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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Linda. Das war alles. Es tut mir leid wegen Linda. In dem leeren Haus schien in der Dunkelheit alles widerzuhallen. Es hatte keinen Zweck, noch mehr Licht zu machen – das eine in der Küche über dem Herd reichte aus. Er brauchte nur genug Licht, um die Flasche zu erkennen.
    Hier war er jetzt also gelandet. Seine ganze Arbeit, seine ganze Planung, sein Schweiß, sein Sparen, seine Energie – hierhin hatte ihn das alles gebracht. An einen leeren Küchentisch in einem leeren Haus, hier saß er allein um Mitternacht und trank.
    Jetzt, wo er einmal dabei war, fragte er sich, warum er nicht viel öfter trank – im Augenblick war es auf jeden Fall das einzige, was er wollte. Die erste Reaktion waren Magenschmerzen gewesen, aber das war nach einer Weile vorbeigegangen. Er goß sich erneut einen Schluck ins Glas, stand auf, stolperte dabei ein bißchen und grabschte sich eine Handvoll Eis aus dem Eisfach.
    Als er wieder am Tisch saß, schlug er das Fotoalbum auf, das er über eine halbe Stunde lang verzweifelt gesucht hatte. Nika hatte es halb verdeckt in eine der Schubladen unter dem Bücherregal gelegt.
    Da war Linda. Er zwang sich dazu, sie anzusehen. Sie war nicht eigentlich schön gewesen, aber es war etwas an ihr gewesen, ein Wille zu gefallen. Deshalb hatten die Leute sie gemocht, in letzter Zeit war er sich eigentlich nicht im klaren darüber gewesen, wie sehr er sie mochte. Dabei war es nicht einmal so gewesen, daß sie besonders viel miteinander geredet hätten.
    Manche Leute kommunizierten auf eine andere Art miteinander. Diese Art war in den Vordergrund getreten, als sie erwachsen wurde und anfing, ihre eigenen Wege zu gehen – Drogen, Jungs und so weiter.
    Aber was hätte er dagegen schon machen können? Es war nicht seine Sache, seitdem sie aus der High School draußen war. Sie hatte ihm selber gesagt, daß sie erwachsen war.
    Wieder schenkte er sich ein und stieß dabei laut mit der Flasche gegen das Glas. Warum war Linda nur dagegen gewesen, daß er seit neuestem wieder an seinem eigenen Liebesleben interessiert war, daß er jemanden suchte, mit dem er sein Leben teilen konnte? Linda hatte ihm schließlich klargemacht, daß sie ihr eigenes Leben führte. Okay, also war er losgezogen und hatte sich sein eigenes Leben aufgebaut. Er hatte sich das auch verdammt hart erarbeitete, schließlich hatte er allein eine Tochter großgezogen und ein Geschäft aufgebaut. Sie hatte einfach kein Recht, ihm seine Beziehung mit Nika zu mißgönnen.
    Es hallte in dem leeren Haus, als das Telefon klingelte. Und wieder fühlte er, wie sich sein Magen zusammenzog und verkrampfte. Selbst wenn es Nika war, wollte er nicht mit ihr sprechen. Also ließ er es elfmal läuten, dann hörte es auf.
    Gedrückt ging er, in der Hand das Glas balancierend, die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer, und sein Herz schlug vor Furcht hart in seiner Brust. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen, wer am Telefon gewesen sein konnte – und das war nicht Nika.
    Aber nein, das war doch dumm. Wie konnte irgend jemand schon davon wissen? Morgen, vielleicht … nein, nicht vielleicht, sicher … morgen würden sie sicher davon wissen. Aber noch nicht heute. Er setzte sich auf das Bett. Das Ganze hatte er schon vergessen, nein, nicht vergessen gehabt, aber von sich weggeschoben, lange würde er das nicht mehr durchstehen.
    Tatsächlich steckte er in Schwierigkeiten. Wie war er nur so schnell in diese komplizierte Situation geraten? Vor ungefähr zwei Wochen hatte er ein einfaches Geldproblem und eine einfache Lösung gehabt, und jetzt ging überhaupt nichts mehr.
    Nackt wankte er mit seinem leeren Glas die Treppe hinunter. Dabei mußte er sich am Geländer festhalten, und selbst mit dieser Unterstützung kamen ihm die Treppenstufen verdammt uneben vor.
    Na gut, und wenn schon. Er lebte hier allein, und daher konnte er tun, was ihm gefiel. Und wenn er müde war und betrunken, weil seine kleine Tochter umgebracht worden war, dann war er es eben – scheiß auf jeden, der ihm deshalb einen Vorwurf machen wollte.
    Doch dann drängte sich ihm ein anderer Gedanke auf. Gott im Himmel, es gab so viel zu bedenken, was auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen schien. Aber das eine war wichtig. Es war sogar wichtiger als Linda – nein, das dachte er nicht.
    Aber es war von immenser Bedeutung. Er hatte der Polizei gegenüber die Aussage gemacht, daß kein Geld im Spiel sei. Aber was war, wenn sie Alphonse fanden und er hatte das Geld bei sich? Das würde

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