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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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inneren Organen, schleimig wie eine Schnecke, war ihm an die Schulterpartie geflogen und hatte sich dort festgesetzt. Aber eins war am allerschlimmsten für Chip, der herumbrüllte und den Obduktionsgehilfen, dem das alles absolut schnuppe war, verfluchte – an der sonnenverbrannten Surfer-Nase von Chip Muirfield baumelte ein wurmförmiges Stückchen von Missy Moonbeams Darm.
    *
    Chip Muirfield und Melody Waters konnten den Ausflug, den Mario Villalobos an diesem Nachmittag zum Wonderland-Hotel unternahm, nicht mitmachen. Chip und Melody hatten auf dem allerschnellsten Weg zu Chips Apartment in Venice fahren müssen, damit Chip seine blutbespritzte Kleidung wechseln konnte. Anschließend brachten sie den piekfeinen Anzug schleunigst zu einer örtlichen Reinigung.
    Als der Hosenbügler den Auftrag notieren wollte, sah er die zahllosen Blutflecken und sagte: »O Gott, o Gott, was ist denn passiert?«
    Woraufhin ihm ein sowieso noch äußerst geschockter Chip Muirfield gereizt entgegnete: »Ich hab mich beim Rasieren geschnitten. Füllen Sie endlich den verdammten Auftragsschein aus und kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram. Ich hab's eilig.«
    Chip Muirfields freches Auftreten verdarb dem Hosenbügler auch noch den Rest seines miserablen Tages. Der Hosenbügler hatte von den Chemikalien und dem Wäschestärkegeruch in seinem Laden restlos die Schnauze voll und sich an seinem heißen Eisen mehrfach die Finger verbrannt, und es hatte ihm deshalb gerade noch gefehlt, daß ihm ein großkotziger Kerl wie der hier dumm kam, bloß weil er sich nach ein paar Blutflecken erkundigt hatte. Plötzlich fand der Hosenbügler in einer Tasche des Anzugs ein kleines Tütchen. Darin war irgendwas Weiches. Vielleicht ein paar zusammengefaltete Dollars? Es geschähe dem großkotzigen Kerl ganz recht, wenn sie ihm von einem Hosenbügler geklaut würden, dachte der, und genau das wollte er dann auch tun. Er sah sich verstohlen um und riß das Tütchen entschlossen auf und …
    »KOMMEN SIE SOFORT HER!« schrie der Hosenbügler ins Telefon, als sich der diensthabende Cop in der Zentrale der zuständigen Polizeistation von Venice meldete. »Schicken Sie die Mordkommission! Rufen Sie die Presse an! Machen Sie dem Team für die Sechsuhrnachrichten im Fernsehen Beine!« O Gott, o Gott, wahrscheinlich sollte er sich besser noch rasch rasieren und das Hemd wechseln, bevor die Fernsehfritzen erschienen!
    Die Detectives von Venice organisierten dann noch an diesem Abend eine ständige Überwachung der Adresse eines gewissen Chip Muirfield, der seine Wohnung erst kürzlich gemietet hatte und den seine Nachbarn deshalb nicht kannten. Als der junge Mann schließlich gemeinsam mit einer beschwipsten Melody Waters, die ihrem Gatten, einem Wirtschaftsprüfer, vorgeflunkert hatte, sie müsse die ganze liebe lange Nacht an einem Mordfall arbeiten, auf der Bildfläche erschien, wurde er, ebenso wie Melody, von vier Detectives mit Gewehren sofort aus dem Wagen gezerrt und von einem großen Cop, der sich ziemlich aufregte, als er entdeckte, daß der Verdächtige eine Kanone bei sich hatte, breitbeinig und mit ausgebreiteten Armen auf die Motorhaube gelegt.
    Das Endergebnis war, daß Chip und Melody ihre Identität schließlich nachweisen und die Herkunft des Missy-Moonbeam-Stückchens, das Chip in der Tasche mit sich herumgeschleppt hatte, erklären konnten. Sie versöhnten sich zwar mit den meisten dieser wildgewordenen Detectives, die offenkundig geglaubt hatten, eine Los-Angeles-Version des Yorkshire-Rippers geschnappt zu haben, aber sie weigerten sich hartnäckig und mit Entschiedenheit, auch mit jenem großen Cop ihren Frieden zu machen.
    Als Chip von jenem großen Detective aus dem Auto gezerrt und breitbeinig und mit ausgebreiteten Armen über die Motorhaube seines eigenen Wagens gelegt worden war, hatte er sich gewaltig geärgert und lauthals gebrüllt: »Hör auf, du Arschloch! Weißt du eigentlich, wer ich bin?« Und dann hatte er einen großen, großen Fehler gemacht, als er auch noch versuchte, den Detective im selben Moment, in dem der Mann sah, daß er eine Kanone trug, beiseite zu stoßen.
    So wurde Chip ein Opfer des umstrittenen Würgegriffs, der ja nur noch in extremen Notlagen angewendet werden sollte, wie der Polizeichef von Los Angeles versprochen hatte, als er sein berühmtes Statement über jene Schwarzen abgab, deren Venen und Halsschlagadern sich angeblich nicht immer so schnell wieder öffneten wie bei normalen Leuten.
    Mehrere

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