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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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sie verabredet, daß der einzige Stellvertreter des Sheriffs Hardys Wagen später zurück in die Stadt bringen würde.
    Ed warf erneut einen kurzen Blick auf den Rücksitz. Er konnte seinen Sohn nicht lange genug ansehen, konnte noch gar nicht glauben – nach der Angst, die Erin, seine Tochter Jodie, Frannie und er in der letzten Nacht hatten –, daß Steven nicht wie Eddie tot und für immer fort war. Was auch immer geschehen war, was immer er durchgemacht hatte, wenigstens war er noch bei ihnen, atmete.
    Er mußte erleichtert aufgeatmet haben, denn Hardy schaute zu ihm rüber.
    Dieser Hardy fuhr gut – langsam und vorsichtig. Keine Erschütterungen für den Jungen. Und es war gut, daß er den Wagen fuhr – Ed war ziemlich sicher, daß er sich nicht auf den Verkehr hätte konzentrieren können.
    Sie waren bis San Mateo gekommen. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden. Wo waren die Stunden geblieben? In einer halben Stunde würden sie zu Hause sein.
    Vielleicht hatte Erin heute ein bißchen geschlafen. Er hoffte es. Sie hatte nun fast eine Woche lang nicht mehr geschlafen.
    Erin. Seine Gedanken entfernten sich, wie immer, nicht weit von seiner Frau. Er wußte nicht, wie sie über diese Zeit hinwegkommen würden, aber etwas sagte ihm, daß sie es schaffen würden. Jedenfalls fast. Sie würden selbstverständlich nie wieder wie früher sein. Die Wunde – der Verlust Eddies – war zu tief, als daß sie jemals richtig heilen konnte, aber es würde etwas, eine neue Herausforderung, geben, die den Dingen wieder eine neue Perspektive verlieh. Wenigstens hoffte er das.
    Warum war sein Junge weggelaufen?
    »Haben Sie einen Beweis dafür, daß Eddie von jemandem getötet wurde?« fragte er plötzlich.
    »Nein.« Aber dann erzählte ihm Hardy, was Cavanaugh ihm über Sam Polk erzählt hatte – die Sache mit den Drogen.
    »Das ist ja was«, sagte Ed. »Ich wußte, daß mit Polk irgend etwas im Gange war. Eddie und ich hatten deswegen eine Art Streitgespräch.«
    »Das hat Cavanaugh auch gesagt – daß Eddie eine zweite Meinung hören wollte.«
    »Wann haben Sie mit Jim gesprochen?«
    »Gestern. Letzte Nacht. Er glaubte, er hätte so etwas wie eine Spur. Ich wollte eigentlich heute ein paar Nachforschungen anstellen, aber dann ist heute morgen …« Er wies mit dem Kopf zum Rücksitz.
    »Ich weiß nicht, warum Sie das tun, aber vielen Dank.«
    Hardy wandte seinen Blick nicht von der Straße ab. »Ich kannte Ed und Frannie ziemlich gut. Ihr Bruder ist mein bester Freund.«
    Sie bogen jetzt in westliche Richtung ab, auf die 380. Die beginnende Dunkelheit senkte sich herab, als sie an dem riesigen Friedhof vorbeifuhren, mit seinen Tausenden von weißen Rechtecken, die das grasbewachsene Feld wie ein Gitter aussehen ließen und die Gräber der Kriegsgefallenen markierten.
    Ed faßte hinter seinen Sitz und legte seine Hand auf das Bein seines Sohnes, spürte durch die Decke hindurch dessen Wärme. Steven regte sich und stöhnte sanft, öffnete aber nicht seine Augen.

    »Wir sind fast da«, sagte Hardy.
    Das war dumm von ihm, hier entlangzufahren, obwohl es der direkteste Weg war. Ed verschloß sich beim Anblick des Friedhofs, und Hardy verfluchte sich selbst – er hätte daran denken sollen. Vielleicht könnte er ihn ein wenig ablenken, seine Gedanken davon losreißen. »Ihr Freund, Pater Cavanaugh, ist ja vielleicht ein Typ.«
    »Jim? Ja. Er ist großartig.«
    »Ich kann nur nicht begreifen, warum er kein Kardinal oder so ist – mindestens Bischof.«
    Ed lächelte. »Ich weiß. Er macht diesen Eindruck, nicht wahr?« Er sprach nicht gleich weiter. »Aber wenn er Bischof wäre, müßte er Erin verlassen, und ich glaube nicht, daß er das will.«
    Diese Bemerkung überraschte Hardy. Er mußte es bemerkt haben. »Es ist kein Geheimnis, daß er meine Frau liebt«, sagte Ed, hielt aber dann eine Hand hoch. »Nein, nein, nicht so. Er ist einer von uns. Erin ist sein bester Freund. Er ihrer. Außer mir vielleicht.« Er lächelte wieder. »Außer, daß ich mir dessen manchmal auch nicht sicher bin.«
    »Ich glaube, das würde mich nervös machen«, sagte Hardy.
    »Na ja, nach dreißig Jahren, denke ich, ist Erin mein Mädchen. Wir haben darüber gesprochen, aber sie sagt, daß das Körperliche eben bei Jim nie da war.« Er schüttelte den Kopf. »Was halten Sie davon? Sie zieht einen Tolpatsch wie mich vor, sagt sie. Ich denke, das ist ihr einziger Fehler, aber glauben Sie mir, den nehme ich gern in Kauf.«
    Hardy

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