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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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»Guckt euch das an. Unser Minicop hat 'n Fingernagel verloren. Ausgerechnet den mit dem Porscheabzeichen. Ist doch wirklich wahr. N Polizist hat kein leichtes Los!«
    Und als ob das alles noch nicht schlimm genug gewesen wäre, mußte sie ausgerechnet an diesem Nachmittag auch noch zu Fuß hinter einem Autodieb herrennen, während Dilford als der Mann am Steuer mit dem Wagen um den Häuserblock raste und versuchte, dem Dieb in einer Seitenstraße nördlich der Temple den Weg abzuschneiden. Ein anderer Funkwagen jedoch hatte den Verdächtigen schon in die Enge getrieben, und das Rennen war zu Ende. Beinahe jedenfalls. Da allerdings das Police Department seine weiblichen Beamten in dieselben Uniformen zu stecken pflegte wie die männlichen, gab es für die weiblichen im Grunde kaum einen Platz, an dem sie gewisse Unentbehrlichkeiten unterbringen konnten. Als Dolly an jenem Tag schließlich abgehetzt an der Temple ankam, hatte Dilford dem Tatverdächtigen bereits Handschellen angelegt. Und Dolly rutschte eine ihrer Unentbehrlichkeiten aus dem Strumpf.
    Als Dilford sah, daß ein kleiner Puertoricanerjunge zu Dolly gelaufen kam und ihr die verlorene Unentbehrlichkeit überreichte, verdrehte er die Augen so fürchterlich, daß man glauben mußte, seine Pupillen würden nie wieder zum Vorschein kommen.
    »Das sind also eure neuen Polizeiwaffen!« schrie Dilford, laut genug, um die Tauben im Echo-Park in Panik zu versetzen. »Ohrringe mit Doppellochung. Gestreifte Fingernägel. Und im Strumpf haben sie Tampax. Nee, danke!«
    Das Ganze hatte dann vor drei Wochen seinen Höhepunkt erreicht, als diese kubanische Tunte auf sehr brutale Art Pele imitiert und versucht hatte, Dilfords Bolas, nämlich seine Eier, in ein imaginäres Fußballtor zu schießen.
    Dies war ein besonders schlimmer Tag für Dilford gewesen, der sich hatte sterilisieren lassen und von daher noch ziemlich empfindlich war. Dilford hatte beschlossen, der einzige Junggeselle der Rampart Division zu werden, der den Eingriff tatsächlich machen ließ. Zwei seiner Lehrgangskameraden auf der Akademie waren von einigen miesen, fetten Groupies aus Chinatownbars mit Vaterschaftsklagen beglückt worden. Wenn er später doch mal heiraten sollte, pflegte Dilford zu sagen, würde er die Leitung wieder anschließen lassen oder ein paar kleine dicke Wonneproppen adoptieren oder vielleicht auch direkt eine reiche Braut heiraten, die schon ein paar kleine dicke Wonneproppen mitbrachte.
    Dilford und Dolly waren an diesem Tag extrem schlecht gelaunt und knatschig gewesen. Er wegen der Sterilisation, sie, weil sie gerade ihre Periode gekriegt und zwei blühende fette Mittesser am Kinn entdeckt hatte. Sie hatte später immer das Gefühl, daß das, was passiert war, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit war, weil Dilford die Tunte insofern vorsätzlich verärgert hatte, als ihm bekannt war, daß männliche Homosexuelle es grundsätzlich nicht leiden können, wenn sie von weiblichen Cops verhört, festgehalten, durchsucht oder in irgendeiner sonstigen Weise verarztet werden.
    Nach den Bestimmungen des Departments durften weibliche Polizisten Angehörige beider Geschlechter durchsuchen. Männliche Polizisten dagegen durften keine Frauen durchsuchen, es sei denn im äußersten Notfall. Auf der anderen Seite genossen es die sogenannten kessen Väter geradezu, von weiblichen Beamten durchsucht zu werden. Tatsächlich leisteten weibliche Beamte einen wesentlichen, wenn auch kaum zur Kenntnis genommenen Beitrag zur gemeinsamen Polizeiarbeit, indem sie von ihrer Fähigkeit Gebrauch machten, wildgewordene kesse Väter einzig und allein mit Liebesgeflüster zu beruhigen. Oder, von Fall zu Fall, auch mit Schweinigeleien.
    Dilford, der sein toffeefarbenes Haar geradezu pingelig in Form und Fasson hielt, ließ grundsätzlich nie eine Chance aus, ein Groupie aufzureißen, das scharf auf Cops war und beim Schichtwechsel mehr oder weniger zufällig in der Rampart Station herumlungerte, und er war dennoch, auf der anderen Seite, moralisch höchst empört und von biblischem Zorn erfüllt gewesen, als Stunden zuvor an diesem Tag ein 200 Pfund schwerer kesser Vater, ein richtiger Schlägertyp, von Dolly in den Knast gequatscht worden war, nachdem der oder die Type einem Angehörigen des US-Marinekorps (einem männlichen Sergeant) den Kiefer, die Nase und eine Rippe gebrochen hatte, bloß weil der mit der Freundin dieses kessen Vaters auf Achse gewesen war. Dilford war wirklich außer sich gewesen, als

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