Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Derbysieger

Der Derbysieger

Titel: Der Derbysieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
wartete, aber Sands lehnte die Einladung, mitzufahren, ab. Er rief eine Taxe und fuhr zu seiner bescheidenen Wohnung im Westen.

6
    »Dean macht das Rennen!« schrien die Leute wild durcheinander. Auf den billigeren Plätzen hatte man es zuerst leise geäußert, aber nun ertönte dieser Ruf von allen Seiten.
    Drei Pferde galoppierten dicht nebeneinander, dem Feld weit voraus. Aber ein viertes Pferd machte sich auffallend bemerkbar. Es war stark und kräftig gebaut, und seine wilde, rotbraune Mähne flatterte im Winde. Alle Augen waren auf Dean gerichtet.
    Er lief ganz allein auf der Außenseite und holte gegen die Spitzengruppe immer mehr und mehr auf. »Dean macht das Rennen!«
    Näher und näher kam das Feld. Der berühmte Jockey Mahon spornte Battling Jerry an, denn er hatte sich umgesehen und die drohende Gefahr erkannt.
    Einmal, zweimal gebrauchte er die Peitsche, aber er konnte nichts mehr aus dem Pferd herausholen.
    Zwanzig Meter vom Ziel entfernt, strauchelte Battling Jerry und schwankte. Mahon riß ihn wieder in die Höhe, aber es war zu spät. Dean hatte als Erster das Ziel passiert. Eric Stanton wischte sich die Stirn. Was war das für ein Rennen gewesen!
    »Dieser verdammte Dean!« brummte Wilton, der neben ihm stand.
    »Wieso denn?«
    »Ich dachte, Jerry würde gewinnen«, entgegnete Toady Wilton ärgerlich. Er war sonst eine unfehlbare Autorität in bezug auf Rennen, aber heute hatte er viel Geld verloren.
    »Ich war meiner Sache wegen Jerry nicht so sicher«, erklärte Stanton nachdenklich, »und ich habe auch nichts dagegen, daß der alte Dean gesiegt hat.«
    Wilton sah ihn verwundert an, denn Stanton war der Eigentümer von Battling Jerry.
    »Wenn Sie so denken, ist ja weiter nichts über die Angelegenheit zu sagen. Ich wünschte nur, ich hätte nicht auf Jerry gesetzt.«
    Wilton verschwand in der Menge, und Eric Stanton ging zu seinem Pferd. Sein Trainer Clew überwachte gerade das Absatteln.
    »Beinahe hätten wir das Rennen gewonnen«, meinte der Mann. »Aber Jerry konnte auf den letzten fünfzig Metern nicht mehr gegen Dean ankommen. Mahon wußte das auch. Und Jerry hat das Letzte hergegeben … «
    »Mahon kann das ja am besten beurteilen. Ich glaube ihm unbedingt«, entgegnete Eric. »Auf jeden Fall war es ein glänzendes Rennen.« Er sah sich um. »Wo ist Mr. President?«
    Clew lächelte.
    »Es ist phantastisch, wie der alte Herr seinen Dean trainiert. Das Pferd muß doch jetzt schon zehn Jahre alt sein!«
    »Die Australier verstehen sich auf Pferde. Aber ich will nichts gegen Sie gesagt haben, Clew«, fügte er hinzu.
    »Ich begreife«, entgegnete Clew ruhig. »Aber vor dem alten Mr. President kann man wirklich den Hut abnehmen. Er vollbringt geradezu Wunder mit Dean.«
    In diesem Augenblick sah Eric den alten Herrn, über den sie gerade gesprochen hatten, und bahnte sich einen Weg durch die Presseleute.
    John President stand etwas abseits von den anderen. Trotz seiner achtzig Jahre hielt er sich noch aufrecht wie ein Soldat.
    Er hatte einen kleinen, kurzgeschnittenen Bart, und unter dem grauen Zylinder sah man seine schneeweißen Haare. Sein durchfurchtes Gesicht hatte eine frische Farbe und war sonnverbrannt. Als er Eric kommen sah, lächelte er ihm freundlich zu. Seine Bewegungen waren noch jugendlich lebhaft.
    »Ah, Mr. Stanton«, sagte er mit tiefer, melodischer Stimme, »wir haben Sie geschlagen beim Rennen! Das tut mir einerseits wirklich leid, andererseits bin ich natürlich darüber hocherfreut.«
    Eric nahm die ausgestreckte Hand und drückte sie kräfig.
    »Auf jeden Fall war es ein glänzendes Rennen. Es ist wirklich erstaunlich, wie mustergültig der alte Dean von Ihnen trainiert wurde. Sie haben ja allerdings auch nur dieses eine Pferd.«
    »Nein, das ist ein Irrtum. Ich besitze zwei«, erwiderte Mr. President vergnügt. »Aber Dean ist so groß und stark, daß er einen Stall für sich allein braucht. Die Leute wissen im allgemeinen nicht recht, was sie von mir halten sollen«, fuhr der alte Herr fort und zeigte mit dem Kopf nach der Menge. »Manche sagen, es wäre Hochverrat, daß ein alter Australier wie ich mit einem so alten Pferd nach Ascot geht und die besten Preise wegschnappe. Dean hat tatsächlich kein schnittiges Aussehen, aber auf der Rennbahn zeigt er doch immer noch zähe Ausdauer!«
    »Auf jeden Fall beweist er durch seinen Galopp, daß er es mit allen anderen Pferden in Ascot aufnehmen kann«, entgegnete Eric lächelnd.
    »Er ist meine dritte Hoffnung«, sagte Mr.

Weitere Kostenlose Bücher