Der Deal
versucht hatte, konnte er plötzlich nichts mehr koordinieren. Und nachdem sie ihn gekriegt hatten … er dachte, er könne sich an andere Sachen erinnern, aber er fühlte sich immer noch so verwirrt, und es war zu schwer, darüber nachzudenken.
Und wo war Mom, wenn das Bett gemacht war? Wahrscheinlich nur nebenan. Gott, ist das schön, Mom zu sehen. Er rief nach ihr.
Da war ein Geräusch. Hardy, der darauf wartete, daß Munoz von seinem Telefonat zurückkam, schoß um die Ecke in Stevens Zimmer.
Der Junge lag immer noch reglos da. Dies war der feindselige Junge, erinnerte er sich – Springmesser, stummgeschalteter Fernseher und so weiter.
Er schüttelte den Kopf. Wenn das keine schlechte Woche für die Cochrans war.
Hatte Eddies Tod dies hier irgendwie heraufbeschworen, ihn über den Rand seiner eigenen Verzweiflung hinausgetrieben? Oder gab es eine direktere Verbindung? Wie die Frage, ob Steven etwas gewußt haben könnte, das er nicht wissen sollte?
Zur Hölle, wenn Steven wieder zu sich kam, würde er ihn fragen, ob er seine Widersacher kannte. Oder genauer gesagt, ob er selbst – Hardy – sie kannte.
Big Ed sah alles andere als seinem Kosenamen entsprechend also groß, aus.
Als er so auf seinen bandagierten jüngsten Sohn hinunterblickte, war er das Zerrbild des Mannes in dem alten, aber eleganten Anzug, den Hardy bei der Beerdigung kennengelernt hatte. Jetzt hing ein sehr abgetragener grüner USF-Pullover lose über Arbeitshose und Stiefel. Alles saß zu lose. Ein Schnürsenkel war nicht zugeschnürt.
Er schaute, so lange er konnte, und drückte dann seinen Daumen und Zeigefinger gegen seine Augen.
Munoz stand neben ihm. »Sind Sie in Ordnung, Sir?«
Big Ed nickte. »Lange Nacht«, sagte er. »Wir dachten, wir dachten …«
»Sicher. Ist er aber nicht. Noch lange nicht.«
»Ist er lange nicht«, wiederholte er. Und plötzlich durchzuckte ihn ein Zittern, und er weinte.
Hardy ging zur Aufnahme hinaus, wo ein kleiner Junge mit einem blau werdenden Auge und einer großen roten Beule auf seiner Stirn unerschütterlich saß, während seine Mutter der Frau in Aufnahme erklärte, wie er auf die Zähne eines Rechens getreten und der Stiel nach oben geschnellt sei und ihn im Gesicht getroffen habe.
Hardy ging hinaus in die grelle Sonne. Er hatte Hunger. Der Laden an der Hauptstraße von Gonzalez hatte riesengroße Burritos für 2,49 Dollar, und Hardy kaufte drei. Während er einen aß, nahm er die verpackten anderen beiden mit zur Klinik zurück.
Munoz und Ed unterhielten sich neben dem Wagen des Sheriffs, nahmen die Burritos. Big Ed schien es ein bißchen besser zu gehen.
»Tut mir leid, ich habe Sie da drin nicht erkannt«, sagte er zu Hardy.
»Wie geht es dem Jungen?«
»Er schläft immer noch. Haben Sie irgendeine Idee, wer das getan haben könnte?«
»Ich wünschte, ich hätte eine«, sagte Hardy. »Sie haben ihn als vermißt gemeldet. Ist er weggelaufen, oder was?«
»Was wäre die andere Möglichkeit?« fragte Munoz.
Hardy zuckte mit den Achseln. »Es ist unwahrscheinlich, aber er könnte entführt worden sein.«
»Das ist verrückt«, sagte Ed. »Wir haben kein Geld.«
»Jemand könnte ihn entführt haben, um ihn zum Schweigen zu bringen. Vielleicht wußte er etwas.«
Die beiden Männer kauten auf ihren Burritos.
»Über Ed, meine ich.«
Das ließ Big Ed einen Moment innehalten. »Was meinen Sie? Die haben doch gesagt, daß Eddie sich umgebracht hat.« Er schluckte.
»Das bezweifle ich. Das bezweifle ich sehr.«
»Na ja, was hat dann …«
Hardy konnte sehen, daß es fast zuviel für den Mann war. Seine Hand fuhr wieder zu seinen Augen. Er schüttelte den Kopf, als ob er dadurch wieder einen klaren Gedanken fassen könnte.
Die Schwester von der Aufnahme kam an die Tür. »Der Junge ist wach«, sagte sie.
Wenigstens will er nach Hause, dachte Big Ed. Das ist etwas. Wieder zu Hause zu sein. Er hatte es gesagt. Daddy, bring mich nach Hause. Daddy. Seit zehn Jahren hatte ihn niemand mehr so genannt. Er war immer Dad, Paps oder Ed. Na, wenn Steven jetzt Daddy wollte, brachte Daddy ihn nach Hause. Dann würden er und Erin vielleicht herausfinden, ob und wo sie versagt hatten, damit er nicht wieder würde weglaufen wollen.
Er schaute sich um zu dem Rücksitz, auf dem Steven angeschnallt lag. Der Junge schlief wieder.
»Ist er in Ordnung?« fragte Hardy.
Ed nickte.
Munoz und Hardy hatten es für besser gehalten, daß Ed nicht allein mit seinem Sohn zurückfuhr. Deshalb hatten
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