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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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das, was in Amerika als anstößig gilt, in Seoul und fast überall im Fernen Osten und in Südostasien alltäglich ist.
    »Es ist wirklich reine Schikane, daß das Sittendezernat in der heutigen Zeit immer noch Zeit und Geld und Arbeitskräfte verplempert, so angenehme Gaststätten wie die hier zu überwachen und von seinen Jungs zu verlangen, sich als Kunden auszugeben, bloß damit sie dann den Animiermädchen 'n paar alberne Anzeigen verpassen können«, sagte der Schreckliche Tscheche laut, damit ein Animiermädchen, das nachts in seiner Freizeit in der Cocktaillounge des Restaurants tätig war und nachmittags als Kellnerin arbeitete, es hören konnte.
    Das Mädchen wußte, daß die Ansichten eines so niederen Staatsdieners wie dieses Monsterstreifencops vom Polizeichef ungefähr so ernst genommen wurden wie all diese komischen Botschaften, die in sogenannten Überraschungseiern für Kinder zu finden sind. Dennoch, sie machte das alberne Spielchen mit koreanischer Geduld mit.
    »Ja, ja«, sagte das Mädchen, »schlimm, schlimm.«
    »Ich mein, sieh's mal so, Cecil«, sagte der Schreckliche Tscheche zu seinem Partner, der sich sein schweißüberströmtes Gesicht mit einer Serviette abwischte. »Diese Jungs vom Sittendezernat lassen in 'ner Bar wie der hier unter Umständen hundert Dollar für Drinks springen und geben sich als harmlose Gäste aus, bis sie schließlich von so 'ner armen kleinen Hostess gefragt werden, ob sie ihr nicht mal 'n Drink spendieren wollen, was ja verboten ist. Und dann legen sie los, dumdideldum, und holen die Marke raus und drücken ihr ne Strafanzeige aufs Auge, bloß weil sie animiert hat, also nach 'nem Drink gefragt hat. Ein Riesenerfolg. Haben sie damit dann die öffentliche Moral geschützt? Ich frag dich, ist das in der heutigen Zeit wirklich noch die Aufgabe der Polizei? Was wird auf der anderen Seite dagegen getan, daß unsere Straßen überlaufen sind von Wahnsinnigen und Geisteskranken und Mördern und Frauenschändern, und gegen all diese anderen Auswüchse, die wir den Demokraten verdanken? Das möcht ich wirklich mal wissen.«
    »Ja, ja«, murmelte Cecil Higgins, während er darüber nachdachte, ob das Feuer in seinem Leib mit einem Glas Milch gelöscht werden könnte.
    »Mein Gott, hier geht's doch wirklich nur um asiatische Sitten und Gebräuche! Das ist bei denen ganz normal, in Bars zu gehen, wo hübsche Mädchen sind, und es stört sie ganz und gar nicht, wenn diese hübschen Mädchen sie nach 'nem Drink fragen und ihnen vorschwärmen, wie männlich sie sind. Verdammt noch mal, ich fand das doch selber toll, als ich damals in Vietnam war und in Thailand und Kambodscha und Japan. Um mehr geht's dabei doch gar nicht.«
    »Ja, ja.« Cecil Higgins hatte stets die richtige Antwort parat.
    »Taxinutten, die werden in dieser Stadt konzessioniert und geduldet. Aber bloß Taxinutten ohne Schlitzaugen. Ich glaub allmählich, die haben es auf die Leute hier bloß abgesehen, weil sie Ausländer sind.«
    Der Schreckliche Tscheche blickte, beifallheischend, den Kellner an, der den Tisch nebenan abräumte, und der Kellner nickte dem Monstercop zu und erklärte: »Licht an«, was der Schreckliche Tscheche als zustimmendes »Richtig, Mann« verstand, was aber die einzigen beiden Worte in der Landessprache waren, die der Koreaner beherrschte, so daß er sowieso nicht den blassesten Schimmer hatte, was der Monstercop vor sich hin quasselte, und sich im Grunde bloß wünschte, der Kerl möge schleunigst zur Hölle fahren oder wenigstens endlich verschwinden.
    Es war äußerst schwierig, den Schrecklichen Tschechen dazu zu bringen, endlich damit aufzuhören, sich auf diese Weise fürs Abendessen zu bedanken. Wenn der Boß noch dagewesen wäre, hätte er seiner Sympathie und seinem Verständnis für die Misere der Asiaten bestimmt noch eine weitere halbe Stunde lang Ausdruck gegeben. Aber Cecil Higgins war müde, und es war auch an der Zeit, die Show zu beenden, die regelmäßig darauf hinauslief, daß der Schreckliche Tscheche wenigstens so tat, als habe er die Absicht, seine Rechnung zu bezahlen. Dies wurde dann natürlich ebenso regelmäßig abgelehnt, wobei die unendlich geduldigen Leute ununterbrochen ihr unechtes Lächeln zeigten und sich verbeugten, obwohl sie sich von Herzen wünschten, der Boß möge die zwei großen Schleimscheißer ein für allemal rausschmeißen und sich gleichzeitig darauf konzentrieren, Politiker und andere wirklich einflußreiche Leute zu schmieren, die im

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