Schreibtischs aus Kirschbaumholz.
»Was sollte ich tun? Da wimmelte es doch vor Polizisten. Haben Sie das Ihren Leuten nicht gesagt?«
Alphonse leckte über seine Schneidezähne. »Meine Freunde – die Zeit ist … irgendwie wichtig für sie.«
»Das verstehe ich.« Der Alkohol tat seine Wirkung. Er nahm noch einen Schluck. »Was ist los, Alphonse? Sind Sie nervös geworden?«
Der Junge war offensichtlich nicht mehr so prahlerisch wie vorher. Der Sturm ließ nun nach. »Ich bin nicht nervös. Meine Freunde haben Verträge einzuhalten.«
Sam zwang sich zu einem kalten Lächeln. »Kommen Sie mir nicht mit diesem Pseudogeschäftsmist, Alphonse. Alles, was die haben, sind ein paar Junkies, die sie high halten müssen – um soviel Geld wie möglich aus ihnen herauszuquetschen, bevor sie sterben.«
»Dieses Geld ist Ihr Geld.«
»Ein sehr kleiner Anteil, Alphonse. Ein sehr kleiner.«
»Aber trotzdem ein nettes Sümmchen.«
Ja, dachte Sam. 425.000 Dollar in bar. Ein netter Gewinn für seine Investition von einhundertzwanzig. Aber nur, wenn es klappte. Wenn nicht, war er im Prinzip erledigt. Er konnte den Gedanken, daß es nicht klappte, nicht ertragen. Daß er dann erledigt wäre, würde vielleicht noch das geringste Problem darstellen.
Sein Magen kämpfte mit dem Bourbon, aber der Alkohol fühlte sich überall sonst so gut an, daß er den Schmerz ignorierte. »Meine Leute wollten nicht liefern. Nicht dort und nicht an diesem Dienstag. Das war alles.«
»Also wo und wann?«
Sam lehnte seinen Kopf gegen das straffe Leder. Dies würde nicht gut ankommen, und das wußte er. »Sie werden es mich wissen lassen.«
»Schei …«
»Was kann ich Ihnen sagen? Sie haben gesagt, dieses Wochenende, morgen vielleicht. Sie wollen einen besseren Ort finden.«
Alphonse sprang vom Schreibtisch herunter, ging fast bis zur Tür und wandte sich um. »Und was soll ich bis dahin machen?«
»Was ich auch mache, Alphonse. Abwarten.«
Er stellte sich direkt vor Sam hin, und Sam dachte, er könne die Angst riechen. »Ich kann nicht abwarten, Mann, die kriegen mich am Hintern. Sie haben ihr Geld jetzt eine Woche bereitgehalten.«
Na ja, dachte Sam, ich weiß, was das für eine lange Zeit ist. »Noch ein paar Tage. Sagen Sie ihnen, bis Montagabend.«
»Wenn das wieder nicht stimmt, schneiden sie mir die Eier ab.«
Sam trank seine Bourbon aus. »Jedes Geschäft hat seine Risiken, Alphonse. Sie müssen mir vertrauen. Denn wenn ich Sie draufgehen lasse, sind Sie sowieso Hackfleisch. Sie haben mich an die verkauft, erinnern Sie sich?«
Er war sein ganzes Leben im Vertrieb gewesen. Etwas aus einer Quelle kaufen, die Ware bewegen und sie dann gewinnbringend an andere verkaufen. So lief das in Amerika.
Der Haken war nur, daß es im Kokaingeschäft Leute gab, die nicht ganz vertrauenswürdig waren. Das war soweit in Ordnung, soviel war Sam bewußt. Die Leute mogelten, wo sie nur konnten, sogar beim Solitär. Aber es wäre besonders dumm, das hierbei zu vergessen.
Und genau das war ihm bei Cruz passiert – er hatte diese Grundregel vergessen. Nachdem er all die Jahre ehrlich gespielt hatte, war der Hund einfach aus dem Geschäft ausgestiegen. Denk an Cruz, sagte sich Polk, wenn du jemals wieder in die Versuchung geführt wirst, einem anderen bei einem Geschäft zu vertrauen.
Der Arm hatte zu bluten aufgehört. Alphonse hatte recht gehabt – es war kein schlimmer Schnitt, vielleicht zehn Zentimeter seinen Unterarm hinunter.
Da er bei diesem Geschäft niemandem trauen würde, dachte er, er hätte es schlau angefangen. Er dachte das immer noch. Der Kontakt hatte sich vor Jahren ergeben. Ein Importeur, ein Geschäftsmann. Rührte Drogen selbst nie an. Sie hatten sich bei einer Party unterhalten – das mußte Anfang der siebziger Jahre gewesen sein, als das Geschäft mit dem Kokain gerade anfing, besser zu laufen.
Aber zu dem Zeitpunkt lief bei Sam alles gut mit den Zeitungen – bei wem in San Francisco auch nicht, wo es die Free Press , die Rolling Stone und die anderen Hippie-Schundblätter gab, mal ganz abgesehen von den großen Zeitungen? Damals hatte er nichts riskieren müssen.
»He, jederzeit. Und das meine ich. Geld für Stoff ist immer gefragt«, hatte der Kontaktmann gesagt.
Und jetzt war das Zeitungsgeschäft den Bach runter gegangen, und Cruz wollte ihn austrocknen lassen, hatte ihn vom Vertrieb ausgeschlossen, gerade
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