Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
schaute kurz zu ihm rüber. Er sagte es so demütig, daß man fast das ernsthafte Vertrauen übersah. Dieser Mann wußte ohne jeden Zweifel, daß er seine Frau umhaute.
    »Es ist gut zu wissen, daß sie nicht immer nur Filmstars wollen, wo ich selbst auch keiner bin«, sagte Hardy, erleichtert, daß sie endlich die Friedhöfe hinter sich gelassen hatten und Daly City und die vielen kleinen Schachtelhäuser auf den Hügeln erreichten.
    »Ich glaube sowieso nicht, daß sie Jim Bischof werden lasen würden.«
    »Warum nicht?«
    Ed zuckte mit den Achseln. »Er ist nicht politisch genug. Hat ein paar ungewöhnliche Dinge gemacht. Für einen Priester.«
    Wie zum Beispiel, zu mir zu kommen, um zu beichten, dachte Hardy, fragte aber: »Was zum Beispiel?«
    »Ach, nichts Ernstes. Nur so eben.«
    Gut, sie würden nicht darüber reden. Aber andererseits …
    »Er hat ungefähr doppelt solange gebraucht wie alle anderen, um das Priesterseminar zu beenden. Sie haben ihn zweimal rausgeschmissen.«
    »Rausgeschmissen?«
    Ed zuckte mit den Achseln. »Na ja, es war in den Fünfzigern, frühen Sechzigern. Die Kirche glaubte, diese Jungs in Beschlag nehmen zu können. Bei der kleinsten Sache sagten sie, daß man nicht wirklich berufen sei, und schmissen einen hinaus. Nicht wie heutzutage, wo man mit einer Vergangenheit als Nicaragua-Waffenschmuggler trotzdem eine ziemlich gute Chance hat, weil sie so dringend Priester brauchen.«
    »Und was hat er gemacht?«
    »Jim?« Ed lachte bei dem Gedanken. »Ich muß es ja wissen. Ich bin mit ihm gegangen. Er hat ungefähr zwei Wochenenden im Jahr frei gehabt, und an diesem einen haben wir uns vollaufen lassen und ein paar Striptease-Shows angesehen – Erin war in der Schule, wir waren also beide reif für ein bißchen Spaß. Am nächsten Tag ist er dann mit einem Kater zum Seminar zurückgegangen und hat alles gebeichtet. Üble Sache. Sie haben ihn für ein Semester rausgeworfen, damit er seine Berufung überdenke.«
    »Und was war an dem anderen?«
    »Das war was anderes. Ich weiß nicht, ob ich jemals die richtige Geschichte gehört habe. Erin und ich waren auf unserer Hochzeitsreise. Es war vielleicht ein Monat vor seiner Priesterweihe. Wir hatten schon die Einladung bekommen. Jedenfalls war Jim zu dem Schluß gekommen, daß er nicht würdig sei, oder so etwas. Er wollte Priester sein, fühlte sich aber nicht fromm genug. Können Sie sich das vorstellen? Wenn Jim nicht fromm genug war, gab es für alle anderen keine Hoffnung mehr. Ich meine, wo es drauf ankam.«
    Hardy schaute zum Beifahrersitz hinüber. Inzwischen war es fast dunkel. Die Straßenbeleuchtung an den unteren Avenues war angegangen.
    »Sehen Sie, sie sagten ihm, daß jeder diese Zweifel habe. Priester brauchten keine Heiligen sein – sie seien Menschen wie wir alle. Sie wollten ihn nicht gehen lassen. Er war der Vorsitzende seiner Klasse, sollte bei der Priesterweihe die Rede halten. Sie hatten zu viel in ihn investiert.«
    »Und? Was ist geschehen?«
    »Er hat das Auto des Dekans gestohlen, ist durch das Tor am Eingang gekracht und für drei Tage verschwunden.«
    »Cavanaugh hat das gemacht?«
    »Und dann ist er zurückgekommen, wie ein Landstreicher, und ohne das Auto. Er redet nie von diesen drei Tagen, außer um zu sagen, daß es seine Zeit in der Wüste war. Was immer das bedeutet. Jedenfalls waren alle ziemlich sauer auf ihn. Jetzt werden dieselben Leute, seine Klassenkameraden, Bischöfe, und wahrscheinlich mögen sie alle Jim, halten ihn aber für unzuverlässig. Oder wenigstens ein bißchen unzuverlässig. Sicherlich zu labil, um in der Hierarchie aufzusteigen.«
    »Aber letztlich ist er doch zum Priester geweiht worden?«
    »Ja, zwei Jahre später hatte er seine Buße getan. Aber er hielt keine Abschiedsrede.«
    Sie bogen auf die Taraval-Straße ab. Auf dem Rücksitz stöhnte Steven leise.
    »Wir sind fast zu Hause, Sohn«, sagte Ed. »Fast zu Hause.«

    Frannie sah viel besser aus, Erin viel schlechter. Hardy saß da, trank seinen zweiten Scotch und wartete auf einen passenden Moment, um sich zu verabschieden. Alle waren müde – zum Teufel, erschöpft. Jodie schlief schon, ihre spindeldürre Gestalt hing über dem kleinen Sofa. Und Erin und Ed saßen wie Statuen nebeneinander und hielten sich an den Händen, sahen sich an, als ob sie sich fragten, was als nächstes geschehen würde. Aber Hardy sah die Zähigkeit in Ed.
    Er war kein Mann, der nur eine Woche zuvor einen Sohn verloren hatte. Am Morgen hatte Hardy ihn

Weitere Kostenlose Bücher