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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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automatischen Karabinern in das Zelt gestürmt waren. An mehr nicht.
    Also Syrien, dachte er. Ich muß immer noch in Syrien sein. Dies muß ein Krankenhaus sein. Draußen ist es sehr hell, also noch Tag. Die Sonnenstrahlen fallen schräg ins Zimmer, es ist also Nachmittag oder Morgen.
    Links von ihm hing ein Kabel mit einer Klingel von der Dekke.
    Carl versuchte, den linken Arm zum Klingenknopf zu heben, aber der Schmerz war zu stark. Er wuchtete sich noch einmal hoch und bekam den Knopf mit der rechten Hand zu fassen, hielt ihn kurz und fiel dann wieder aufs Bett. Seine Wunde pochte. Er versuchte, das Gesicht zu bewegen. Ihm kam es vor, als hätte man ihn unter dem Verband, der das eine Auge bedeckte, genäht.
    Nach einiger Zeit erschien eine Krankenschwester und fragte ihn etwas auf arabisch, was er nicht verstand. Er bat auf englisch und französisch um Wasser. Die Schwester verschwand. Bald danach kehrte sie mit einem uniformierten Mann zurück und klappte vorsichtig das Kopfende des Krankenhausbetts hoch, so daß er in eine halbsitzende Lage kam. Sie hielt ihm einen Kunststoffbecher mit Wasser an den Mund und ließ ihn trinken.
    Dann verschwand sie auf leisen Sohlen aus dem Zimmer.
    Carl betrachtete die Schulterklappe des Mannes, als dieser einen Stuhl heranzog, sich neben Carl setzte und die Beine übereinanderschlug. Ein Adler und ein Stern, Armeeuniform.
    Der Mann war Oberstleutnant.
    »Ich nehme an, daß Sie Englisch sprechen, da Sie Schwede sind?« lautete die erste Frage.
    Carl nickte.
    »Ich bin Oberstleutnant Abdel Karim Helou, Militärischer Sicherheitsdienst«, stellte sich der Syrer kurz und geschäftigsmäßig vor.
    »Carl Gustaf Gilbert Hamilton, Kapitän der schwedischen Marine«, erwiderte Carl mit rauher Stimme.
    »Das nenne ich eine Überraschung. Sie sind Offizier?«
    »Ja, Reserveoffizier.«
    »Was tun Sie hier in Syrien?«
    »Kaufe Souvenirs und lasse mich zuschanden schießen.«
    »Ihre Freunde sind tot. Wissen Sie das?«
    »Ja.«
    »Sind Ihre Freunde Schweizer?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Carl versuchte, die Achseln zu zucken, aber der Schmerz bremste die Bewegung.
    »Sie reisen jedenfalls mit schweizerischen Pässen. Ich kenne sie als Schweizer.«
    »Wer hat Sie so zugerichtet?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das wissen Sie sehr wohl. Diese Leute haben Sie nicht zum Spaß gefoltert. Sie wollten etwas haben oder etwas erfahren.
    Nämlich was?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Bitte lassen Sie diese Scherze. Ihre Lage ist ernst.«
    »Ich bin kein Verdächtiger. Ich will mit meiner Botschaft sprechen.«
    »Verdächtig oder nicht - das ist manchmal eine ziemlich philosophische Frage. Die Botschaft kann warten, das heißt, wenn Sie sich zur Zusammenarbeit bereiterklären. Also? Wer hat Sie so zugerichtet?«
    »Wie lange bin ich schon hier? Und wo befinde ich mich?«
    »Etwa achtzehn Stunden, und Sie befinden sich in einem Armeelazarett, also auf militärischem Gelände. Nun, wer hat Sie erwischt?«
    Carl dachte fieberhaft nach, um eine klare Strategie zu finden. Was wäre die schlechteste Lösung? Schwedischer Sicherheitsdienst oder westdeutscher Terrorist? Das war in Syrien keine leichte Entscheidung.
    Irgendwo in der Türkei, dachte er weiter, irgendwo in der Türkei ist in einem Lastwagen die Katastrophe unterwegs.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß es Palästinenser waren, die Sie entführten«, fuhr der Oberstleutnant sichtlich ungeduldig fort. »Stimmt das?«
    »Ja, es könnte stimmen. Es waren jedenfalls definitiv keine Israelis.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie waren sehr jung. Außerdem sprachen sie Arabisch und wollten weiter in den Libanon. Das wäre für Israelis ein ziemlich überflüssiger Umweg. Außerdem dürfte es wohl Grenzen geben für das, was sich die Israelis auf Ihrem Territorium erlauben dürfen.«
    »Da haben Sie recht, aber auch mit dieser Sorte von Palästinensern ist es ernst genug. Wissen Sie etwas darüber, auf welchem Weg sie ins Land gekommen sind oder es verlassen haben?«
    »Nein. Sie sprachen über ganz andere Dinge.«
    »Aha. Und was wollten sie?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    Der Oberstleutnant lachte auf, ein kurzes, schmetterndes Lachen.
    »Was Sie durchgemacht haben, werden Sie so leicht nicht vergessen. Bekamen diese Leute zu hören, was sie wissen wollten?«
    »Nein.«
    »Und darum haben sie Sie gefoltert. Aber bei Ihnen haben die Brüder wohl etwas geschlampt? Ich habe jedenfalls den Eindruck.«
    »Ich glaube,

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