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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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war zu allem anderen nicht nur Dieb, sondern darüber hinaus auch noch Fetischist, und er durchstreifte den Mac Arthur-Park auch deshalb, um alten Frauen, die sich nicht wehren konnten, die Unterwäsche zu klauen. Eines Tages hatte er einer Großmutter, die in ihrem Rollstuhl gesessen und ein Nickerchen gehalten hatte, die Strümpfe von den verkrüppelten Beinen gezogen, und er war anschließend von dem Schrecklichen Tschechen bis an den Rand des Teiches gejagt worden, in den der alte Säufer dann hineingesprungen und nach Duckie Island geschwommen war, so daß man ihn dort am Ende nur mit Hilfe eines Hubschraubers hatte festnehmen können. Die Uniform des Schrecklichen Tschechen war dabei über und über mit Entenscheiße bekleckert worden und hatte zweimal chemisch gereinigt werden müssen. Der Schreckliche Tscheche konnte diesen Säufer wirklich nicht die Bohne leiden.
    Sein Name war Elmo McVey. Er war ein ekelhaftes Individuum, trug einen Bürstenhaarschnitt und stank wie das Schlachthaus von Vernon. Im Grunde war es zwar deprimierend, mit anzusehen, wie ihn der Alkohol mehr und mehr kaputtmachte, aber in erster Linie kam es dem Schrecklichen Tschechen doch wohl auf das Hühnchen an, das er mit ihm zu rupfen hatte.
    Die beiden Cops entdeckten ihn, als sie ihre erste Runde durch den Mac Arthur-Park machten und noch hofften, daß ihnen zur Abwechslung mal keine Arschlöcher, die alten Rentnern das Geld für den nächsten Schuß abluchsten, keine bekannten Visagen aus der Fahndungsliste und keine Trickdiebe, die den Leuten an der Bushaltestelle das Portemonnaie klauten, über den Weg laufen würden. Elmo McVey war weiß Gott der letzte, den der Schreckliche Tscheche sehen wollte, wenn er derart sauer war. Aber da war er nun mal.
    Der magere Säufer schlich sich gerade an ein junges guatemaltekisches Pärchen heran, das auf dem Rasen lag und rumknutschte. Die beiden hatten offensichtlich irgendwo Beute gemacht, und die lag derzeit, in einer Tragetüte, ein Stück von ihnen entfernt auf einer Holzbank. Die Beute bestand aus einem großen, silbern glänzenden Stereoradio, das zwar nicht eingeschaltet war, aber sehr aufreizend und verführerisch aus der Tragetüte herausguckte. Elmo McVey kroch auf diese Tragetüte zu wie eine räudige Katze, die sich an eine Heuschrecke heranpirscht.
    Der Schreckliche Tscheche sagte: »Am liebsten möchte ich diesen Strolch aufhängen.«
    »Das würd ich auch gern«, sagte Cecil Higgins, der natürlich nicht ahnte, daß der Schreckliche Tscheche momentan in der Tat bösartig genug war, das, was er gesagt hatte, auch zu verwirklichen.
    Während sie beobachteten, wie Elmo McVey fünfzig Meter von ihnen entfernt durch das Gras schlich, kam eine zahnlose Frau mit starkem Bartwuchs am Kinn völlig außer Atem über den Weg quer durch den Park auf sie zugelaufen und sagte: »Officers, sind Sie hinter diesem Drecksack her?«
    »Ja, Lady«, antwortete Cecil Higgins. »Was hat er wieder verbrochen? Ihnen das Portemonnaie gestohlen?«
    »Er hat mir meinen BH gestohlen!« antwortete die Frau mit dem starken Bartwuchs. »Von der Wäscheleine direkt vor meinem Fenster.«
    Cecil Higgins nahm die Dienstmütze vom Kopf und rieb sich seinen spärlichen Skalp, der nicht zuletzt durch seine zahllosen Experimente mit nutzlosen Haarwuchsmitteln seinen schokoladenfarbenen Schimmer allmählich zu verlieren drohte. Die anderen Cops sagten, Cecils Kopf sähe allmählich aus wie eine Kaffeebohne, die mehr und mehr zerbröckelt. Er hatte sogar schon das Pflege- und Färbemittel Lady Clairol ausprobiert, hauptsächlich für seinen Schnurrbart, der allerdings, wenn er ihn nicht ständig behandelt hätte, tatsächlich wohl längst schneeweiß gewesen wäre. »Lady, das is sogar für Elmo McVey ein starkes Stück«, sagte Cecil Higgins. »Ich möcht wirklich mal wissen, was er mit 'nem BH Größe fünfzig mit Spezialkörbchen anfangen will. Muß doch verdammt schwer zu verscheuern sein, könnt ich mir vorstellen.«
    »Ich verlange von Ihnen, daß Sie ihn ins Gefängnis bringen!« sagte die Frau mit dem starken Bartwuchs. »Der ist doch der letzte Dreck.«
    »Bei so widerlichen Säufern wie dem krieg ich immer sofort Kopfschmerzen«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Am liebsten würd ich diesen Säufer aufhängen.«
    »Is noch viel zu gut für ihn, wenn Sie mich fragen«, sagte die Frau mit dem starken Bartwuchs. Dann drehte sie sich um, immer noch zutiefst entrüstet, und lief schnaufend den Weg durch den Park

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