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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Mund. Seine Zunge meldete ihm keine Geschmacksempfindung.
    »Jedesmal, wenn ich dich angeschaut habe, habe ich mich selbst angeklagt. Ich habe mich wegen dem angeklagt, was du durchmachen mußtest. Du und ich.«
    »Es war nicht deine Schuld, daß ich es durchmachen mußte. Du hast es nicht verursacht. Sieh mich jetzt an«, sagte sie.
    Für ihn war sie wunderschön. Die Tränen brachten ihre Wangen zum Glänzen. »Ich habe niemals gedacht, daß du schuld bist. Ich hätte es genauso sein können. Ich hätte es auch wissen müssen, in allen Büchern steht, daß er in dem Alter war, in dem Babys aufstehen, und ich hatte nicht daran gedacht.« Sie führte seine Hand an ihre Lippen und küßte sie. »Das Schlimmste war, daß ich euch beide verloren habe.«
    »Ich konnte dir nicht mehr ins Gesicht sehen.«
    »Ich weiß.«
    »Und alles schien auf einmal so, es scheint mir immer noch so …« – er schüttelte den Kopf – »… ich weiß nicht … alles war bedeutungslos geworden für mich.«
    »Ich auch?«
    Er schloß seine Augen, vor seinem inneren Auge erschien etwas, er glaubte, sich an etwas zu erinnern. »Nein, du hast mir noch etwas bedeutet. Du hast mir immer etwas bedeutet.« Er zögerte. »Aber alles andere … ich konnte einfach für nichts mehr Interesse aufbringen.«
    Beide saßen sie nun auf der Bank des Cajun-Restaurants einander zugewandt und sahen sich, einander an den Händen haltend, in die Augen.
    »Als du mich aus der Bar angerufen hast«, begann Jane, »hast du gesagt, daß du nicht mehr wegrennst.«
    Er nickte zustimmend.
    »Möchtest du darüber nachdenken?«
    Er nickte wieder.
    Nun gab es nichts mehr zu sagen. Er ließ ihre Hand los und drückte die Ruftaste an der Wand der Nische, damit der Kellner die Rechnung brachte.
    Glitsky hatte ihm die Nachricht hinterlassen, daß er ihn anrufen solle, wann immer er nach Hause käme.
    Aufgewühlt und durcheinander von dem Treffen mit Jane, war er hinunter zum China Basin gefahren, um noch einmal den Parkplatz von Cruz zu besichtigen. Langsam ging er zu dem Loch im Zaun, das nur notdürftig mit Stacheldraht geflickt war. Der Zaun war nicht von Kindern beschädigt worden. Ganz sauber war er von oben nach unten durchgetrennt worden.
    Dann rief er Pico von einer Telefonzelle aus an, um sich nach Orville zu erkundigen. In Picos Büro empfing ihn nur der Anrufbeantworter. Also versuchte es Hardy zu Hause bei seinem Freund, und dort mußte er erfahren, daß der Hai nicht durchgekommen war.
    »Ich hätte dich warnen sollen. Zur Zeit habe ich nicht besonders viel Glück«, sagte Hardy und erzählte ihm von dem Baseballspiel. Aber dann schoß es ihm durch den Kopf, daß Steven Cochran gestern nicht gestorben war. Vielleicht war ja doch wieder etwas Glück für ihn in Sicht.
    Pico hörte sich so deprimiert an, daß Hardy ihn fragte, ob er etwas Gesellschaft brauche. Pico bejahte, und so setzten sie sich bei ihm zu Hause an den Küchentisch und spielten zusammen mit Angela und den beiden älteren Kindern stundenlang Memory .
    Daher war es ziemlich spät, als Hardy nach Hause kam, und sofort rief er Glitsky an. Der Sergeant war nicht besonders gut gelaunt. Kurz angebunden bat er Hardy, morgen früh als erstes bei ihm vorbeizukommen. Es gehe um die Cochran-Sache.
    »Natürlich«, sagte Hardy. »Ist etwas passiert?«
    »Ja, kann man so sagen. Es gibt noch einen Toten, und diesmal war es ganz sicher kein Selbstmord.« Glitsky hängte auf.

Kapitel 20

    Leer, leer, leer.
    Wie ein Kreisel drehte sich dieses Wort in Sam Polks Gehirn, seit er seinen Wagen die Garagenauffahrt hinaufgelenkt hatte. Leer. Das Haus war jetzt, nachdem Nika gegangen war, völlig leer.
    Vor ein paar Stunden hatte er sie angerufen, nachdem die Polizei in seinem Büro gewesen war. Sie hatte ihm ihr Mitgefühl wegen Lindas Tod ausgesprochen, aber aus ihrer Stimme konnte er herauslesen, daß sie nicht mehr dasein würde, wenn er nach Hause kam.
    Merkwürdig, ihre Abwesenheit war ganz in Ordnung, eigentlich fand er es sogar besser so. In der Halle hatte er einen Zettel auf dem Tisch gefunden:
    Sammy, es tut mir leid, aber zwei Begräbnisse in einer Woche halte ich nicht aus. Es wird mir alles zuviel. Ich dachte, du hättest nichts dagegen, wenn ich zu Janeys (du weißt schon, in Cupertino) fahre und dort ein paar Tage verbringe und versuche, einen klaren Kopf zu behalten. Wenn du willst, kannst du mich dort anrufen (die Nummer steht in unserem Buch). Es tut mir leid wegen Linda.

    Es tut mir leid wegen

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