Der Deal
bedeuten, es wäre nicht seines – Sams – Geld. Und natürlich hatte Alphonse das Geld bei sich.
Andererseits, wenn er erst einmal zugegeben hatte, daß es sein Geld war …
Verdammt noch mal, auf der ganzen Welt gab es doch niemanden, der 120.000 Dollar vergaß, selbst dann nicht, wenn er gerade erst seine Tochter verloren hatte. Diese Summe mußte zumindest in einem hinteren Winkel des Gedächtnisses vorhanden sein.
Also, was konnte er jetzt den Bullen erzählen? Die kannten doch schon alles, was es an Entschuldigungen und dem ganzen Mist gab, die würden doch noch auf hundert Meter Entfernung Verdacht schöpfen.
Wenn er ihnen gleich alles über das Geld erzählt hätte, wäre wahrscheinlich alles in Ordnung gewesen, denn verdammt noch mal, wie er Linda da so hatte liegen sehen, da war er doch außer Fassung gewesen, die hätten ihm nur ein paar Fragen gestellt, und der Rest wäre von allein gelaufen.
… er hätte ihnen mit einem schiefen Lächeln gestanden, daß er um Geld pokerte.
… oder es wäre so eine rührselige Rücklage für die guten Arbeiter, steuerfrei natürlich, solange, bis der Ärger mit Cruz vorbei war.
Verdammt! Irgend etwas!
Aber jetzt steckte er bis über beide Ohren in dem Schlamassel. Die kauften ihm nichts mehr ab, und er konnte es ihnen nicht mal verübeln. Er würde sich die Story selbst nicht abkaufen.
»Habe ich recht gehört, Mr. Polk, daß sie an diesem Morgen 120.000 Dollar in Ihrem Safe hatten und daß Sie diese Tatsache für wie lange … sechs Stunden vergessen hatten? Mr. Polk, für wie alt halten Sie mich?«
Die Flasche Jack Daniels war leer. Leer. Wie der Safe, wie er selbst. Er machte sich auf in sein Büro und grabschte sich eine andere Flasche, diesmal war es französischer Brandy, den Nika sogar mochte.
Okay, er steckte also in Schwierigkeiten. Aber die Hauptsache war jetzt, nicht das Geld zu verlieren. Sobald er es erst einmal zurückbekommen hatte, konnte er sich etwas Neues ausdenken. Es war dann auch völlig egal, was die Polizei von ihm dachte. Er hatte bis jetzt noch nichts Illegales getan, und das mußte er sich immer wieder vor Augen halten, dann würde die Sache schon gutgehen.
Er ging nach draußen. Unten in der Stadt war es schon kalt gewesen, aber hier, ein halbes Dutzend Meilen weiter südlich, hielt sich das Wetter noch. Hier konnte er den Duft der ersten Gardenien, vielleicht sogar einen Hauch Jasmin wahrnehmen. Tief atmete er ein. Durch den peinlich genau gepflegten Garten führten kleine weiße Lichter bis zu seinem Whirlpool. Es lag so etwas wie Ehrfurcht in seinem Blick, als er seinen Besitz betrachtete. Das alles hier gehörte ihm, so weit hatte er es gebracht. Es handelte sich nicht einfach nur um ein jämmerliches, einsames Besäufnis in irgendeiner Küche. Er lebte hier in einem verfluchten Hillsborough-Landsitz mit Grundstück und Landschaft und einem Whirlpool, danke schön.
Er setzte seinen Fuß auf die erste Steinstufe, ging die Treppe aber nicht hinab. Draußen am Whirlpool sah er auf das Thermometer, es zeigte vierzig Grad an.
Wenn er seinen Kopf nur leeren und etwas nachdenken könnte, dann käme ihm bestimmt eine Idee. Der Anblick des Wassers reizte ihn, aber nur sekundenlang, dann ließ er sich auf die Treppe nieder und blickte verloren zu Boden. Es erschien ihm nun doch etwas zu kalt, und wahrscheinlich wäre es besser, die Düsen anzustellen.
So, jetzt ging es ihm doch schon viel besser. Eine Flasche mit dem französischen Fusel neben dem Ellbogen, ein Glas in der Hand – das blies ihm seine Sorgen und Nöte davon. Andere Leute hatten härter gearbeitet und waren an schlechteren Plätzen gelandet.
Mit geschlossenen Augen lehnte er seinen Kopf an die Wand des Beckens, nahm noch einmal einen Schluck aus seinem Brandyglas.
Kann sein, daß ich zu wenig denke, sagte sie zu sich selbst. Oder vielleicht nur noch in meinem gewohnten Trott.
Der Souvenirraum, wie sie ihn nannte, war nur von einer einzigen Birne beleuchtet. Er befand sich am anderen Ende des Flurs zu Stevens Zimmer, dort waren alle Bilder aufgehängt. Spät am Abend hatte es sie dort noch hingezogen.
Das Schnarchen von Big Ed drang aus dem Nebenzimmer, aber es störte sie nicht, wie die meisten Dinge, die Big Ed tat, sie nicht störten. Der Zigarrenrauch stank ihr manchmal in der Nase, aber auf der anderen Seite tolerierte Ed auch ihre eigenen Fehler – daß sie nicht genug zu Hause war, daß sie immer unterwegs war, um anderen zu helfen, und daß sie unfähig
Weitere Kostenlose Bücher