Der Deal
offenen Safe und dem Kopf von Linda Polk.
Nika schlief immer, nachdem sie sich geliebt hatten, und Sam normalerweise auch, diesmal jedoch kreisten seine Gedanken um das Geld. Er könnte ja zur Army fahren, nachschauen, ob alles in Ordnung war, und innerhalb einer Stunde wieder zurück sein. Danach wäre es noch früh genug, um sich auszuruhen. Es war ein langes Wochenende gewesen, und jetzt war es noch nicht einmal Sonntag abend.
Heute morgen hatte er den Anruf erhalten – am gleichen Ort zur gleichen Zeit, okay? Nein, das ist nicht okay, hatte er gesagt. Der Cruz-Parkplatz war doch zu dämlich. Warum sollte man noch extra eine Flagge hissen? Wie wäre es mit dem Marina Coyote Point, dem alten Zementdock, das keiner mehr benutzte? Montag, acht Uhr dreißig?
Das war also geklärt, aber das Geld lag ihm noch schwer im Magen. Er wollte nur schnell den Bürosafe überprüfen, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung war, dann wäre morgen die Übergabe und damit das Ganze vergessen.
Er hatte versucht, Alphonse zu erreichen, aber vergeblich, dort war niemand zu Hause, was okay war. Alphonse würde morgen bei der Arbeit sein, sie würden die Details der Übergabe besprechen – aber nach dem Schauspiel am Freitag würde Sam seine Waffe mitbringen. Man kann nicht vorsichtig genug sein, dachte er.
Nikas Atem ging im Schlaf geräuschvoll und schwer, von der Hüfte an war sie aufgedeckt, ein Bein um das Bettlaken gewickelt. Sam fuhr mit der Hand ihre Seite entlang und betrachtete sie noch einmal, bevor er in die Stadt aufbrach. Vielleicht wollte er sich nur vergewissern, daß sie all das wert war. Seiner Meinung nach war sie es.
Von Hillsborough zur Army-Street-Ausfahrt brauchte er nur zwölf Minuten, nach weiteren drei Minuten war er bei seinem Gelände. Und dort stand Lindas Wagen.
Machte sie Überstunden? Möglich war es, obwohl in letzter Zeit Spannungen zwischen ihnen aufgekommen waren. Wenn sie da war, wußte er sein Geld in Sicherheit, daher hätte er fast wieder gewendet, um die Rückfahrt anzutreten. Im Augenblick wollte er sie nicht treffen, ihre Eifersucht ertragen müssen.
Aber dann beruhigte er sich, schließlich saß sie jetzt noch bei der Arbeit, an einem Sonntag, bemühte sich, daß alles lief.
Vielleicht werde ich mit dem neuen Geld einen neuen Versuch starten, dachte er. Die Sache mit dem Kind ins Reine zu bringen.
Er parkte seinen Wagen.
Kapitel 19
Hardy hielt gerade einen Hai in Bewegung.
In einem der wasserdichten Anzüge, die an der Tür hinter Picos Büro hingen, schlappte er seine Runden in dem kreisförmigen Becken im Keller des Steinhart-Aquariums. Mit Handschuhen an den Händen versuchte er, den Hai zu halten, den Fischer in der Hoffnung vorbeigebracht hatten, er würde als erster das Trauma irgendwie überleben und zum Glanzstück in Picos Hai-Aquarium werden.
Hardy drehte seine Runden nicht, um berühmt zu werden. Es würde höchstens Pico Morales zugutekommen, der schließlich Wärter im Steinhart war. Hardy drehte seine Runden nicht für Picos Karriere, sondern um das Leben des Hais zu retten. Als an diesem Morgen Pico bei ihm angerufen hatte, war ihm auf einmal der Gedanke gekommen, daß, wenn auch die Wildheit des Hais bisher nutzlos gewesen war, er deswegen nicht weniger wertvoll war. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er diesmal zugesagt.
Vor zwei Jahren hatte Pico der Floh gebissen, und er hatte Hardy erklärt: »Haie müssen sich, um atmen zu können, durchs Wasser bewegen, Diz. Wenn sie hier ankommen, sind sie meistens schon schwer angeschlagen. Manchmal haben sie einfach auf Deck gelegen, die ganze Fahrt vom Auslaufen des Bootes bei den Farallones bis zum Einlaufen hier. So sind sie schon völlig fertig, wenn sie hier ankommen. Wenn wir’s schaffen, den Hai lange genug in Bewegung zu halten, dann …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich brauche also Freiwillige, die mit den Haien Runden drehen, und du, so ein waschechter Seebär, zusammen mit dem armen Hai, das ergibt doch ein prima Paar!«
Hardy konnte sich nicht erklären, warum ihm nach dieser langen Pause die Anstrengung mit einem Mal wieder erträglich schien – ja, ihm sogar gefiel. Pico hatte es niemals aufgegeben, ihn alle zwei, drei Wochen anzurufen, je nachdem, wann er einen neuen Hai eingeliefert bekommen hatte. Und unerbittlich hatte Hardy »Nein, danke« gesagt, bis heute morgen.
Nun war es drei Uhr, wenn man auch an diesem zeitlosen, grünen Ort mit seinen schimmerenden fensterlosen Wänden von nichts
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