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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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zurück.
    Er hörte die beiden gar nicht erst kommen. Elmo McVey wurde plötzlich am Rücken seiner Armydienstjacke gepackt und einen halben Meter hoch in die Luft gehoben, und er blickte in die inzwischen völlig verrückten grauen Augen des stärksten, größten und zweifellos bösartigsten Cops der Rampart Division. Der Schreckliche Tscheche ließ ihn einen Augenblick baumeln, und er sah, wie er da so zappelte und zischte, einer räudigen Katze tatsächlich erstaunlich ähnlich.
    »Ich hab nix gemacht«, fauchte Elmo McVey. »Ich wollt bloß hören, wie das Baseballspiel steht!«
    »Da läuft kein Baseballspiel, Elmo«, sagte Cecil Higgins, während der Schreckliche Tscheche den Säufer immer noch am Genick hochhielt und ihn anstierte.
    »Na gut, ich hab irrtümlich geglaubt, daß 'n Baseballspiel läuft, ganz ehrlich«, sagte Elmo McVey. »Einmal 'n Fan von den Mets in New York, immer 'n Fan von den Mets in New York. Ich hab gedacht, die Los Angeles Dodgers würden heute in New York spielen. Bloß deshalb wollt ich gerade das Radio da vorn einschalten, damit ich hör, wie's im Augenblick steht, ganz ehrlich, sonst wollt ich gar nix.«
    »Warum gehste nicht ganz zurück nach New York, Elmo?« sagte Cecil Higgins, und der Schreckliche Tscheche ließ den versoffenen Penner zwar wieder runter, hielt ihn aber nach wie vor am Genick fest.
    »Zu kalt in New York. Hier, Los Angeles, das ist die richtige Gegend für mich«, sagte Elmo McVey, der sich äußerst unbehaglich fühlte, weil der Schreckliche Tscheche mit seiner riesigen Catcherhand immer noch seinen mageren Hals umklammert hielt.
    Schließlich meinte der Schreckliche Tscheche: »Ich hab dir tausend- und abertausendmal gesagt, daß du dich in die Main Street verpissen sollst, Elmo, in die Innenstadt. Hab ich's dir tausend- und abertausendmal gesagt oder nicht?«
    »Ich kann diese Main Street nicht leiden. Gibt da viel zu viele Saufbrüder«, sagte Elmo McVey und schaute dem Schrecklichen Tschechen angstschlotternd in die sichtlich geistesgestörten grauen Augen.
    »Na gut, ich sag's dir nie wieder«, sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Was hamse vor?« fragte Elmo McVey.
    »Ich hab vor, dich aufzuhängen!« antwortete der Schreckliche Tscheche.
    Und während der Schreckliche Tscheche Elmo McVey in südlicher Richtung durch den Mac Arthur-Park führte, marschierte Cecil Higgins zögernd hinterher und fragte sich, was für eine miese Show hier wohl noch ablaufen sollte. Irgendwie war ihm das alles gar nicht geheuer, weil der Schreckliche Tscheche heute noch bekloppter als sonst aus seinen bekloppten Augen guckte. Aber vielleicht liegt's ja bloß am Kater, sagte sich Cecil Higgins am Ende seiner Überlegungen. Bis sie in diese einsame Gasse östlich der Alvarado und nördlich der Achten Straße kamen.
    »Ich hab mir die Stelle gemerkt, als wir gestern hier vorbeigekommen sind«, sagte der Schreckliche Tscheche zu Cecil Higgins, als sie die Gasse erreichten.
    »Welche Stelle hast du dir gemerkt?« Cecil Higgins blickte sich um. Die schmale Gasse war tatsächlich weit weg von jedem Verkehr und erstaunlich ruhig. Ein paar Holzkisten lagen herum, als Grenze zwischen einem pinkfarbenen, von oben bis unten mit Stuck verzierten Apartmenthaus, in dem zahllose Latinos hausten, die noch nicht eingebürgert waren, und einem Lager für Autozubehör, das mit mehr Alarmanlagen, Stacheldraht und Eisengittern gesichert war als das Staatsgefängnis von Folsom. Abgesehen von diesen Holzkisten und dem Wrack eines Fahrrads gab es in der ganzen Gasse keine Spuren menschlichen Lebens.
    »Das da hab ich mir gemerkt«, sagte der Monstercop.
    Versteckt hinter einem Abflußrohr, das offenbar seit langem von dem Haus abgerissen worden war, hing ein gut sechs Meter langes Stück Seil, das irgend jemand mal an der letzten Stufe einer Feuerleiter angebracht hatte, die derzeit ihrerseits nur noch von einem verrosteten Draht in Höhe der zweiten Etage festgehalten wurde. Mit ungewöhnlichem Eifer fing der Schreckliche Tscheche an, in das ölverschmierte Seilstück eine Schlinge zu knüpfen.
    Cecil Higgins und Elmo McVey schauten sich verbiestert an, und Elmo McVey kicherte unbehaglich und sagte: »Ich denk, die Todesstrafe ist in diesem Staat abgeschafft worden.«
    »Nee, sie is wieder in Kraft«, sagte Cecil Higgins. »Aber sie is seit ewig nich mehr vollstreckt worden.« Dann sagte er zu seinem Partner: »Hey, Tscheche, was machste denn da, zum Henker?«
    »Ich hab ihm tausend- und

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